Hühner zu halten liegt im Trend. Es ist praktisch, fast täglich mit einem Ei versorgt zu werden – noch dazu mit einem, dessen Herkunft man kennt, sodass man sich keine Sorgen über die Haltungsbedingungen der Henne machen muss. Das dazu noch besser schmeckt als dasjenige aus der industriellen Hühnerzucht. Wer Hühner hält, hat ständig Betrieb im Garten. Die Tiere zu beobachten, ist spannend und faszinierend, denn sie sind fast den ganzen Tag in Bewegung, suchen Nahrung, tragen Rangordnungskämpfe aus, putzen sich, scharren oder balzen. Dazu kommt, dass Hühner im Garten Schädlinge wie Zecken, Ameisen, Raupen und Schnecken fressen. Sie düngen den Rasen mit ihrem Kot und bringen Farbe in den Garten.

Doch nicht jedes Huhn passt zu jedem Halter und jedem Garten. Es empfiehlt sich, in jedem Fall ein Rassehuhn zu wählen. Bei einer Kreuzung oder einem Hybridhuhn können sowohl äusserlich wie auch charakterlich unliebsame Überraschungen auftreten. Bei Rassehühnern sind die äusseren Eigenschaften wie die Körperform, die Farbe der Haut und der Federn sowie die Befiederung immer ähnlich. Aber auch innere Eigenschaften wie der Bruttrieb, die Farbe oder die Anzahl und Grösse der Eier sind festgelegt und variieren nur unwesentlich von Tier zu Tier.

Wissen, woran man ist
Aktuell gibt es über 150 Rassen im Europastandard. An der Auswahl fehlt es also nicht. Der Tagesablauf jeder Hühnerrasse ist zwar mehr oder weniger gleich, doch Charakter und Eigenschaften können sich je nach Rasse deutlich unterscheiden. Innerhalb der Rasse hingegen gibt es wenige Variationen, die durch die Haltung zudem nur bedingt verändert werden können. Wer sich für eine bestimmte Rasse entscheidet, weiss also, worauf er sich dabei einlässt. Beim Kauf des Huhnes sollte darum nicht in erster Linie auf Farbe und Form der Tiere geachtet werden, sondern auf die passenden Eigenschaften. Nur so kann man sich lange am gefiederten Hausgenossen freuen und erspart sich Enttäuschungen. Doch wie entscheidet man sich für ein Huhn, welches zu einem selbst und zur Situation passt?

Nicht alle Rassen sind winterfest
Zu berücksichtigen sind die äusseren Bedingungen. Steht nur wenig Platz im Stall und im Auslauf zur Verfügung, empfiehlt sich die Anschaffung einer Zwergrasse. Solche Hühner benötigen weniger Raum, können allerdings recht gut fliegen. Auch wenn Hühner im Allgemeinen keine besonders guten Flieger sind, können kleine, leichte Rassen bei einem Zaun von 150 Zentimetern schon mal einen Ausflug unternehmen. Besonders die Holländischen Zwerg­hühner oder die Appenzeller Spitzhauben sind bekannt für ihre guten Flugfähigkeiten.

Obwohl die Hühner in der Regel robuste Tiere sind, kommen nicht alle Rassen gleich gut mit Temperaturextremen zurecht. Rheinländerhühner oder Appenzeller Barthühner gelten beispielsweise als sehr winterfest, sie können tiefen Temperaturen trotzen. Mit ihren kleinen Kämmen besteht auch kaum die Gefahr, dass ihnen die Gesichtsanhängsel abfrieren könnten. Minorkas mit ihrem grossen Zackenkamm sind hingegen auf wärmere Klimazonen spezialisiert. In unseren Breiten müssen sie deshalb während der Wintermonate gut versorgt werden. Generell kommen die Hühner aber mit der Kälte deutlich besser klar als mit grosser Hitze. Die ideale Temperatur für ein Huhn liegt zwischen siebzehn und achtundzwanzig Grad. Dann bleibt die Körpertemperatur des Huhnes konstant.

