Wer Spinnen nicht mag, hat im vergangenen Herbst wohl keine Freude am ungebetenen Besuch gehabt: In dieser Jahreszeit kommen Spinnen nämlich gerne ins Haus. Hier suchen sie sich eine ruhige Ecke oder eine Ritze und spannen ihr Netz auf. Bei diversen Hausspinnen-Arten liegt der Ursprung dieses Verhaltens an einem plausiblen Verhalten begründet: In dieser Zeit des Jahres sind die Spinnen besonders aktiv und in Paarungslaune. Andere wiederum werden von der Wärme angezogen, und am liebsten würden sie hier die Zeit bis im Frühling verbringen. 

Daraus wird in der Regel allerdings nichts. Denn wenn Spinnen ins Haus kommen, unterschreiben sie praktisch ihr Todesurteil. Grund dafür ist die Trockenheit in der Wohnung, die sie nicht überleben. Sofern sie noch bei Kräften sind, suchen sie sich nach einer gewissen Zeit automatisch eine feuchtere Umgebung. 

Videobeitrag: Spinnen im Haus

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Spinnen, die sich an tiefe Temperaturen anpassen, haben bessere Überlebenschancen

Von Anfang an bessere Überlebenschancen haben da diejenigen Spinnen-Arten, die sich an tiefe Temperaturen angepasst haben. Das gilt besonders für viele Arten bei uns in Mitteleuropa. Sie haben sich im Laufe der Evolution an die kalten Winter angepasst. Um diese Zeit unbeschadet zu überstehen, verstecken sie sich unter gefallenem Laub oder ziehen sich in den Boden zurück. Extreme Minustemperaturen können ihnen hier nichts anhaben. Gleichzeitig bewahrt dieses Verhalten die Spinnen vor dem Austrocknen. Mit den sinkenden Temperaturen beginnt bei zahlreichen Tieren die Kältestarre. Bis zu minus 20 Grad können sie auf diese Weise aushalten – eine meisterliche Leistung. 

Die Eichblatt-Radnetzspinne hat sich mit einem besonderen Zyklus an die Witterungsverhältnisse in Mitteleuropa angepasst. Im frühen Sommer ist Paarungszeit. Danach legt sie die Eier ab, aus denen vor Einbruch der kalten Jahreszeit die Jungen schlüpfen. Sie überwintern und sind dann im einsetzenden nächsten Frühling munter und ihrerseits geschlechtsreif.

Doku: Die Eichblatt-Radnetzspinne

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Die Strategie der Wespenspinne

Eine weitere Möglichkeit, den Winter zu überstehen, hat sich die Wespenspinne, die zu den Radnetzspinnen gehört,  im Laufe der Evolution angeeignet. Ihr Nachwuchs überdauert die unwirtlichen Monate im Eierkokon, der aus bis zu 400 Eiern besteht. Zusammengehalten werden sie von einem Gewebe, angebracht an Grashalmen. In diesem Kokon überwintern die Spinnenbabys, bis sie von den ersten Sonnenstrahlen im Frühling geweckt werden. Dann ist für die Kleinen die Zeit gekommen, das Behältnis zu verlassen.

Video: Die Wespenspinne

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Raffinierte Wasserspinnen und Sackspinnen

Eine andere, ganz besondere Taktik des Überwinterns haben einige Wasserspinnen entwickelt. Sie machen sich auf die Suche nach leeren Schneckenhäusern am Boden der Gewässer. Werden sie fündig, füllen sie diese mit ihrer Atemluft, kriechen hinein und verschliessen das Gehäuse mit einem Netz. Weil Luft leichter ist als Wasser, steigt das Schneckenhaus zur Oberfläche empor, wo es im Eis einfriert – bis das Tauwetter einsetzt. 

Die Suche nach einer fremden, verlassenen Behausung ist für Sackspinnen indes kein Thema. Die Tiere aus der Familie der Echten Webspinnen leben geschützt in einer sackförmigen Behausung, die sie aus Pflanzenteilen bauen und mit ihrer Spinnseide umwickeln. Einige Arten indes bevorzugen Wohnröhren im Boden, die sie mit Seide auskleiden. Um zu überwintern, verschliessen sie ihr Zuhause mit einem dicken Gespinst. Sobald die Temperaturen sinken, fallen sie in eine Kältestarre, die andauert, bis es wieder wärmer wird.  Diese Fähigkeit erlaubt es vielen Spinnen, Temperaturen von sogar 20 Grad minus zu überleben. 

Die Wasserspinne

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Nicht alle Spinnen überleben die Kälte

Spinnen sind zwar wechselwarme Tiere, woraus sich – auch nach obigen Beispielen – schliessen liesse, dass sie kalte Winter ohne weiteres überleben. Doch genau genommen gilt das nur für einige Arten. Die Kreuzspinne etwa gehört zu denjenigen, die im Erwachsenenalter nicht kälteresistent sind. Sie sterben, sobald die Temperaturen sinken. Allerdings nicht, ohne sich vorher um Nachwuchs gekümmert zu haben, den sie in Kokons oder Eier vor der Kälte schützen.  

Spinnenbabys

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Baldachinspinnen besitzen ein eigenes Frostschutzmittel

Eine andere, raffinierte Methode, um die kalten Monate zu überstehen, haben sich einige Baldachinspinnen angeeignet. Sie sind winteraktiv. Möglich macht es eine Art Frostschutzmittel, das sie im Körper haben. Es verhindert, dass sich tödliche Eiskristalle bilden. Ähnliche Fähigkeiten haben auch einige Schmetterlingsarten entwickelt. 

So haust die Baldachinspinne

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