Um den Paarungsakt der Hühner zu verstehen, muss deren Verhalten studiert werden. Schliesslich ist der Akt entscheidend dafür, ob die Eier befruchtet werden – und damit, ob mit Küken gerechnet werden kann. Das Verhalten in den verschiedenen Lebenssituationen der Hühner hat Carl Engelmann studiert und im Buch «Leben und Verhalten des Hausgeflügels» beschrieben. Je besser die Tiere in Kondition seien, schreibt er, desto grösser sei die Wahrscheinlichkeit für Nachwuchs. Um die Befruchtung der Eier zu steigern, gibt es im Fachhandel Vitaminpräparate in unterschiedlicher Zusammensetzung, die in der Zuchtphase die Gesundheit der Tiere unterstützen und so die Befruchtung der Bruteier indirekt steigern.

Zur Haupthandlung der Vermehrung gehört bei den Hühnern der «Tretakt», wie die Paarung im Fachjargon genannt wird. Dieser erfolgt aber nicht einfach so nebenher. Er besteht aus dem Vorspiel, der Balz, bei welcher der Hahn gelegentlich über seine eigentlichen Flügelfedern stolpert. Nach Engelmann verschmelzen beim Tretakt zwei Handlungen zu einer: Der auslösende Reiz für die Begattung kommt von der Henne. Sie duckt sich, damit der Hahn sie einfacher besteigen kann. Die Henne achtet darauf, dass ihre Beine schön nebeneinander sind, damit sie das Gewicht des Hahnes besser ausgleichen kann. Ihr Hals ist angezogen, dann setzt sich der Hahn auf ihre Schultern. Dann drückt sie ihre Steuerfedern nach oben, damit diese nicht im Weg sind.

Die Hähne haben wenig Ausdauer

Damit sich der Hahn auf der Henne besser halten kann, klammert er sich mit dem Schnabel im Nacken der Henne fest. In der Fachsprache wird dies «Nackenbiss» genannt. Der Hahn balanciert mit gespreizten Flügeln auf der Henne, um nicht hinunterzufallen. Bei der eigentlichen Begattung, die ein paar Sekunden bis zu knapp einer Minute dauert, werden beide Kloaken aufeinandergepresst. Dabei tropft das Sperma des Hahnes auf die Kloake der Henne und kann so später die entstehenden Eier befruchten.

Damit die beiden Kloaken besser aufeinandergepresst werden können, schneiden erfahrene Züchter die Federn im Bereich der Kloake ab. In der Praxis hat sich gezeigt, dass damit die Befruchtungsrate der Eier gesteigert werden kann. Beim Nachspiel schüttelt sich die Henne und bringt damit ihr Gefieder wieder in Ordnung. Der Hahn stolpert abermals über seine Flügelfedern und umrundet die Henne noch einmal. Und macht sich auf die Suche nach der nächsten Henne.

Theoretisch wären die Spermien der jungen Hähne schon in der zwölften Lebenswoche reif. Untersuchungen von Engelmann haben jedoch gezeigt, dass die Hähne erst in der 24. Lebenswoche mit der Balz beginnen. Wenn sich eine Henne vor einem Junghahn duckt, begreift er oft noch nicht, um was es geht und was er nun tun soll. Er meint, einen Feind vor sich zu haben, und hackt dem Huhn mit dem Schnabel in den Nacken.

Doch nach einigen wenigen Wochen kennt sich ein junger Hahn auf dem Gebiet der Vermehrung aus. Deshalb ist es besser, einen jungen Hahn früh an die Hennen zu gewöhnen und nicht erst, wenn man Bruteier sammeln will. Auch bei einer erfolgreichen Paarung ist das Ei des darauffolgenden Tages noch nicht befruchtet, da die Produktion bereits vor der Begattung schon im Gang war. Das erste befruchtete Ei wird zwischen 40 und 70 Stunden nach der Befruchtung gelegt; im Durchschnitt geht man von drei Tagen aus.

Ein einzelner Tretakt reicht für die Befruchtung von fünf bis sieben Eiern. Diese Eier können bis zu zehn Tage nach dem Tretakt gelegt werden. Die Lebensspanne der Spermien ist kurz. Nach zwölf Tagen reicht ein Tretakt nicht mehr aus, um weitere Eier zu befruchten, egal wie viele Eier eine Henne gelegt hat. Nach Engelmann ist eine grosse Anzahl von Spermien erforderlich, um die Befruchtung der Eier sicherzustellen. Damit die Oberfläche des inneren Eileiters bedeckt werden kann, braucht es 0,05 Milliliter Samenflüssigkeit. In dieser Menge sind rund 100 Millionen Spermien zu finden. Würden diese künstlich entnommen, wäre deren Befruchtungsfähigkeit jedoch nur vier Stunden gegeben, sofern sie bei 10 Grad gelagert werden.

Will man Nachwuchs von seinen Hühnern, sollten diese mindestens alle drei bis vier Tage einen Hahn sehen. Hält man beispielsweise für die Abstammungserkennung die Hennen einzeln, und der Hahn wandert von Tag zu Tag zu einer neuen Henne, sollte der Hahn mit nicht mehr als drei Hennen verpaart werden. Traut man einem Hahn mehr Hennen zu und will man trotzdem die Kontrolle über die Abstammung nicht verlieren, ist der Einsatz eines Fallnests unumgänglich.

Petersilie als Aphrodisiakum

Wie oft ein Hahn die Hennen begattet, hängt von der Rasse ab. Bei leichteren Rassen wie den Italienern oder Leghorn ist ein Hahn zwischen 30 bis 50 Mal am Tag aktiv. Bei mittelschweren Rassen wie den Rhodeländern oder Wyandotten bringt es ein Hahn auf 15 bis 20 Tretakte und bei den schweren Rassen wie etwa den Orpington erreicht ein Hahn nur fünf bis zehn Kopulationen.

Züchter berichten, dass sie den Hähnen Petersilie beimischen und so ihre Aktivität im Hühnerstall ankurbeln. Das Kraut wirkt appetitanregend und fördert mit seinem hohen Anteil an Vitamin C und E die Verdauung. Wird im Winter getrocknete Petersilie verfüttert, sollte sie leicht mit Wasser benetzt werden, damit die Hühner sie gern fressen.

Die Häufigkeit der Kopulationen hängt aber auch vom Alter des Hahnes ab. Im ersten Lebensjahr ist ein Hahn am aktivsten. Die Befruchtungsfähigkeit nimmt bei den Hähnen mit dem Alter schneller ab als bei den Hennen. Ein zweiter wichtiger Faktor ist nach Engelmann die Jahreszeit. Am besten ist die Befruchtung in den Herbstmonaten vom September bis November. Danach hält sie auf einem etwas tieferen Niveau bis im April an und nimmt danach in den Sommermonaten bis August markant ab.

Handlung

 

schwach

 

mittel

 

stark

       

Vorspiel

 

Stolperbewegung

 

Stolperbewegung → Aufbäumen

 

Puterhaltung

       

Haupthandlung

 

Aufbäumen

 

Tretakt

 

Tretakt

       

Ausklang

 

Stolperbewegung

 

Stolperbewegung

 

Stolperbewegung