Innerhalb einiger Jahrtausende züchtete der Mensch aus dem Bankivahuhn mehrere Hundert Hühnerrassen. Sie unterscheiden sich im Aussehen in der Form, Grösse, Gefiederfärbung oder auch dem Kamm. Einige Rassen entstanden, weil sich die Erbmerkmale an die jeweiligen Umweltbedingungen anpassten. Deshalb ist es heute mit der Vererbung fast wie beim Mischen von Farbe: Ein schwarzer Hahn und eine weisse Henne ergibt gräulich befiederte Nachzucht, in der Fachsprache blau genannt. Wieso dies so ist, fand der Naturforscher Gregor Mendel heraus und setzte dazu drei Regeln fest.

In der ersten Regel geht es um die Uniformität der Nachzucht. Werden zwei Rassen gekreuzt, welche sich nur in einem Merkmal wie beispielsweise in der Farbe unterscheiden, so ist die Nachzucht in der ersten Generation eine Mittelstellung, also eine Mischung zwischen den Eltern. Dazu eignet sich das Beispiel mit dem schwarzen Hahn und der weissen Henne (Bild) bestens. Es handelt sich hier nicht um eine reinweisse Henne, sondern um eine Henne, die vereinzelt schwarze Federn trägt und daher auch splash genannt wird.

In der zweiten Generation gibt es verschiedene Erscheinungstypen
Diese erste mendelsche Regel gilt jedoch nicht, wenn bei einem Elternteil eine dominante Eigenschaft vorhanden ist. Etwa, wenn ein Hahn mit gelocktem Gefieder mit einer normal befiederten Henne gekreuzt wird. Die Nachzucht der ersten Generation nimmt keine Mittelstellung ein, sondern übernimmt das dominante Merkmal.

Welche Jungtiere ergeben sich nun bei einer Kreuzung von zwei blau befiederten Tieren, die gemäss dem ersten mendelschen Gesetz entstanden sind? Die zweite mendelsche Regel, die Spaltungsregel, besagt, dass sich die Gleichmässigkeit in der zweiten Generation verliert. Die Jungtiere der blau befiederten Elterntiere spalten sich in mehrere Erscheinungstypen auf. Nach dem Spaltungsgesetz sind 25 Prozent der Nachkommen in der zweiten Generation so gefärbt wie deren Grossvater und haben daher ein schwarzes Gefieder. Weitere 25 Prozent der Nachkommen tragen die Eigenschaft der Grossmutter und haben ein splashfarbiges Gefieder. Nach dieser Theorie haben die restlichen 50 Prozent ein blaues Gefiedern wie ihre Eltern.

Für die Vererbung gibt es aber noch eine dritte mendelsche Regel. Diese beschreibt das Gesetz der freien Kombination der Gene. Darin werden die Fälle behandelt, in denen sich die Elternteile in zwei oder mehreren Merkmalen unterscheiden. Es geht dabei nicht mehr nur um die Gefiederfarbe, sondern auch um deren Beschaffenheit, also Seidenfiedrigkeit oder gelockte Federn. Andere wichtige Eigenschaften sind die verschiedenen Varianten der Kämme.

Bei der Inzucht können sich auch negative Merkmale verstärken
Die Anwendung der dritten mendelschen Regel bedarf eines genauen Studiums für den jeweiligen Fall. Diese drei Regeln bilden die Grundlage der Vererbungslehre und sie lassen den Züchter bereits erahnen, wie die Nachzucht bei einer bestimmten Kreuzung aussehen wird. Die unterschiedlichen Merkmale und Eigenschaften sind in den einzelnen Genen gespeichert. Durch gezielte Paarung können die Merkmale der Elterntiere auf die Nachkommen übertragen werden.

Stammt der Hahn von einer gut legenden Mutter und wird er mit einer Henne gekreuzt, die ebenfalls viele Eier legt, so wird diese Eigenschaft über die Generationen hinweg gestärkt. Man kann Leistung, Eigewicht, Wachstum, Zwergwuchs oder auch die Aggressivität der Tiere beeinflussen. Bei den Erbanlagen sind immer zwei Chromosomenreihen vorhanden. Bei der Befruchtung werden die doppelt vorhandenen Chromosomen getrennt. Dadurch ist in jeder Eizelle jeweils ein Chromosom des Vaters und eines der Mutter.

Kreuzt man verwandte Tiere oder gar Geschwister untereinander, so werden entweder die Eigenschaften der Vater- oder der Mutterlinie verstärkt. Bei der Inzucht besteht daher die Gefahr, dass sich nicht nur positive Eigenschaften, sondern auch negative Merkmale verstärken und sich dadurch eine Skelettmissbildung oder ein zunehmender Vitalitätsmangel bemerkbar machen. Um herauszufinden, welche Eigenschaften sich dominant gegenüber anderen verhalten und welche Farben sich aus verschiedenen Kreuzungen ergeben, sollte man Fachliteratur konsultieren.

Welches Merkmal dominiert
dominantrezessiv
NormalgefiederSeidengefieder
Schwanzlosigkeitnormale Befiederung
gelocktes Gefieder
Normalgefieder
NackthalsigkeitHalsgefieder