Hühner spüren den Tagesanbruch. Auf ihre innere Uhr können sie sich verlassen. Fast ebenso verlässlich sind die Gefahren, die auf die Hühner warten, sobald sie den Auslauf betreten. Am frühen Morgen kann ein Fuchs, ein Wiesel oder ein Marder auf Beutesuche sein. Füchse bevorzugen zwar Mäuse, sind sie jedoch sehr hungrig, vergreifen sie sich auch gerne einmal an einem Huhn. Und selbst ein Bär soll sich in der Schweiz schon an Hühnern gütlich getan haben.

Kann zum Beispiel ein Fuchs bis in den Hühnerstall vordringen, richtet er ein regelrechtes Massaker an. Die gackernden Hühner stellen für das Raubtier einen zu grossen Reiz dar, um nur eines zu ergreifen und sich wieder davonzumachen. Instinktiv schleicht er sich an die wild umherlaufenden Vögel an und beisst sie zu Tode. Das macht er so lange, bis kein Beutereiz mehr vorhanden und Ruhe in den Stall eingekehrt ist. Erst dann frisst er seine Beute oder nimmt sie mit, um seine Jungen zu füttern oder um sie zu vergraben.

Am Tag lauert die Gefahr aus der Luft, wovor Netze am besten schützen
Später am Tag kommen die Feinde meist aus der Luft. Greifvögel beobachten ihre Beute  in der Regel längere Zeit und legen sich bereits vor dem Angriff einen Rückzugsplan zurecht. Für Raubvögel sind Jungtiere ein gefundenes Fressen, denn sie können sich beinahe senkrecht in den Hühnerhof stürzen, um die Küken anzugreifen.

Um seinen Hühnern Schutz zu bieten, empfiehlt es sich Bäume, Sträucher oder auch ein überdecktes Sandbad in den Auslauf zu integrieren. Dies kommt auch dem natürlichen Lebensraum der Hühner entgegen. Besondere Vorsicht ist bei Küken geboten. Sie haben einerseits weniger Gewicht als ihre erwachsenen Artgenossen und andererseits noch nicht die Erfahrung, um Gefahren zu erkennen und sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. In den ersten Lebenswochen sollten Küken zu ihrer Sicherheit nur in einen überdeckten Auslauf gelassen werden.

Das gleiche Beuteschema wie Greifvögel haben Rabenkrähen. Wie Züchter erzählen, können diese ein echtes Blutbad anrichten. In einem Fall sollen Krähen eine Herde von 20 Küken angegriffen haben. Sie begannen auf die Köpfe der Küken einzupicken und innert kürzester Zeit töteten sie einen grossen Teil der Jungtiere. Es überlebte nur, wer in den Stall flüchten konnte oder bis zum Eintreffen des Züchters durchhielt. Haben die Krähen erst einmal entdeckt, wie einfach Küken zu fressen sind, kommen sie immer wieder. Unter Züchtern heisst es, schwarze Küken seien mehr betroffen als weisse. Auch bei Zwerghühnern ist ohne Schutz kein Auslass zu riskieren – zumindest nicht bei einer gros­sen Krähenpopulation. Einige Züchter berichten auch, dass Elstern ihre Küken angegriffen hätten, obwohl diese von einer Glucke geführt und verteidigt worden seien.

Am besten schützen Netze vor Feinden aus der Luft. Sie sollten grobmaschig sein, damit sie im Winter schneedurchlässig sind. Die gelben Bänder, wie sie für Kirschbäume eingesetzt werden, oder glitzernde Aluminium-Abschnitte können die Angreifer auch vertreiben. Auch Spiegelungen auf Glas dienen zur Abwehr; einfach eine Flasche umgekehrt auf einen Pfosten stecken.

Für die verschiedenen Feinde kennen die Hühner unterschiedliche Warnrufe
Der Hahn gilt als Beschützer seiner Hühnerschar und ist darum besorgt, bei Gefahr seine Hennen zu warnen. Hält man nur Hühner, kann man oftmals beobachten, dass die ranghöchste Henne die Beschützerrolle übernimmt. Entsprechend ihrem gut entwickelten Gehör verfügen Hühner über zahlreiche Lautäusserungen, um mit Artgenossen zu kommunizieren oder um Feinde abzuschrecken. Tierverhaltensforscher sind heute überzeugt, dass Hühner sich mit über 30 verschiedenen Lauten verständigen. Dabei unterscheidet sich der Warnruf für das Annähern eines Feindes aus der Luft deutlich von demjenigen vom Boden. Erblickt der Hahn die Silhouette eines Raubvogels, stösst er lang gezogene Warnrufe aus. Naht hingegen ein Feind vom Boden, wird dies mit lautem, aufgeregtem Gegacker kommentiert.

Ausserdem sind Hühner in der Lage, Tiere und Menschen, die sich dem Gehege nähern, mittels Vibrationsorganen zu spüren. Je nach Situation flüchten die Hühner dann an einen geschützten Ort oder baumen auf. Notfalls wappnet sich der Hahn für einen Angriff. Das kann für den Feind gefährlich werden, haben Hähne doch teilweise einen oder mehrere sehr lange und kräftige Sporen.

Beim Einsetzen der Dämmerung baumen Hühner auf. Sie suchen Schutz in der Höhe, damit sie nicht von Bodenfeinden gefressen werden. In einem Hühnerhof gehen sie automatisch in das Hühnerhaus und sitzen dort auf der Sitzstange. Ist dem nicht so, könnte es sein, dass die Stange mit Milben besetzt ist und sich die Hühner deswegen einen ungezieferfreien Übernachtungsplatz suchen. Eine andere Ursache könnte sein, dass ihnen die Tanne im Hühnerhof besser zum Übernachten gefällt als die Stange. Daher ist immer darauf zu achten, dass die Sitzgelegenheiten im Auslauf tiefer angebracht sind als jene im Hühnerhaus.