Hühner haben untereinander eine klare Rangordnung. Diese sorgt in einer Herde für die nötige Ruhe und einen geregelten Tagesablauf. Sie bestimmt auch wer wann fressen und trinken kann. Natürlich kommt es dabei hin und wieder zu kleineren Machtkämpfen zwischen einzelnen Herdenmitgliedern. Meist ist dies aber nur dann der Fall, wenn neue Tiere hinzukommen oder wenn sich ein ranghohes Tier mit gesundheitlichen Schwierigkeiten herumplagt, sei dies eine Verletzung oder eine Krankheit. Im Grossen und Ganzen aber ist die Hierarchie unter den Hühnern eine der stabilsten, wenn nicht gar die stabilste in der Tierwelt. Wie geht es dem Huhn aber im Umgang mit anderen Tieren? 

Hühner waren zu Grossmutters Zeiten vor allem auf Bauernhöfen anzutreffen. Hier liefen sie meist frei herum und suchten nur nachts ihren Stall auf. Die Frage, ob sich ein Huhn mit den anderen Hofbewohnern verträgt, stellte sich nicht. Es blieb ihm ganz einfach keine andere Wahl. In der Regel ist das Zusammenleben zwischen Hühnern und Säugetieren auch kein Problem. Wichtig ist jedoch, dass für alle Tiere eine Fluchtmöglichkeit besteht. Heute werden Hühner selbst in Zoos und Tierparks frei gehalten. So trifft man beispielsweise im Zürcher Zoo ein kleines Seidenhuhn direkt neben den riesigen Elefanten an. 

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 Friedlich: Junges Kaninchen mit Küken.

Katzen spielen gerne mit Hühnern
Hühner können aber auch mit Kaninchen, Meerschweinchen, Schafen, Ziegen oder Pferden problemlos gehalten werden. Man muss allerdings verhindern, dass die grossen Tiere in den Hühnerstall, insbesondere in die Legenester, eindringen können. Denn dann könnten sie zum Leidwesen des Tierhalters die abgelegten Eier beschädigen. 

Wie sich ein Huhn anderen Tieren gegenüber verhält, ist aber auch stark von der Rasse abhängig. Denn Hühner unterscheiden sich nicht nur durch Grösse, Gefiederfarbe und Gewicht – auch ihr Temperament ist sehr unterschiedlich. So sind beispielsweise Kraienköppe sehr aktiv und temperamentvoll, während Seidenhühner eher als ruhige, phlegmatische Wesen gelten. Wobei auch hier gilt: keine Regel ohne Ausnahme. Vorsicht und eine ausreichend lange Anpassungsphase ist in jedem Fall von Vorteil, wenn man Hühner mit anderen Tieren zusammenlässt. 

Hühner und Katzen sind in der Regel gut zusammen zu halten. Zwar kann es vorkommen, dass Katzen die Hühner umherscheuchen, dies ist jedoch lediglich ein Zeichen ihrer Spiellust und gilt nicht ernsthaft der Jagd nach dem Geflügel. Gewöhnt man die Tiere langsam und behutsam aneinander, steht dem Zusammenleben nichts im Wege. 

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 Locker: Hund und Hühner sind aneinander gewöhnt. 

Versteht sich die Katze gut mit den eigenen Hühnern, heisst das nicht, dass dies auch auf benachbarte Hühnerscharen zutrifft. Da kann dann schon mal der Jagdinstinkt zum Vorschein kommen. Dennoch, Katzen verletzen Hühner kaum ernsthaft, dafür hat auch das Huhn, und vor allem der Hahn, mit seinen Sporen genügend Abwehrmöglichkeiten. Dies zeigen einige Videos auf YouTube eindrücklich (siehe oben). Bei Küken ist allerdings Vorsicht geboten. Sie sollten am Anfang besser in einem abgeschlossenen Gehege oder in einer Voliere untergebracht werden. Denn Küken sind klein und leicht – die Katze könnte sie also schon mal mit einem flauschigen Spielball verwechseln und dabei unabsichtlich verletzen oder gar töten. 

