Ein mit Gras bewachsener Hühnerauslauf ist nicht nur optisch ein Hingucker. Hühner fressen gerne Grünfutter. Bei der Auswahl der Gräser spielen der Seheindruck und der Tastsinn eine entscheidende Rolle. Zahlreiche Tastkörperchen in der Schnabelhöhle, auf Zunge und Zungenrand sowie im Rachen geben Auskunft über Grösse, Form, Oberflächenbeschaffenheit, Klebrigkeit und Härte des aufgepickten Futterstoffes. Dabei stehen dickblättrige, zarte Pflanzen ganz oben auf der Wunschliste, während derbe, zähe, reissfeste und beharrte Pflanzen eher unbeliebt sind.

Geschmacklich bevorzugen Hühner Pflanzen, die für uns Menschen bitter schmecken wie Klee oder Löwenzahn. Teile von Grashalmen und Kräuterblättern werden zuerst mit dem Schnabel ertastet, danach festgehalten und zum Schluss verspeist. Die beste Grösse des Futterstoffes hängt von der Schnabelgrösse und der Schlundweite ab. Sind die Stücke zu gross für den Kropf, wetzen die Tiere ihren Schnabel mit dem Grünfutter auf dem Boden hin und her, bis das Grasstück kleiner geworden ist. Für die Vegetation des Auslaufes ist das nicht von Vorteil. Denn dies fördert das Entstehen von Grasnarben.

Schnell verwandeln die Hühner eine grüne Fläche in eine braune Einöde
Das Gras ist durch das unermüdliche Scharren des Federviehs sowieso sehr belastet. Durch das Scharren legen die Hühner sämtliche Wurzeln der Grashalme und Kräuter frei und verspeisen diese meist auch. Daher ist es wichtig, die Hühnerzahl dem Auslauf anzupassen oder umgekehrt. Nach den heute gängigen Fachbüchern sollten sich Legehennen in einem zehn bis 20 Quadratmeter grossen Auslauf austoben können. Im Schweizerischen Tierschutzgesetz findet man keine Angaben zur optimalen Auslaufgrösse eines Hühnerhofes. In der Praxis merkt man jedoch schnell, dass nicht in erster Linie die Grösse, sondern die Strukturierung des Auslaufes wichtig ist.

Finden Hühner keine oder eine zu kleine Grünfläche vor, scharren sie unzählige Mulden. Vermutlich aus Langeweile und in der Hoffnung, unter der Erde doch noch etwas Essbares zu finden. So wird aus einer grünen Fläche schnell eine braune Einöde. Ist der Auslauf jedoch spannend gestaltet, haben  Hühner mehr Abwechslung und beschäftigen sich auf vielfältigere Weise. Dabei ist es wichtig den Auslauf in einzelne Bereiche einzuteilen. Speziell Hühner leben in einer sogenannten Sozialhierarchie und brauchen daher die Möglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen. Das lindert den Sozialstress und sorgt für mehr Ruhe und Gelassenheit in der Hühnerschar. Zur Abtrennung der einzelnen Bereiche eignen sich natürliche Elemente wie Büsche, Sträucher oder Bäume. Bis diese die nötige Grösse haben, kann aber auch mit Trennwänden oder Ähnlichem gearbeitet werden. Eine Sitzstange sowie ein Sand- oder Staubbad sorgt zusätzlich für Abwechslung und unterstützt das natürliche Verhalten der Haushühner. Ein attraktiver, bewachsener Auslauf motiviert zur Bewegung.

Dies beginnt bereits frühmorgens, wenn sich noch erste Tautropfen auf den Gräsern befinden. Hier finden die Hühner ihre erste Mahlzeit in Form von Würmern und anderen Weichtieren. Zum Schutz der Hühner sollte das Gras nicht zu lang sein, da zu lange Halme Kropfverstopfungen bewirken können. Am besten eignet sich eine kräuterdurchsetzte Wiese. Sie bringt dem Gaumen viel Abwechslung und wirkt ausgleichender auf den Hühnerorganismus als eine artenarme Grasvegetation.

Grünfutter ist zur Gesunderhaltung des Geflügels erforderlich. Sein Reichtum an Eiweiss, Mineralstoffen und Vitaminen macht es zu einem unersetzlichen Bestandteil der Futtermischung. Grüne Pflanzenteile enthalten Vitamin A, Vitamin E, die B-Vitamine und Vitamin C. Sie sind sehr vielseitig ausgerüstet. Dennoch hängt der Wert des Futters noch von weiteren Faktoren ab: Junge Pflanzen sind rohfaserärmer und damit besser verdaulich als ältere.

Hühner brauchen die Nähe zum Stall, um sich sicher zu fühlen
Ausserdem kommt es beim Grünfutter sehr auf die Menge an. Gerade bei frischem Grün macht sich der hohe Wassergehalt schnell ungünstig bemerkbar. Er füllt den Darmkanal, sodass die Aufnahme von nährstoffreicheren Futterstoffen blockiert ist. Wie im Buch von Alfred Mehner zu lesen ist, ergaben Untersuchungen, dass der Verzehr von Grünfutter kleiner ist, als man denkt. Obwohl das Federvieh beinahe den ganzen Tag futterpickend durch das Gras stolziert, soll es höchstens 50 Gramm täglich aufnehmen. Folgendes Beispiel soll dies verdeutlichen: 100 Gramm Klee enthalten nur 2,6 Gramm verdauliches Eiweiss und 10 Gramm Gesamtnährstoff. Davon wird wegen des zu kurzen Verdauungssystems der Hühner auch nur ein geringer Teil ausgenutzt. Man sollte daher nicht versuchen, den Hühnern möglichst viele Nährstoffe durch Grünfutter zu verabreichen.

Die Form des Auslaufes ist wichtig. Hühner entfernen sich nicht sehr weit von ihrem Stall. Daher ist es ratsam, ihnen keinen langen Korridor, sondern einen eher quadratischen Auslauf anzubieten. Sollte dies nicht möglich sein, empfiehlt es sich das Hühnerhaus in der Mitte aufzubauen. Dies gibt den Tieren Sicherheit, da sie immer wieder zu einem geschützten Ort zurückkehren können. Der Stallvorbau sollte überdacht sein und wenn möglich aus Verbundsteinen oder Platten bestehen. Dies hat den Vorteil, dass die Tiere bei regnerischem Wetter nicht nass werden, wenn sie frische Luft schnappen. Ausserdem bringen sie weniger Feuchtigkeit in den Stall, wenn sie die letzten Schritte auf trockenem und festem Untergrund machen.