Erfolgreiche Rassegeflügelzüchter beginnen mit der Familienplanung ihrer Hühner im Januar. Ein wichtiger Teil der erfolgreichen Nachzucht besteht logischerweise darin, herauszufinden, welcher Hahn zu welchen Hennen passt. So ist es möglich, dass rechtzeitig zum Frühlingserwachen die ersten Küken aus den Eiern schlüpfen. Der andere, genauso wichtige Teil, und der hier genauer unter die Lupe genommen werden soll, ist die Haltung und Pflege der werdenden Eltern. Im Kreise der Rassegeflügelzüchter sind dazu viele Tricks verbreitet, die jedoch meist nicht in Büchern nachzulesen sind. Die besten aus 20 Jahren Praxiserfahrung als Züchter verrät hier der Autor.

Kommt der Hahn zur Henne, braucht es mindestens einen Tag, bis die ersten Eier befruchtet sind. Doch manche Hähne haben nicht alle Hennen gleich lieb, und deshalb ist eine etwas längere Angewöhnungszeit besser. Erfahrene Züchter lassen Hahn und Henne mindestens eine Woche zusammen, bevor sie mit dem Sammeln der Bruteier beginnen.

Die Federn um die Kloake kürzen
Das «Hennen-Harem» des Hahns sollte nicht zu gross sein. Eine bis circa fünf Hennen sind ideal. Denn je grösser die Herde, desto schlechter die Befruchtung der Eier. Zudem sind von den über 150 Hühnerrassen nicht alle gleich sportlich. Ein Zwerghahn zum Beispiel hüpft sicher leichter von einer Henne zur anderen als ein schwerer Brahma-Hahn. Trotzdem möchte jeder Züchter möglichst viele befruchtete Eier. Um die Chancen einer Begattung während des Tretakts positiv zu beeinflussen, können sowohl beim Hahn als auch bei der Henne die Federn rund um die Kloake zurückgeschnitten werden. Die Chancen, dass die zwei Kloaken bei der Begattung aufeinandergedrückt werden und die Spermien den Weg vom Hahn zur Henne meistern, vergrössern sich dadurch. Ein einziger Paarungsakt kann im besten Fall dazu führen, dass die in den folgenden zwei Wochen gelegten Eier befruchtet sind.

Hat ein Züchter vor, während der Zuchtsaison seinen Hahn zu tauschen, so sollte er ungefähr zwei bis drei Wochen warten, um ganz sicher sein zu können, welche der Nachkommen von welchem Vater abstammen.

Vorsicht ist geboten, wenn mehrjährige Hähne in der Zucht eingesetzt werden. Die Sporen von alten Gockeln sind lange und gegen das Ende hin meist zugespitzt. Dadurch könnten die Hennen bei der Paarung verletzt werden. Im Buch «Nutzgeflügel» schreiben Collignon und Meier, dass Sporen auf circa 1,5 Zentimeter Grösse zurückgeschnitten werden sollten. Die Sporen sind wie Fingernägel und bestehen aus abgestorbenem Horn, das nur nahe dem Bein noch durchblutet ist.

Längere Tage begünstigen Eierlegen
Nachkommen können logischerweise nur schlüpfen, wenn Hennen Eier legen, doch dies ist besonders in den Wintermonaten mit den kurzen Tagen oft nicht der Fall. In der Wirtschaftsgeflügelzucht wird der Tag deshalb mit einem speziellen Lichtprogramm verlängert. Nach dem Tierschutzgesetz sind pro Tag maximal 16 Stunden künstliches Licht erlaubt. Mit einer Zeitschaltuhr werden die Hühner am Morgen früher geweckt. Denn ein langer Tag sorgt für einen arbeitsamen Körper und die Möglichkeit, dass die Hühner mehr Futter aufnehmen können und mehr leisten. Bereits nach einer Woche der verlängerten Lichtdauer beginnen die Hennen mit dem Legen.

Um Eier legen zu können, brauchen Hennen zudem stets genügend frisches Wasser. Dieses kann jedoch im Winter bei eisigen Temperaturen einfrieren. Verhindert wird das Einfrieren in einem beheizten Untersatz. Eine warme Gummimatte sorgt für leicht temperiertes Wasser und ermöglicht so den früh geweckten Hennen das Trinken – noch bevor der Halter oder die Halterin aus den Federn gekrochen ist.

Die meisten Rassen kommen mit den kälteren Temperaturen im Hühnerstall klar. Das Wichtigste ist ein gut durchlüfteter und trockner Stall. Eine gute Lüftung sowie eine saugfähige und regelmässig erneuerte Einstreu sind weitere Faktoren für ein optimales Stallklima.

Um Eier zu legen, brauchen Hühner einen passenden Ort. Das Gesetz schreibt vor, dass für fünf Hennen mindestens ein Legenest zur Verfügung stehen muss. Dieses wird in einer abgedunkelten Ecke im Hühnerhaus positioniert. Eine einfache Kiste mit etwas Heu als Einstreu ist das einfachste Legenest. Es gibt auch die Möglichkeit von Gruppennestern, in welchen mehrere Hennen gleichzeitig ein Ei legen können. Dort eignet sich Spreu als Einstreu, weil die Eier darin versteckt werden können und die anderen Hühner mit ihren Füssen die Eier nicht beschmutzen können. Schliesslich sollten Bruteier möglichst sauber sein.

Fallnester bedingen Kontrollgänge
Hinsichtlich der Hygiene sind Abrollnester die beste Wahl. Dort rollt das Ei gerade nach dem Legen in die darunterliegende Schublade weg und die Hühnerfüsse kommen erst gar nicht in Kontakt mit dem Ei. Engagierte Züchter hingegen bevorzugen Fallnester, auch Klappnester genannt. Denn geht die Henne in das Nestgehäuse, schliesst eine Klappe den Ein- und Ausstieg, sodass sie darin gefangen ist. Nur der Züchter kann sie wieder befreien und hat so den Vorteil, dass er weiss, von welcher Henne das Ei stammt. Dieses beschriftet er dann, am besten mit einem Bleistift, mit der Ringnummer der Henne, um die Abstammungskontrolle zu gewährleisten.

Der Einsatz von Fallnestern bedingt eine tägliche mehrmalige Kontrolle, damit die Hühner nicht zu lange im Legenest eingesperrt sind. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ist die Kontrollfrequenz zu erhöhen, sonst könnten die künftigen Bruteier gefrieren und Schaden nehmen.

Was die Ernährung betrifft, so haben Hühner während den Wintermonaten weniger Chancen, einen Wurm oder saftigen Grashalm im Auslauf zu fressen. Vitaminreiche Kost wie getrocknete Mehlwürmer, Gemüse oder Früchte sorgen für einen abwechslungsreichen Futtertisch. Einzelne Züchter setzen auch auf die Zugabe von Vitaminpräparaten für eine erfolgreiche Zuchtperiode.