Stechmücken stehen bei uns Menschen in der Rangliste der unbeliebtesten Tiere ziemlich weit oben. Reicht es den geflügelten Plagegeistern doch nicht aus, nach ihren Attacken höllisch juckende Stiche und hässliche rote Schwellungen zu hinterlassen. Nein, als ob das noch nicht schlimm genug wäre, bringen uns die kleinen Blutsauger auch noch mit ihrem Summen um den wohlverdienten Schlaf. Einem Summen, das sicherlich schon so manchen Zeitgenossen nahezu in den Wahnsinn getrieben hat. Zum einen wegen der Angst vor dem jetzt gleich zu erwartenden Stich und dann auch durch den für unsere Ohren so unangenehmen Ton. 

Das Summen der Stechmücken entsteht nicht in Mund oder Kehle, sondern wird im Vorderkörper der Insekten erzeugt. Beim Flügelschlag zieht sich dort die Flugmuskulatur erst zusammen und entspannt sich anschliessend wieder. Diese Bewegung, die blitzschnell vonstatten geht, versetzt nicht nur die zarten Flügel, sondern auch die umgebende Luft in Schwingungen. Und genau dadurch entsteht das Geräusch, das wir als nervtötenden Summton wahrnehmen.

Aber warum summen Stechmücken überhaupt? Eigentlich ist der penetrante Ton ja äusserst kontraproduktiv, um nicht zu sagen ein evolutionäres Handicap. Verraten doch die winzigen Blutsauger mit dem Geräusch ihrem Opfer ihre Position und bringen sich so in akute Lebensgefahr – droht ihnen doch zum Beispiel die wütend geschwungene Fliegenklatsche eines extrem gereizten Menschen. Wäre da nicht ein lautloser Flug wesentlich vorteilhafter? 

Bei der Paarung wird synchron gesummt
Im Prinzip ja, aber das Summen erfüllt bei den fliegenden Blutsaugern auch einen überaus wichtigen, ja sogar existenziellen  Zweck. Das mit den Flügeln erzeugte Geräusch hilft den Stechmücken bei der Fortpflanzung. Amerikanische Wissenschaftler haben vor einigen Jahren  herausgefunden, dass das Gesumme der Geschlechterfindung dient: Männchen summen normalerweise in einer deutlich höheren Frequenz als Weibchen, nämlich mit rund 600 Hertz. Weibchen bringen es auf lediglich 550 Hertz, schlagen also nicht 600 Mal, sondern lediglich 550 Mal pro Sekunde mit den Flügeln. Ihr Geräusch ist dadurch tiefer. Dieser tiefe Sound wirkt offensichtlich auf sexhungrige Männchen unwiderstehlich und versetzt sie in einen wahren Begattungstaumel. Stechmücken hören übrigens mit hoch spezialisierten Hörorganen, die sich an ihren Antennen befinden. 

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 Die Gelbfiebermücke (Aedes Aegypti).
 Bild: James Gathany

Haben sich die Geschlechter dann erst einmal gefunden, stimmen Männchen und Weibchen ihre unterschiedliche Flügelschlagfrequenz jedoch harmonisch auf die gemeinsame Frequenz von 1200 Hertz ab. Zumindest bei der Gelbfiebermücke mit dem wissenschaftlichen Namen Aedes aegypti ist das so. Warum es zu dieser Angleichung kommt, hat die Wissenschaft noch nicht herausgefunden. Möglicherweise liebt es sich auf einer Wellenlänge, im Gleichklang, einfach besser.

Englische Wissenschaftler haben übrigens herausgefunden, dass musikalisch vorgebildete Partygänger auf Gartenfesten, wenn in lauen Sommernächten dichte Schwärme männlicher Stechmücken über Gebüschen oder Zaunpfählen schweben, einen beeindruckenden kleinen Trick vorführen können. Es genügt dann, ein «eingestrichenes C» zu summen oder (wenn gerade zur Hand) auf dem Cello zu spielen und schon setzt sich die gesamte Mückenwolke mit beeindruckender Geschwindigkeit in Richtung des Sängers in Bewegung – vermuten die Mückenmänner dort doch irrtümlicherweise ein oder mehrere paarungsbereite Weibchen.