Wenn am 20. März der astronomische Frühling beginnt, erwacht nicht nur die Natur zu neuem Leben, sondern auch der Wunsch vieler Menschen nach einem Haustier. Meist fällt die Wahl dabei auf ein Pelztier: eine Katze zum Schmusen, ein Hund als Bewacher von Haus und Hof oder ein Meerschweinchen zum Liebhaben. Wenn es ein Vogel ist, dann vielleicht ein Wellensittich oder ein Kanarienvogel. Hühner als Haustiere zu halten, darauf kommt selten jemand.

Zweifellos sind Hühner keine Kuscheltiere und auch keine Haustiere im engeren Sinn; sie wohnen nicht im Haus, sondern in ihrem Stall. Doch sie haben dafür andere Vorzüge, die manches Herz höherschlagen lassen. So leisten Hühner ihren Beitrag zum Frühstück; je nach Rasse darf man beinahe täglich ins Legenest greifen und ein Ei herausnehmen – eines, von dem man weiss, dass es von einem glücklichen und gesunden Huhn gelegt wurde.

Langweilig wird es einem mit Hühnern nie, denn im Hühnerhof herrscht selten Ruhe. Höchstens um Mittag, wenn sich die Hühner ein Sonnen- oder Sandbad gönnen, kann es für einige Augenblicke etwas ruhiger zugehen. Sonst aber sind die lebenslustigen Tiere am Scharren, Picken, Kämpfen, Eierlegen oder Putzen, was sie mehrmals täglich und überaus gründlich tun.

Dass Haustiere für Kinder auch einen pädagogischen Nutzen haben, ist unbestritten. Sie lernen, Verantwortung zu übernehmen und die Tiere als Mitlebewesen zu respektieren. Mit Hühnern lernen Kinder aber nicht nur die Pflege und das tägliche Füttern. Sie erleben auch, dass die Eier aus dem Lebensmittelgeschäft nicht am Fliessband produziert, sondern von den Hühnern gelegt werden. So ist es einfacher, ihnen auch beizubringen, dass die Milch von den Kühen und die Pommes frites vom Kartoffelacker stammen.

Von zutraulich bis vorwitzig
Hühner sind allerdings nicht nur nützlich, sondern auch spannend zu beobachten. Im Hühnerhof ist immer etwas los, das Verhalten der Hühner hat Verhaltensforscher schon immer fasziniert. Erich Bäumler etwa beobachtete das Geflügel jahrelang und verfasste in den 1960er-Jahren das erste deutsche Buch über das Verhalten von Hühnern, welches noch heute oft zitiert wird.

Hühner sind aber auch zutrauliche Tiere, die sich durchaus streicheln oder in die Hand nehmen lassen. Schnell gewöhnen sie sich an gewisse Rituale. Gibt man ihnen etwa beim Betreten ihres Auslaufes regelmässig Körner oder andere Leckereien, so eilen sie bereits beim ersten Anzeichen eines Besuches heran, um ja nichts zu verpassen. Zutraulichen Rassen wie Chabos oder Orpingtons kann man dabei sehr nahe kommen. Nicht selten fressen sie einem nach einer kurzen Angewöhnungszeit gar aus der Hand. Bei scheuen Rassen wie den Leghorns braucht es in der Regel eine längere Angewöhnungszeit. Vor den Araucanas muss man sich manchmal sogar in Acht nehmen, denn sie sind meist vorwitzig und frech.

Hühner unterscheiden sich aber nicht nur in ihren Charakteren, sondern auch in ihren Formen, Farben und Grössen. Bei über 150 verschiedenen Rassen, die im Standard des Rassegeflügels aufgeführt sind, findet zweifellos jeder angehende Züchter und jede künftige Züchterin das Huhn, das ihm oder ihr entspricht.

Vor wenigen Jahrzehnten noch wurden Hühnerhalter etwas schräg angeschaut. Man hielt sie für konservativ und ewig gestrig. Dies hat sich in den letzten Jahren jedoch gründlich geändert. Heute ist die Hühnerhaltung in, und sogar in den Gärten mancher Stadthäuser gackern und scharren Hühner. Der Grund dafür liegt einerseits im gegenwärtigen Trend, möglichst gesunde Lebensmittel mit möglichst kurzen Transportwegen zu konsumieren.

Auf der anderen Seite hilft aber auch die moderne Technik mit. Denn wer gut eingerichtet ist, muss nur wenig Zeit für die Versorgung der Tiere aufwenden. Dank ihrer inneren Uhr suchen die Tiere abends selbstständig den Stall auf. Ein vollautomatisches Hühnertor nimmt abends und morgens den Gang zum Hühnerhof ab. Dank modernen Tränke- und Futterapparaten wird heutigen Hühnerhaltern auch diese Arbeit abgenommen – obschon sich ein Kontrollgang immer empfiehlt.

Steht den Hühnern im Sommer ein grüner Auslauf zur Verfügung, wo sie vielleicht sogar Fallobst picken können, reicht der Futtervorrat noch länger. Einzig an heissen Tagen ist es ratsam, täglich den Wasservorrat zu kontrollieren. Hühner kommen mit Hitze weniger gut zurecht als mit kühlen Temperaturen. Haben sie zu lange kein Wasser, werden sie anfällig für Krankheiten. Bei Hennen kann es gar zu einem Legestopp oder zumindest
zu einer deutlich reduzierten Legeleistung kommen.

Einige Investitionen sind nötig
In der Haltung sind Hühner nicht teuer. Sie benötigen Körnerfutter, das im Handel fertig gemischt angeboten wird. Je nach Rasse und Auslauf können sie sich aber zu einem guten Teil auch selbst versorgen, wenn sie Gelegenheit haben, im Boden zu scharren. Für die Einstreu kann je nach Vorliebe Hobelspäne, Hanfstreu oder Stroh verwendet werden.

Rund um die Anschaffung hingegen muss doch an einiges gedacht werden. Die Hühner selber kosten zwar nicht viel, jedoch brauchen sie einen Hühnerstall, welcher den Bedürfnissen der Hühner sowie den gesetzlichen Bedingungen gerecht wird. Bei Grossrassen heisst dies: maximal sechs Tiere pro Quadratmeter, ein Legenest für fünf Hennen und zwei Sitzstangen auf unterschiedlichen Höhen. Ein Zaun verhindert, dass die Hühner das Weite suchen können, ebenso aber auch, dass ungebetener Besuch in den Hühnerhof eindringt. Die Höhe ist abhängig von der Rasse; für Zwerg-Wyandotten reicht ein meterhoher Zaun, während Antwerpener Bartzwerge einen mindestens zwei Meter hohen Zaun oder gar eine Voliere benötigen. Für den Auslauf empfehlen sich ein Sandbad sowie ein paar Büsche, sodass sich die Tiere in den Schatten legen oder sich auch mal aus dem Weg gehen können.