Der Ehrgeiz in der Kaninchenzucht lässt uns nie ganz in Ruhe. Das ist eine ideale Voraussetzung, um in der Zucht einen Schritt vorwärts machen zu können. Die Kaninchenhaltung steht im Januar am Ende der Ausstellungssaison und am Beginn der neuen Zuchtsaison.

Mit dem Eintreffen der kalten Winterszeit und den damit verbundenen tieferen Temperaturen ändert sich für die Kaninchen, die in Aussenhaltung «überwintern», das Leben. Abdeckungen der Ställe mit Tüchern und anderem Isolationsmaterial schützen die Tiere zwar vor den eisigen Winden aus dem Norden, doch sollte das spärliche Licht im Winter nicht ganz ausgeschlossen werden.

In keiner anderen Jahreszeit macht sich der Kaninchenzüchter so viel Sorgen wie in der Mitte des Winters. Die manchmal klirrende Kälte macht uns Menschen zu schaffen – weniger aber den Kaninchen, die sich ganzjährig den üblichen Temperaturschwankungen anpassen. So können sie sich im Winter ein dichteres Fell wachsen lassen, das deutlich mehr Unterwolle aufweist und so den Körper vor hohen Wärmeverlusten schützt. Wildtiere wenden noch einen weiteren Trick an, um keine unnötigen Energiereserven zu verpuffen: Sie ziehen sich an einen geschützten Ort zurück und verhalten sich ruhig. Dieses Verhalten können wir in der Kaninchenhaltung ebenfalls feststellen.

Wegen der tiefen Temperaturen brauchen die Tiere nun mehr Energie
Die meisten Kaninchen, die sich im Januar in den Ställen aufhalten, sind erwachsen. Das heisst, die über das Futter zugeführte Energie muss nur für die Lebenserhaltung ausreichen. Die Tiere müssen nicht mehr an Gewicht zulegen. Das macht die Schwierigkeit der Winterfütterung aus. Einerseits brauchen die Kaninchen nur wenig mehr für die Thermoregulation und andererseits sind sie voll entwickelt. Mästen wollen wir die Tiere auch nicht, handelt es sich doch meist um Kaninchen, die demnächst in die Zucht eingesetzt werden können. Es gilt also, alle Tiere in der Zuchtkondition zu erhalten, damit – vor allem bei den Zibben – die Fruchtbarkeit nicht unnötig negativ beeinflusst wird.   

Viele Züchter gehen davon aus, dass mit einer grösseren Heumenge ein höherer Nährstoffbedarf gut abgedeckt werden kann. Aber Heu bleibt im Gehalt der Nährstoffe während der Lagerung nicht gleich. So wird beispielsweise das Vitamin Beta-Carotin laufend abgebaut. Viele Milchbauern wissen dies und ergänzen beispielsweise im Spätwinter, um die Fruchtbarkeit der Kühe zu fördern, spezielle Präparate aus Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen.

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Gefrorenes Wasser spendet immer noch Flüssigkeit, denn die
Tiere lecken es ab.

Foto: Heinz Schmid

Heu weist mit nur etwa zwölf Prozent einen tiefen Wassergehalt auf; so ist es gut zu lagern. Was ist nun aber, wenn im Winter die Tiere mehr davon aufnehmen und das wenig verfügbare Wasser im Futtergeschirr eingefroren ist? Die Situation ist weiter nicht schlimm; die Kaninchen schlecken das Eis im Geschirr ab und holen sich so das erforderliche Nass.

Saftfutter liefert wichtige Vitamine
Damit die Tiere doch genügend Flüssigkeit aufnehmen können, ist aber jeden Tag warmes Wasser zu ergänzen. Bei sauberem Eis kann das Wasser darübergegossen werden. Sind aber Futterreste im gefrorenen Wasser vorhanden und sichtbar, so sind die Geschirre vollständig zu reinigen. Das braucht zwar etwas Zeit, doch sind wir sicher, dass die Tiere sauberes Wasser vorfinden. Es ist gut möglich, dass diese Reinigungsaktionen der Futtergeschirre mehrmals pro Woche durchgeführt werden müssen, wenn ein entsprechender «Kältetropf» über der Schweiz hängt.