Die Reaktion eines Hundes auf Hühner kann unterschiedlich sein. Hier kommt es auf die Rasse an. Apportierhunde, die sich gewohnt sind Gegenstände zu ihrem Besitzer zurückzubringen, versuchen dies meist auch mit einem Huhn. Wehrt sich das Huhn zu fest, wird der Hund immer mehr zubeissen und kann dem Huhn so tödliche Verletzungen zufügen. Keime in der Mundhöhle von Hunden lösen Infekte aus, die beim Huhn innerhalb von zwei bis drei Tagen zum Tod führen – auch wenn sich das Huhn in den ersten Stunden nach dem Biss scheinbar erholt zeigt. 

Werden Hühner von einem Hund erschreckt, und flattern aufgeregt gackernd davon, weckt das vor allem bei Jagdhunden den Jagdinstinkt, was unweigerlich zur Hetzjagd führt. Dann kann man nur hoffen, dass das Huhn schnell auf eine erhöhte Stelle fliegt oder einen versteckten Rückzugsort findet. 

Schritt für Schritt aufeinander zugehen
Solche Probleme entstehen nicht, wenn die Tiere zusammen aufwachsen und sich so von Kindesbeinen an die Anwesenheit des jeweils anderen gewöhnen. In diesem Fall entfällt das nervöse und somit provozierende Verhalten der Hühner beim Anblick eines Hundes. Ihre Alarmbereitschaft behalten sie zwar bei, aber sie bleiben äusserlich ruhig. 

Wenn aber beide Tierarten erst im Erwachsenenalter aufeinandertreffen, so braucht es ein geduldiges Vorgehen vom Halter; in mehreren Schritten. In einer ersten Phase sollen sich die Tiere durch eine Absperrung beschnuppern. Erst wenn weder Hund noch Huhn Anzeichen von Angst oder Aggressionen zeigen, geht es zum zweiten Schritt. Hier wird dem Hund das Huhn vor die Schnauze gehalten. Klappt auch das problemlos, wird die dritte Phase gestartet: ein Besuch im Hüh-
nerhof. Zunächst wird der Hund an der Leine geführt, später kann man mit ihm frei herumspazieren. Bei allen Schritten ist es wichtig, dass der Besitzer Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Nur dann können sich die Tiere unvoreingenommen aufeinander einlassen. 

Jeder sollte bei seinem Futter bleiben 
Hühner neigen manchmal dazu, fellige Tiere zu picken, besonders wenn sie kleiner sind. Ob sie das aus purer Neugier machen oder um den Tieren zu schaden, sei dahingestellt. In jedem Fall kann es zu bösen Wunden kommen. Kaninchen und Meerschweinchen können sich kaum wehren. Umso wichtiger ist eine Rückzugsmöglichkeit, zum Beispiel ein hohler Baumstamm oder ein Stall mit kleiner Öffnung – Hauptsache, das Huhn kann nicht hinein. Hühner hingegegen nutzen ihre Flugfähigkeit, wenn sie Ruhe benötigen. 

Um Konflikte zwischen den verschiedenen Tieren möglichst zu vermeiden, ist viel Platz von Vorteil. Und auch aus hygienischen Gründen empfehlen sich grosszügige Platzverhältnisse. Kaninchen beispielsweise verrichten ihr «Geschäft» immer am selben Ort. Hühner hingegen koten, wo es sich gerade ergibt. Frisst ein Kaninchen von Hühnerkot verschmutztes Gras, so kann das zu Verdauungsstörungen führen. 

Nicht ganz unproblematisch ist die Ernährung beim Zusammenleben verschiedener Tierarten. Die einen könnten ja Gefallen am Futter der anderen finden, was zu Mangelerscheinungen, oder zumindest nicht optimal ausgewogener Futteraufnahme führen kann. Das sollte man bei Ausstellungs- oder Leistungstieren natürlich vermeiden. Fressen Mastkaninchen zu viel Mais von den Hühnern, wird ihr Körperfett gelblich gefärbt. Fressen die Kaninchen das eiweissreichere Futter der Hühner, können sie Durchfall bekommen.