Ein Huhn muss aber nicht nur zur Umgebung passen, sondern auch zu seinen Besitzern. Ist man selbst sehr lebhaft, ist es mehr als nur ein Ausgleich, wenn man sich eine ruhige Rasse zulegt. Da sich der eigene Gemütszustand oft auf die Tiere überträgt, würden temperamentvolle Tiere unweigerlich nervös, würden herumflattern und sich womöglich dabei verletzen. Natürlich kann der Halter das Vertrauen des Tiers gegenüber ihm beeinflussen. Doch nicht bei allen Hühnern wird er gleich viel Erfolg haben, denn einige Rassen sind von Natur aus misstrauischer als andere.

Hühnerrassen aus Asien, wie die Ko Shamo, gelten als sehr zutraulich. Mediterrane Rassen hingegen sind eher scheu und zurückhaltend, während sich das Appenzeller Spitzhaubenhuhn einen Namen als neugieriges und impulsives Huhn gemacht hat. Wer Kinder hat, sollte eine ruhige Rasse wählen. Diese Tiere werden am ehesten zutraulich und beginnen nach einer Übungsphase sogar auch Körner aus der Hand zu fressen und lassen sich im Auslauf berühren.

Will man Hühner der Eier wegen halten, sollte man keine Rasse halten, die für ihre Brütigkeit bekannt ist. Denn sind die Hennen «gluckig» (brütig), legen sie keine Eier mehr. Vor allem die Orpingtons und Chabos sitzen gerne auf den Eiern. Als sehr gute Eierlieferanten sind die Leghorn oder die Italiener bekannt. Eine japanische Henne hält den Rekord von 365 gelegten Eiern pro Jahr.

Die Qual der Farbwahl
Wer hingegen vom Fleisch der Hühner profitieren will, der sollte sich Mechelnerhühner zulegen. Die belgische Züchtung hat ein Körpergewicht von über vier Kilogramm und sorgt für einen grossen Braten im Topf. Kann man sich nicht entscheiden, ob man lieber Eier oder Fleisch will, so empfiehlt sich eine Zwienutzungsrasse. Dazu gehören Rassen wie die Welsumer mit 160 Eiern pro Jahr oder auch die Sussex mit einer Leistung von 180 Eiern pro Jahr.

Sorgt man sich wegen der Reinlichkeit der Tiere, sollte man keine Rasse mit Fussbefiederung wählen. An nassen Tagen tragen diese mehr Nässe und Dreck in den Stall, und der Hühnerhalter muss entsprechend mehr zu Besen und Schaufel greifen.

Hat man sich für eine Rasse entschieden, stellt sich die Qual der Wahl der Gefiederfarbe – und dies ist nun reine Geschmacksfrage. Hühnergefieder gibt es in unzähligen Farbenschlägen. Am meisten Auswahl hat man bei den Zwerg-Wyandotten mit aktuell 29 Farbenschlägen. Doch natürlich sind Hühner Individuen, und auch wenn einige Rassen typische Gefiedermerkmale haben, ist kein Huhn und kein Hahn wie der andere.

Wer sich Hühner zulegen will und sich noch nicht für eine Rasse entschieden hat, wird gebeten, umzublättern. Auf der nächsten Seite sind sechs Rassen und ihre typischen Merkmale beschrieben. Wer es genauer wissen will, dem bietet sich das Buch «Hühner und Zwerghühner» von Horst Schmidt aus dem Ulmer Verlag an.

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Fleissige Leger: Amerikanische Leghorn
Die Leghorn wurden in Amerika veredelt, stammen aber ursprünglich von den weissen italienischen Landhühnern ab. Sie sind die Rasse, die weltweit am weitesten verbreitet ist. Die Vorfahren der Legehybriden sind ausgezeichnete Futterverwerter. Es gibt diese Rasse nur im weissen Farbenschlag. Die Amerikanischen Leghorn werden auch als Zwerg­huhn gezüchtet. Die Tiere sind temperamentvoll und fliegen recht gut.

