Im Hühnerhof oder im Stall Spulwürmer herumkriechen zu sehen, ist schon nicht jedermanns Sache. Und die Vorstellung, dass sich diese kleinen, einige Zentimeter langen Geschöpfe im Inneren eines oder mehrerer Hühner austoben, ist gar unerträglich. Spulwürmer, sogenannte Askariden, kommen auch in Fasanen und manchmal in Puten vor. Sie leben vornehmlich im Dünndarm und vereinzelt im Magen, Eileiter oder im Ei.

Meist treten Spulwürmer bei Jungtieren auf, eher selten bei Alttieren. Sind es nur wenige, gelten sie als harmlose Schmarotzer. Kommen sie in grösserer Menge vor, sorgen sie bei befallenen Tieren für Unannehmlichkeiten bis hin zu erheblichen Gesundheitsschäden. Symptome sind Müdigkeit, Rückgang der Legetätigkeit, Durchfall, Appetitlosigkeit, die zu starker Abmagerung führen kann. Auch können die Parasiten Schäden an der Darmwand verursachen. In jedem Fall aber entziehen sie dem Geflügel wichtige Nährstoffe und sondern gleichzeitig giftige Stoffwechselprodukte ab, so stören sie in einem grossen Masse den natürlichen, mechanischen Verdauungsprozess.

Larven halten minus 12 Grad aus
Treten Spulwürmer bei Küken bis zum dritten Lebensmonat auf, führt der Krankheitsverlauf häufig zum Tode. Äussere Anzeichen für einen Spulwurmbefall bei Küken sind eine verzögerte Entwicklung, struppiges, glanzloses Gefieder, eine blasse Gesichtsfarbe und ein eher langer Schnabel. Ab dem dritten Lebensmonat entwickeln die Hühner eine natürliche Resistenz gegenüber den Spulwürmern. Wobei schwere Rassen als widerstandsfähiger gelten als leichte Rassen wie beispielsweise die Leghorn. Ausgewogenes Futter kann einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Krankheit haben.

Befallene Tiere scheiden die Eier der Spulwürmer mit dem Kot aus. Ausserhalb des Körpers entwickeln sich diese bei geeigneter Feuchtigkeit und Wärme innerhalb von 15 Tagen zu ansteckungsfähigen Eiern, wie der deutsche Veterinär und Geflügelspezialist Karl Fritzsche im Standardwerk «Geflügelkrankheiten» schreibt. Die Larve des Parasiten schlüpfe allerdings nicht im Freien und brauche auch keinen Wirt für die Übertragung. Sie befinde sich noch im Wurmei, wenn die Hühner sie aufnehmen.

Die Larven sind sehr widerstandsfähig. Temperaturen von bis zu minus 12 Grad über einen Zeitraum von 15 Stunden sind kein Problem. Bei null Grad entwickeln sie sich erst nach einem Monat nicht mehr weiter. Somit können die Larven in einem milden Winter problemlos überleben. Sind die ansteckungsfähigen Eier erst mal aufgenommen, schlüpfen die Larven im Drüsenmagen oder Zwölffingerdarm, danach verweilen sie noch für ungefähr neun Tage in dieser Region, bevor sie in die Schleimhaut eindringen. Wenn dies geschieht, können Blutungen entstehen. Nach circa 17 Tagen kehren sie in den Darm zurück. Dort reifen sie noch weitere drei Wochen bis sie geschlechtsreif sind.

Mindestens zwei getrennte Ausläufe
Spulwürmer sind eine Gattung der Fadenwürmer, die wiederum den Rundwürmern zugeordnet werden. Der Spulwurm, der Hühner am häufigsten befällt, trägt den lateinischen Namen Ascaridia galli. Er ist weiss und kommt getrenntgeschlechtlich vor. Das Männchen ist sechs bis acht Zentimeter lang. Das Weibchen sechs bis zwölf. Laut dem bekannten deutschen Tierforscher und Zoodirektor Bernhard Grzimek kann es zwischen 1200 und 1500 Eier in sich tragen.

Den Hühnern präventiv Medikamente gegen Spulwürmer zu geben, wird von Fachpersonen nicht empfohlen, da sich bei den Würmern Resistenzen gegen die Wirkstoffe entwickeln können. Hingegen können Halter bei der täglichen Pflege und Versorgung des Geflügels einen grossen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines Wurmbefalles nehmen. Zum Beispiel empfiehlt es sich, mindestens zwei getrennte Ausläufe zu haben (Wechselausläufe) und die Hühner abwechselnd für einige Wochen im einen, dann im anderen Bereich zu halten. Der Grund dafür ist einfach: Ein stark verkoteter Auslauf stellt einen guten Nährboden für Würmer dar. Gönnt man ihm eine gelegentliche Ruhephase, kann er sich erholen.

Auch sollte dafür gesorgt werden, dass die Einstreu generell und vor allem rund um die Tränke trocken bleibt. Dabei sollte immer auf die Grösse der Herde geachtet werden, zu viele Tiere auf zu wenig Raum sorgen für zu viel Kot und damit für eine verzögerte Regenerierung der Wiese oder Abtrocknung der Einstreu. Da vor allem Jungtiere von Spulwürmern befallen werden, sollten sie möglichst nicht zusammen mit Alttieren gehalten werden, weil diese im Laufe der Zeit eine natürliche Resistenz aufbauen, die die Küken eben noch nicht haben.

Kaum Ansteckungen im Winter
Ob ein Huhn tatsächlich von Spulwürmern befallen ist, kann man unter anderem nach dessen Tod feststellen. Dazu muss der Dünndarm geöffnet werden. Bei lebenden Tieren kann man die Würmer im Kot finden, muss dazu aber ein Mikroskop zu Hilfe nehmen, da sie nicht mit blossem Auge zu erkennen sind. Laut dem Schweizer Veterinär Kurt Roth ist die Ansteckungsgefahr in den Monaten Mai bis August am grössten, während sie gegen Ende des Jahres abnimmt; in den Wintermonaten ist dann kaum mehr mit einer Ansteckung zu rechnen. Zudem müsse man sich als Halter keine Sorgen machen, selbst von den Parasiten befallen zu werden. Die Art Ascaridia galli ist weder auf den Menschen noch auf andere Haustiere übertragbar.

Wurmmittel wie Piperazin führen entweder zu einer zeitweisen Lähmung der Spulwürmer oder aber zu einer Abtötung. Werden Präparate angewendet, die eine Abführung der gelähmten Würmer zur Folge haben, sollten die Hühner unbedingt während der Nacht im Stall gehalten werden und am Morgen – ohne Ausnahme – ins Freie gehen, schreibt der Tiermediziner Harry Dieter Schobries in «Geflügelkrankheiten». So könne der Stall gründlich gereinigt werden. Eine Wiederholung der Behandlung nach 18 bis 21 Tagen empfiehlt sich. Denn Spulwürmer, die noch im Entwicklungsstadium sind, überleben die erste Behandlung in der Regel. Die zweite Kur soll somit die herangewachsenen Tiere beseitigen, bevor sie mit dem Eierlegen beginnen.

Welche Methode man auch einsetzt, es gibt grundlegende Vorkehrungen, die ein Halter so oder so unbedingt treffen sollte: erstens, Futter- und Wassertränken täglich reinigen, und zweitens, für trockene Einstreu sorgen und diese regelmässig erneuern. Dann bleibt es punkto Würmer im Hühnerhof bei jenen, die auf dem Speiseplan der Hühner ganz oben stehen – den Regenwürmern.