Die Geschlechtsreife, der Übergang vom Jungtier zum zeugungsfähigen Zuchttier, ist von Alter und Gewicht abhängig. Jungtiere, die allzu intensiv gefüttert werden, gelangen früher in die Phase; hingegen setzt bei extensiver Haltung die Geschlechtsreife später ein. Geschlechtsreife bedeutet, dass die Geschlechtsorgane funktionsfähig sind. Geschlechtsreif ist aber nicht gleichbedeutend mit zuchtreif. Um als zuchtreif bezeichnet werden zu können, müssen die angehenden Muttertiere auch ihre körperliche Entwicklung voll abgeschlossen haben. In der Rassekaninchenzucht mit einem Zuchtrhythmus von einem Jahr sind die Tiere ausreichend entwickelt – sind also in der Zuchtreife.

Wenn die für die Zucht vorgesehenen Zibben gedeckt werden sollen, können biostimulierende Methoden hilfreich sein – wie die folgenden Tricks:

  • Flushing: Diese brunststimulierende Strategie geht einher mit einer Erhöhung der Fütterungsintensität bei den Zibben. Vier Tage vor dem Besamungstermin werden die Rationen erhöht. Ziel ist es, mit einer erhöhten Energieverabreichung bei den weiblichen Tieren den Geschlechtszyklus zu aktivieren.
  • Pheromone: Der Tausch des Stallabteils mit einem Rammler soll Zibben dazu bringen, ihre Paarungsbereitschaft zu zeigen. Pheromone (geschlechtsspezifischen Düfte) spielen dabei eine entscheidende Rolle, denn sie haben einen Einfluss auf das Fortpflanzungsgeschehen. Bei Zibben, die schon einmal Junge hatten oder gar noch am Säugen sind, führte ein Stallabteilswechsel zu einer Verbesserung der Fruchtbarkeit um 14 Prozent.
  • Sicht-und Körperkontakt: Zibben, die für eine Paarung vorgesehen sind, platziert der Züchter am besten in die Nähe eines Rammlers mit gutem Sichtkontakt. Sind gar Körperkontakte möglich, so sind solche Kommunikationsmöglichkeiten zu fördern.
  • Apfelessig: Bei dieser aus Amerika bekannten Methode werden die Geschlechtsaktivitäten durch Apfelessig stimuliert. Man nehme ein bis zwei Esslöffel Apfelessig pro Gallone (umgerechnet 3,8 Liter) sowohl beim männlichen als auch beim weiblichen Tier.
  • Sonnenblumenkernöl: Aus amerikanischen Unterlagen ist ersichtlich, dass eine Gabe von schwarzem Sonnenblumenkernenöl über einen Zeitraum von vier bis fünf Tagen (über das Futter verteilt) zum Erfolg führt.
  • Hafer: Hafer weist einen hohen Aminosäuregehalt auf. Es wird vermutet, dass durch diese Bausteine Impulse ausgelöst werden, welche die Empfängnisbereitschaft erhöhen können.
  • Vitamine: Beta-Carotin ist ein Vitamin, das sich im Dürrfutter befindet. Leider baut sich dieser Wirkstoff mit der Lagerung immer mehr ab. Gerade im Frühling, wenn seine Wirkung gefragt ist, sind die gewünschten Mengen nicht mehr vorhanden und ein Präparat in flüssiger Form ist angezeigt.
  • Vollmond: Es gibt Berichte von deutschen Züchtern, die kurz vor oder gar während des Vollmondes ihre Weibchen belegen – und wie es scheint mit Erfolg. Auch Schweizer Züchter halten sich zum Teil an sogenannte Mondkalender.
  • Hormonbehandlung: Wer sich zu diesem Schritt gezwungen fühlt, muss wissen, dass dieser Eingriff einerseits mit einigen Kosten und andererseits mit einem Zeitaufwand verbunden ist. Und: Hormonelle Behandlungen bieten keine Erfolgsgarantie.
  • Geduld: Vieles lässt sich auch über mehr Geduld der Züchterschaft lösen. Einfach Warten und der Natur Zeit lassen, führt in vielen Fällen auch zum Ziel.

Wenn die Zibbe schliesslich trächtig ist, zeigt sie es dem erfahrenen Züchter an. Eine werdende Mutter ist unruhig, sie zerkleinert das eingestreute Raufutter, im Stallabteil herrscht Unordnung. Dem Tierhalter gegenüber zeigen sich die Tiere nervös bis angriffslustig. Wenn zudem Anzeichen eines Nestbaus ersichtlich sind, dann scheint der Deckakt geklappt zu haben. Die Knochenbildung ist früh erkennbar, deshalb werden Kaninchen eher geröntgt als mit Ultraschall untersucht.

Eine Trächtigkeit kann auch durch Abtasten festgestellt werden. Erfahrenen Züchtern gelingt es, den Kaninchennachwuchs bereits ab dem neunten Tag zu ertasten. Dafür braucht es allerdings Fingerspitzengefühl – und Vorsicht. Es darf auf keinen Fall geschehen, dass die Föten in diesem frühen Stadium verletzt werden. Unbedenklicher ist ein Abtasten ab dem zwölften Tag. Die haselnussgrossen Embryonen lassen sich dann nicht mehr verwechseln mit den Kotballen im Enddarm.

    Scheinträchtigkeit
    Die Scheinträchtigkeit wird als eine – häufig durch Hormone bedingte – Krankheit bezeichnet. So zeigen die Zibben ein ausgesprochenes Nestbauverhalten und verweigern vielleicht sogar die Futteraufnahme. Einige werden aggressiv und rennen unkontrolliert im Stall herum. Ausserdem hat die Zibbe ein angeschwollenes Gesäuge und nicht selten bildet sich Milch. Eine Scheinträchtigkeit kann 16 bis 18 Tage dauern.