Legeleistung: 200 Eier pro Jahr
Eiergewicht: 55 Gramm
Schalenfarbe: weiss
Gewicht Hahn: 2 bis 2,7 Kilogramm
Gewicht Henne: 1,7 bis 2,2 Kilogramm

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Fleischrasse: Mechelner
Ihre Grösse kommt von den Brahma, die einst eingekreuzt wurden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts galt das Mechelner als bestes Fleischhuhn auf belgischen Märkten. Das zarte Fleisch war begehrt, und die Rasse verbreitete sich bis in die USA und nach Russland. Die Tiere sind von eher ruhigem Temperament und werden gesperbert und weiss gezüchtet. Etwas kleiner, aber immer noch stattlich sind die Zwerg-Mechelner mit 1,7 Kilogramm beim Hahn.

Legeleistung: 180 Eier pro Jahr
Eiergewicht: 58 Gramm
Schalenfarbe: cremefarbig
Gewicht Hahn: 4 bis 5 Kilogramm
Gewicht Henne: 3 bis 4 Kilogramm

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Für den Hausgarten: Chabo
Die Chabo kommen ursprünglich aus Japan. Die Kombination eines langen Schwanzes mit tiefem Stand macht sie unverwechselbar. Die kleinen Hühnchen sind zutraulich und werden weniger der Eier wegen gehalten. Sie passen aber dank ihrer Grösse in jeden Garten, wo sie mit ihrem steil aufrecht getragenen Schwanz gerne nach Fressbarem suchen. Die Chabos gibt es nur in dieser Grösse, dafür in unzähligen Farbenschlägen.

Legeleistung: 80 Eier pro Jahr
Eiergewicht: 28 Gramm
Schalenfarbe: beige bis cremeweiss
Gewicht Hahn: 600 bis 700 Gramm
Gewicht Henne: 500 bis 600 Gramm

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Eier und Fleisch: Sussex
Ein altes Landhuhn aus dem Süden von England kam dank seiner Nutzung auf den Märkten in London gut an. Die sehr gute Mastfähigkeit und die problemlose Aufzucht sorgten für die weite Verbreitung. Mit ihrer Legeleistung sorgt diese Rasse sowohl für Eier als auch für Fleisch in der Küche. Züchter beschreiben die Hühner als ruhig und zutraulich. Bei der Gross- wie auch bei der Zwergrasse sind im Standard sechs Farbenschläge umschrieben.

Legeleistung: 180 Eier pro Jahr
Eiergewicht: 60 Gramm
Schalenfarbe: gelbbraun bis hellbraun
Gewicht Hahn: 3 bis 4 Kilogramm
Gewicht Henne: 2,5 bis 3 Kilogramm

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Winterhart: Appenzeller Zwerg-Barthühner
Die Zwergform der Appenzeller Barthühner wurde erst vor 19 Jahren in der Schweiz anerkannt. Sie sind mit einem Kilo die Kleinausgabe der resistenten Hühner aus dem hügeligen Appenzell. Der Rosenkamm ist nicht anfällig auf kalte Temperaturen und der Kinn- und Backenbart schützt das Gesicht dieser Hühner zusätzlich vor eisigen Temperaturen. Es ist eine der fünf Hühnerrassen mit schweizerischem Ursprung.

Legeleistung: 120 Eier pro Jahr
Eiergewicht: 35 Gramm
Schalenfarbe: hellcremefarbig
Gewicht Hahn: 1 Kilogramm
Gewicht Henne: 900 Gramm

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Brutfreudig: Orpington
In zahlreichen Farbenschlägen und auch als Zwergrasse gibt es die englischen Orpington. Die Rasse ist schnellwüchsig und gut zum Mästen. Bei einigen Tieren dieser Rasse ist der Naturtrieb noch gut vorhanden und die Hennen brüten ihre Küken selber aus. Die Orpington sind genügsame Hühner, die bei beschränktem Auslauf und einem niedrigen Zaun gut gehalten werden können.

Legeleistung: 180 Eier pro Jahr
Eiergewicht: 53 Gramm
Schalenfarbe: cremefarbig
Gewicht Hahn: 4 bis 4,5 Kilogramm
Gewicht Henne: 3 bis 3,5 Kilogramm

 Bilder: Fabienne Schenkel