Vögel

Auch Rabenvögel stehen den eigenen Toten nicht gleichgültig gegenüber. Zumindest lassen dies neuere Berichte vermuten. So kommt etwa Kaeli Swift vom Quantitative Ecology Lab in Washington in ihrer experimentellen Studie zum Schluss, dass wild lebende amerikanische Krähen die Ursache für den Tod eines Artgenossen aufmerksam beobachten und daraus lernen. Und Elstern wird gar nachgesagt, dass sie regelrechte Beerdigungen abhalten würden. So berichtet etwa Mark Bekoff, emeritierter Professor für Ökologie und Evolutionsbiologie an der University of Colorado (US), dass sich die intelligenten Vögel um ihre toten Artgenossen scharen und ihnen Grashalme zur Seite legen würden. Auch John Marzluff, Professor für Sozialökologie der Vögel und Wildtierkunde an der Universität von Washington (US) glaubt, dass Vögel in der Lage sind zu trauern, da diese über dieselben Hirnregionen, Hormone und Neurotransmitter wie Menschen verfügten. Ein entsprechender wissenschaftlicher Beweis – etwa mithilfe eines Hirnscans – stehe aber noch aus.

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Elefanten

Besonders weit verbreitet ist die Annahme, dass Elefanten um ihre Toten trauern. Tatsächlich gibt es zahlreiche Berichte von Elefanten, die versuchen, frisch verstorbene Tote hochzuheben oder an sich heranzuziehen. Häufig beobachtet wird auch, dass Elefanten ihre toten Artgenossen berühren, sich den Kadavern annähern und ihre Überreste ausführlich untersuchen.

Ob das dokumentierte grosse Interesse der Elefanten an ihren Toten mit dem menschlichen Wort «Trauern» umschrieben werden kann und soll, bleibt offen. Gemäss einem im Wissenschaftsmagazin «Primates» von der US-amerikanischen Verhaltensforscherin Shifra Goldenberg veröffentlichten Bericht variieren die Motivationen je nach Umständen und Tieren. Es gebe aber sehr wohl Hinweise darauf, dass die Konfrontation mit den verstorbenen Artgenossen bei den Tieren erhöhte Emotionen auslöse. So beobachteten die Forscher bei einem jungen Elefantenweibchen eine erhöhte Aktivität der Schläfendrüsen, als das Tier beim Kadaver seiner Mutter stand.

Auswahl: Elefantenherde betrauert ihre Matriarchin

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Wale und Delfine

Erwachsene Wale und Delfine trauern um ihre toten Jungtiere. Zu diesem Schluss kommt eine Gruppe von Forschenden rund um Melissa Reggente von der Universität Mailand. Laut der im «Journal of Mammalogy» veröffentlichten Studie stützen ihre Beobachtungen die Annahme, dass das Trauern um Jungtiere ein weitverbreitetes Verhalten von langlebigen, sozial lebenden Säugetieren ist. Die betreffenden Wale und Delfine trugen den toten Körper eines Jungtieres im Maul oder auf dem Rücken, umkreisten das verstorbene Tier oder hielten es über längere Zeit an der Meeresoberfläche. Dabei unterbrachen die trauernden Tiere lebenswichtige Aufgaben wie etwa die Nahrungssuche oder die Pflege bestehender Sozialstrukturen, was ein Risiko darstellen kann. In ihrer Krise wurden die erwachsenen Tiere häufig von weiteren Artgenossen unterstützt. In einem Fall versammelten sich beispielsweise mehrere Grindwale schützend um eine Mutter und ihr totes Junges. Und eine Gruppe von Delfinen wurde dabei beobachtet, wie sie tagelang ein totes Neugeborenes mit sich trug.

Video: Grindwal-Mutter trauert um ihr Kalb

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Affen

Wochenlang wollte sich Gorilla-Mama Gana nicht von ihrem Baby Claudio trennen. Sie hegte und pflegte das tote Baby und trug es herum, bis es steif und ledrig war. Die Bilder aus dem Zoo von Münster (D) gingen um die Welt – und ans Herz. Auch in freier Wildbahn wurden Gorillas verschiedentlich dabei beobachtet, wie sie dicht bei ihren verstorbenen Artgenossen sitzen und ihr Fell pflegen. Dass Mütter ihre toten Säuglinge so lange herumtragen, bis die Körper mumifizieren, wird auch von wild lebenden Schimpansen und Gelada-Affen berichtet. Dabei kommt es immer wieder vor, dass nicht nur die Mütter, sondern auch andere Weibchen, teilweise sogar Weibchen aus anderen Gruppen, die toten Babys herumtragen. Schimpansen wurden zudem dabei beobachtet, wie sie die leblosen Körper von Gruppenmitgliedern mit Blättern und Zweigen bedecken. Was an eine menschliche Beerdigung erinnert, hat vermutlich andere Gründe. Da ein verwesender Körper Raubtiere anlockt, ist das Abdecken wohl eine Schutzmassnahme.

Video: Schimpansen trauern um Verstorbenen

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