Die Natur ist schon wahnsinnig effizient. Die Forschenden rund um Wissenschaftler Kaspar Delhey quantifizierten die Helligkeit des Gefieders auf einer Skala von 0 (dunkel) bis 100 (weiss) anhand von Bildern aller Vögel im «Handbook of the Birds of the World». Dabei kam heraus, dass Zugvögel generell heller sind als ihre sesshaften Artgenossen. 

Dies liegt aller Wahrscheinlichkeit nach, daran, dass die Tiere so besser vor Hitze bei Sonneneinstrahlung geschützt sind. «Wir haben bei fast allen Vogelarten festgestellt, dass Zugvögel tendenziell heller gefärbt sind als Standvögel», sagt Delhey. «Wir vermuten, dass die hellere Färbung des Gefieders das Risiko einer Überhitzung bei Sonneneinstrahlung verringern kann. Helle Oberflächen absorbieren weniger Wärme als dunkle, wie jeder, der an einem sonnigen Tag dunkle Kleidung trägt, bestätigen kann. Dies ist besonders wichtig für Langstreckenzieher, die sich bei ihren ausgedehnten Flügen von mehr als 2000 Kilometern nicht im Schatten ausruhen können.»

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Helligkeit passt sich der Art des Zuges an

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass Vogelarten immer heller werden, je weiter sie ziehen. So sind ortstreue Vögel tendenziell dunkler als Kurzstreckenzieher. Kurzstreckenzieher wiederum sind dunkler als Vogelarten, die weiter ziehen. «Eine der größten Überraschungen ist, wie einheitlich der Effekt bei den verschiedenen Vogelgruppen ist», sagt Bart Kempenaers, Leiter der Studie. Die Forscher sahen dasselbe Muster bei großen und kleinen Vögeln sowie Wasservögeln und landlebenden Tieren.

Doch, so betont die Studie, die Färbung des Gefieders ist nicht die einzige Möglichkeit für Zugvögel, sich vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Aus einer früheren Forschung stammt die Erkenntnis, dass Zugvögel in sehr heissen Gebieten besonders hoch fliegen. In Sachen Energie keine sonderlich sinnvolle Entscheidung, denn das Fliegen in grossen Höhen raubt Kraft und Kondition. Dennoch nehmen sie die in Kauf, um nicht zu überhitzen. In der Höhe ist es bekanntlich kühler. Andere wiederum fliegen vor allem in der Dunkelheit und schützen sich so vor Hitze. 

Die Ergebnisse sind ein weiterer Hinweis auf die wichtige Rolle von Temperatur- und Klimafaktoren bei der Entwicklung der Tierfärbung im Allgemeinen und machen einmal mehr klar, welche evolutionären Anpassungen die globale Erwärmung fordert.