Damit sich die Tiere mit genügend Flüssigkeit eindecken können, darf ein Stück Saftfutter in Form einer Karotte oder eines Apfelschnitzes auch nicht fehlen. Auch Rüstabfälle – frisch aus der Küche – sind mehr als Flüssigkeitsnachschub und leisten beispielsweise einen kleinen Beitrag zur Versorgung mit lebensnotwendigen Vitaminen. Ein kleiner Tipp: Karotten der Grossverteiler in Kilopackungen – verteilt auf einen ganzen Tierbestand und verfüttert in ein bis zwei Tagen – kosten nicht viel, sind frisch und sorgen bei den Tieren für eine willkommene Abwechslung.

In einigen Wochen beginnt die Zuchtsaison. Höchste Zeit also, alle Tiere nochmals auf ihren Gesundheitsstatus hin zu überprüfen. Vor allem die zwei- und mehrjährigen Tiere sind aus dem Stall zu holen und genau zu inspizieren. Sind die Krallen nicht zu lang? Sind die Zähne funktionsfähig? Ist das Gesäuge in Ordnung? Sind die Geschlechtsorgane gesund? Sind andere abnormale Körperveränderungen festzustellen? Wurden die Ziele mit den letztjährigen Nachzuchten erreicht? Entsprechen Fell- und Körperentwicklung dem Lebensalter? Zuchttechnisch sind die zwei- und mehrjährigen Kaninchen genau so interessant wie die Erstlinge, die zwar Punkte an Ausstellungen holten, aber sich in einem zweiten Schritt als Zuchttier erst noch beweisen müssen.

Etwas Fitness im Schnee tut auch den Kaninchen gut, nicht nur dem Menschen
Mitte bis Ende Januar, wenn die Ausstellungen bald zu Ende sind, gilt es, die «überschüssigen», guten Zuchttiere zu veräussern, die für die eigene Weiterzucht nicht mehr eingesetzt werden wollen. Gute Zuchttiere sollen verkauft werden. Es wird immer gesagt, dass es zu wenig Zuchttiere gebe und Tierhalter nur ungern schöne Tiere abgeben. Das muss nicht sein, denn es sind möglichst grosse Zuchtpopulationen bei jeder Rasse anzustreben, denn diese dienten schliesslich später jedem Kaninchenzüchter.

Bewegung bei kalten Wintertagen tut nicht nur dem Tierhalter gut, ein paar Sprünge erfreuen auch die Kaninchen. Eine trockene, winterliche Kälte lädt für einmal ein, Kaninchen aus dem Stall zu nehmen und vielleicht sogar im frisch verschneiten Auslauf herumspringen zu lassen. Diese winterliche Fitness regt den Stoffwechsel an und trägt zur Steigerung der Zuchtkondition der Kaninchen bei. Das Fell wird im Schnee bei tiefen Temperaturen übrigens auch nicht nass; der Schnee ist leicht abzuschütteln. Weit werden die Kaninchen übrigens mit den anstrengenden Schneesprüngen nicht kommen; im frisch verschneiten Gelände ist von daher keine Flucht zu befürchten.

Bei diesen Temperaturen wirds für Kaninchen kalt

Die uns bekannte Körpertemperatur bei Kaninchen liegt bei 38,5 bis 39,5 Grad Celsius. Der Temperaturbereich, bei dem ein Kaninchen weder Energie weg- noch zuführen muss, wird als thermoneutrale Zone bezeichnet. In der Literatur wird berichtet, dass dieser Bereich bei Alttieren zwischen 15 und 29 Grad Celsius liegt. Je weiter nun die Aussentemperaturen von dieser thermoneutralen Zone abweichen, desto mehr gerät das Tier unter Stress. Im Winter muss das Kaninchen deshalb Energie zuführen, um nicht in eine lebensbedrohliche Lage zu kommen.