Ab der siebten bis achten Wochen ist es für die jungen Kaninchen Zeit, abgesetzt zu werden. Die Trennung aus der wohlbehüteten Gruppe mit der Mutter als Leitfigur ist für jedes Jungtier eine Stresssituation. Viele Tiere werden zu diesem Zeitpunkt verkauft und verlassen damit die Stallanlage, was die Situation zusätzlich noch erschwert. Anspruchsvoll ist die Phase auch in Bezug auf die richtige Fütterung. Manche Züchter meinen, man könne den Jungtieren erst recht hohe Futtermengen zumuten, jetzt wo die Milch der Mutter wegfalle. Doch diese Denkweise ist nicht ganz richtig: Die Ausbildung des Verdauungssystems ist bei den Jungen nämlich noch in Entwicklung.

Viel Rohfaser ist zum Zeitpunkt des Absetzens jedenfalls immer das Richtige. Bis der Züchter sicher ist, dass die Verdauung bei seinen Jungtieren optimal funktioniert, empfiehlt es sich, mit dem Kraftfutter restriktiv umzugehen. Ligninhaltiges Beschäftigungsmaterial von Büschen und Stauden steht zu Hauf zur Verfügung und ist besser als schnell gewachsenes Grünfutter.

Auch die Forschung beschäftigt sich immer wieder mit dem Thema Fütterung nach dem Absetzen. Bei einer Untersuchung aus dem Jahr 2016 wurden drei Gruppen von Jungtieren zusammengestellt, die im Alter von 25 Tagen bis zum 81. Tag unterschiedlich gefüttert wurden. Ziel war es herauszufinden, welchen Einfluss verschiedene Fütterungssysteme auf die Entwicklung der inneren Organe ab dem Zeitpunkt des Absetzens hatten. Die Jungtiere der ersten Gruppe konnten Futter aufnehmen, so viel sie wollten (Ad-libitum-Fütterung). Die Tiere der zweiten Gruppe erhielten 50 Gramm während dem 32. bis zum 39. Tag (diese 50 Gramm Futter entsprachen 46 Prozent der Ad-libitum-Futtermenge). Und die Jungtiere der dritten Gruppe schliesslich erhielten im selben Zeitraum 65 Gramm pro Tag (60 Prozent einer Ad-libitum-Futtermenge).

Eingeschränkte Fütterung ohne Folgen
Die Tageszunahmen während der restriktiven Phase fielen bei der Gruppe 2 auf 61 Prozent respektive 67 Prozent bei der dritten Gruppe; sie erholten sich aber rasch in der Ad-libitum-Phase auf 118 respektive 110 Prozent in der zweiten Woche. Bei den Gewichtserhebungen von Herz, Niere und Lunge gab es keine Unterschiede; hingegen fielen die Lebergewichte am 39. Tag auf 55 Prozent in der zweiten respektive 61 Prozent in der dritten Gruppe. Am Ende des Versuches (81. Tag) waren die Lebergewichte in allen drei Gruppen etwa gleich.

Aus den Ergebnissen lässt sich schliessen, dass eine eingeschränkte Fütterung nach dem Absetzen keine negativen Folgen auf die Gewichtsentwicklung hat. Sobald die Tiere nämlich wieder genügend Futter vorgesetzt bekommen, kompensieren sie das Wachstum. Eine zurückhaltende Fütterung über den Absetzzeitraum kann also nur empfohlen werden.

Gute Züchter überprüfen ihre Tiere regelmässig. Die täglichen Fütterungszeiten, aber auch die Reinigung der Ställe sind gute Gelegenheiten. Mindestens einmal pro Woche sollten die Tiere Direktkontakt zum Tierhalter haben. Bei der Herausnahme aus dem Stall  kann gut überprüft werden, ob es den Tieren wirklich gut geht. Sinnvoll ist auch, die Tiere früh zu wägen und ihr Gewicht festzuhalten. Auf diese Weise kann die Entwicklung über die Wochen hinweg verfolgt werden. Ganz schlaue Züchter stellen die Tiere auf dem Tisch kurz in Präsentationspose, denn früh übt sich, was ein Meister werden will.

Später wäre besser
Jetzt im Juni, wo genügend Wärme und Feuchtigkeit vorhanden ist, ist ein «Dessert» in kleinen Portionen den Kaninchen nicht zu verwehren. Laub- und Obstbaumholz wird gerne benagt und Beschäftigung ist im Kaninchenstall immer hoch willkommen.

Überschüssiges Grünfutter sollte zum richtigen Zeitpunkt gemäht werden. Idealerweise enthalten die vorgesehenen Wiesenbestände einen hohen Gräseranteil, denn dieser bringt die Rohfaser und sorgt dafür, dass die Kaninchen bei der Futteraufnahme lange beschäftigt sind. Um diese Qualitätsansprüche für die Kaninchen zu erreichen, ist eher ein später Schnittzeitpunkt anzustreben. Je später das Gras geschnitten wird, umso tiefer ist nämlich der Protein- oder Eiweissgehalt und umso höher der Rohfasergehalt. Dies ist leichter gesagt als gemacht – schliesslich entscheiden die Wetterverhältnisse mit. Heu von älter bewirtschafteten Extensoflächen beginnt bei nasser Witterung rasch muffig zu riechen; damit verbunden ist auch ein Anstieg der giftigen Mykotoxine. Den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, ist also nicht so einfach.