Wachtelkönig und Lear-Ara könnten gegensätzlicher nicht sein. Der Wachtelkönig ist bräunlich und klein und verbirgt sich im hohen Gras oder Getreide. Das Gefieder des länglichen Lear-Aras schillert metallblau, und die Vögel sitzen auf Kakteenspitzen oder auf Licuri-Palmenkronen. Während der Wachtelkönig ein Nest am Boden errichtet, legt der Lear-Ara seine Eier in Felshöhlen. Der Wachtelkönig ruft «krex, krex», der Lear-Ara krächzt laut.

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Der Wachtelkönig bildet eine monotypische Gattung und wird von manchen Wissenschaftlern systematisch in der Nähe der Kraniche angesiedelt, der Lear-Ara gehört zur Familie der Papageien und zur Gattung der Blauaras. Der Wachtelkönig zieht im Herbst ins tropische Afrika, der Lear-Ara lebt ganzjährig in der Caatinga-Vegetation im Nordosten Brasiliens im Bundesstaat Bahia. So viel zu den Gegensätzen. Denn beide Vogelarten haben auch Gemeinsamkeiten. So sind sie in ihren Beständen bedroht.

 

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Lear-Aras sorgten für Ernteausfälle
Wenn in der dornigen Trockenvegetation Bahias der Regen ausbleibt, mergeln die Rinder aus, fällt die Maisernte karg aus und der Hunger sitzt mit am Tisch der Bauernfamilien. Sie schossen deshalb die Lear-Aras ab, die über ihre spärlichen Maisfelder herfielen. Schutzorganisationen, die Spendengelder von Papageienzüchtern erhalten, haben das Problem erkannt.

Die brasilianische Agronomin Kilma Manso besucht die betroffenen Bauern, ermittelt die Schäden und gibt ihnen Gutscheine der landwirtschaftlichen Genossenschaften. Dort können sie, entsprechend ihrem Ernteausfall, das wichtige Grundnahrungsmittel Mais einkaufen. Heute schiessen die Bauern keine Lear-Aras mehr ab. Die Population erholt sich zunehmend. Mittlerweile soll es wieder um die 1300 Individuen geben.

Bauern für Aufwand entschädigen
Ortswechsel. Bauer Marcel Schenk betreibt mit seinem Bruder Adrian im Emmental einen Landwirtschaftsbetrieb. Als er diesen Sommer auf Geissschwand in Eggiwil BE ein komisches Geräusch aus seinem Feld hörte, wusste er nicht, was das zu bedeuten hatte. Die benachrichtigte Vogelwarte Sempach fand heraus, dass es sich um den vom Aussterben bedrohten Wachtelkönig handeln muss.

Mehrmals lokalisierten Experten das Geräusch. Das Weibchen wurde irgendwo im hohen Gras auf seinem Nest vermutet. Es war die Zeit der Heuernte, und für die Vogelschützer war klar, dass das Gras in der Wachtelkönigwiese erst geschnitten werden darf, wenn der Vogel mit seinem Brutgeschäft fertig ist. Die Gebrüder Schenk waren nicht begeistert, da es sich um eines jener Felder handelt, die am meisten Heu und Emd abwerfen.

Schliesslich liessen sich die beiden aber von den Argumenten der Vogelschützer überzeugen und mähten das Gras erst nach dem 20. August. Damit entging ihnen 6,5 bis 7 Tonnen Heu- und Emdernte, wovon ihre 120 Kühe und Rinder einen halben Monat hätten gefüttert werden können.

Doch der Kanton Bern sicherte nun einen Beitrag zu, sodass die beiden Brüder einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten. Die «Berner Zeitung» zitiert Landwirt Marcel Schenk mit dem Satz: «Für ein Merci hätten wir nicht Hand geboten.» Aber der Betrag sei gross genug, das ausgefallene Futter einkaufen zu können. Es falle ihnen schwer, die Ernte von 100 mal 100 Meter Land fahren zu lassen, doch sie machten das jetzt dem Vogel zuliebe. 

Wie in Brasilien, so sind auch die Schweizer Bauern durchaus sensibel gegenüber der hiesigen Tierwelt. Doch die Gesellschaft muss sich solidarisch zeigen und ihnen helfen. Dann wird gemeinsam etwas für seltene Vogelarten erreicht. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach meldet einen ungefähren Bestand von 26 bis 68 Paaren Wachtelkönige.