Für die Übertragung der Samen vom Hahn zur Henne werden die beiden Kloaken aufeinandergedrückt. Bei diesem Akt sitzt der Hahn für wenige Sekunden auf der Henne. Dabei kauert die Henne etwas nieder und lässt den Hahn auf den Rücken hüpfen. Um das Gleichgewicht zu halten, pickt sich dieser mit dem Schnabel an einigen Federn im Nacken des Huhns fest. Dieser kurze Tretakt entscheidet über künftiges Leben aus dem Ei.

Nach drei Tagen werden die ersten Eier dieser Henne befruchtet sein. Im schlechtesten Fall kann es jedoch bis zu sieben Tage dauern, bis das erste gelegte Ei befruchtet ist. Ein Tretakt reicht aus, um etwa sechs Eier zu befruchten. Es wäre deshalb ideal, wenn der Hahn die Henne jeden vierten Tag begattet. Bei der Zuchtzusammenstellung sollte daher auch auf die Anzahl Hennen pro Hahn geachtet werden. In der Zuchtsaison wird ein Hahn idealerweise mit zwei bis fünf Hennen gehalten.

Darüber hinaus gilt es noch ein paar äussere Merkmale zu beachten: Beim Tretakt beispielsweise eines Rheinländerhahns bildet ein üppiges Schwanzgefieder ein Hindernis zwischen den zwei Kloaken. Auch bei den reichlich mit Untergefieder ausgestatteten Zwerg-Cochin müssen sich die Kloaken vor lauter Federn zuerst finden. Bei einem schweren Orpingtonhahn ist das Problem oft das Gewicht des Hahns, was den Aufstieg auf die Henne erschwert.

Mit Schere und Feile gegen störendes Gefieder und spitze Sporen
Bei allen Rassen gilt dasselbe, Hahn und Henne müssen die Kloaken aufeinanderpressen, damit der Samen übertragen werden kann. Damit dabei weniger Federn im Weg stehen, können die Federn um die Kloaken mit einer Schere abgeschnitten werden. Dies ist weder für die Hennen noch für den Hahn schmerzhaft. Die Federn sind etwa mit unseren Fingernägeln zu vergleichen – und wenn wir diese schneiden, ist es auch für uns nicht schmerzhaft. Diese Empfehlung wurde von erfahrenen Züchtern übermittelt. Inwiefern sie effektiv Einfluss auf die Befruchtung hat, ist in der Literatur jedoch nicht belegt.

Der Hahn erreicht in der 26. Lebenswoche die Geschlechtsreife. Im ersten Jahr beginnen auch die Sporen beim Hahn zu wachsen. Diese sind meist noch klein und können eine Henne nicht verletzen.

Setzt man jedoch Althähne in der Zucht ein, so sollten ihnen für die zweite Zuchtsaison die Sporen zurückgeschnitten oder deren Spitzen abgeschliffen werden. Dies kann einfach mit einer Rebschere oder Nagelfeile geschehen. Dabei ist nur der verhornte Teil zu kürzen oder die Spitze wegzufeilen. Wird dies unterlassen, besteht die Gefahr, dass die Hennen auf dem Rücken verletzt werden. Bei vielen Tretvorgängen fallen meist zunächst die Federn auf dem Rücken aus und die darunterliegende Haut kann mit spitzen Sporen sogar aufgeschlitzt werden, was sicherlich nicht zu einer hohen Befruchtungsrate der Eier beiträgt.

Mineralstoffe und Hormone sollten helfen, das Geschlecht zu bestimmen
Es wäre genial, wenn durch entsprechende Fütterung der Elterntiere das Geschlecht der Nachkommen beeinflusst werden könnte. In den 1960er-Jahren befasste sich der Autor Carl Engelmann mit der Ernährung und Fütterung des Geflügels. Einige Beispiele zeigen, dass über die Zuchthennen und nicht den Hahn versucht wurde, das Geschlecht der Nachkommen zu beeinflussen. Gemäss Engelmann erzeugen alte Hennen mehr weibliche Nachkommen als junge. Ebenfalls mehr weibliche Nachkommen gibt es von Hennen, die sich am Ende einer Legeserie befinden.

Noch weiter ging Autor Rohde 1948. Er stellte fest, dass der Mineralstoffgehalt das Geschlecht der Nachfahren beeinflussen kann. Die Mineralstoffe Eisen, Magnesium, Phosphorsäure, Aluminium, Jod und wahrscheinlich auch Kalium begünstigen die Ausbildung des männlichen Geschlechts. Diese Mineralstoffe reichern den Zellkern an. Für den Gegensatz sorgen Calcium, Schwefel, Mangan, Stickstoff, Bor, Kieselsäure, Natrium und Plasma. Die Anschauung Rhodes  wurde darauffolgend jedoch nie von einem anderen Wissenschaftler überprüft, und daher könnte es sich bei seiner Entdeckung durchaus um einen Zufall handeln.

Bereits vor sechzig Jahren gab es auch Versuche mit der Verfütterung von weiblichen Hormonpräparaten an Zuchthennen. Diese sollen danach laut «Schouppée» ausschliesslich weibliche Nachzucht gebracht haben. Doch dieses Versuchsergebnis wurde bei der Nachprüfung durch einen anderen Autor nicht erwiesen. Beim Geflügel und besonders beim Huhn braucht es nur sehr wenig, um die weiblichen Entwicklungsvorgänge in die Bahn der männlichen umzulenken. Bei der Erkrankung am Eierstock zum Beispiel nimmt die Henne manchmal ein hahnähnliches Verhalten an.

Zwischen dem achten und dem elften Bruttag wird entschieden, ob sich Hoden oder Eierstock entwickeln. Durch Hormonabgabe wird danach das Gewebe entwickelt. Daher versuchte man in den 1930er-Jahren im Labor, durch das Einspritzen von Hormonen das Geschlecht zu beeinflussen. Doch diese Versuche misslangen, und mit der Zeit setzte sich das natürliche gegenüber dem künstlichen Geschlecht durch. So gibt es noch heute keine Möglichkeit, durch die  Fütterung das Geschlecht der künftigen Generation bei Hühnern zu beeinflussen.

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Damit der Befruchtungsakt einfacher vonstattengeht, kann der Züchter dem Hahn die Federn rund um die Kloake abschneiden.
Bilder: Fabian Schenkel