Die Milch zielt darauf ab, das Körperwachstum der Jungtiere mit all den wichtigen Nährstoffen zu unterstützen. Daneben ist sie auch massgebend am Aufbau eines gut funktionierenden Immunsystems beteiligt. Dafür ist vor allem die reichhaltige Kolostral- oder Biestmilch wichtig, die nur kurz nach der Geburt während einigen Stunden eine höhere Konzentration an schützenden Abwehrkörpern zur Verfügung stellt.

Damit die Milch gesund und reichhaltig genug ist, muss auch die Ernährung der Zibbe stimmen. Gefordert ist ein energie- und proteinreicheres Grundfutter, um eine steigend geforderte Milchleistung wa¨hrend der Aufzucht zu erbringen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, mit welchen Mitteln die Milchproduktion der Häsin zusätzlich gefördert werden kann. Einerseits sagt man gewissen Pflanzen wie Kümmel, Anis und Fenchel unterstützende Wirkung bei der Milchbildung nach, doch nicht immer stehen diese Pflanzen zu Beginn der Zuchtsaison zur Verfügung.

Schlaumeier wissen, dass mit sogenanntem Still-Tee, der übrigens auch in der Humanernährung verwendet wird, ähnliche Effekte der Milchförderung bewirkt werden können. Diese Tees können verdünnt im Wasserbehälter zur Verfügung gestellt werden. Aber auch hier gilt: Die Wasser-Tee-Mischung muss täglich erneuert werden.

Mit Ersatzmilch wird es kompliziert
In der Zusammensetzung der Kraftfutter wird selbstverständlich auch weiter geforscht. Das Agrar-Ministerium der Tschechischen Republik etwa untersuchte, ob Laktationsfutter für die säugenden Zibben mit Sojabohnen besser zusätzlich mit Sonnenblumenmehl oder mit weisser Lupinensaat zu ergänzen ist. Die Resultate zeigen, dass sich Jungtiere besser entwickelten mit dem Lupinensaat-Zusatz: Die Summe der Todes- und Krankheitsfälle war tiefer, zudem stellten die Forscher mit dieser Mischung einen höheren Milchertrag und bessere Milchfettwerte fest.

Ist zu wenig Muttermilch vorhanden, wäre es für den Kaninchenhalter das Einfachste, die ständig im Haushalt verfügbare Milch aufzuwärmen und an die Jungtiere zu verfüttern. Dieses Vorhaben ist aber längst nicht so einfach, wie wir uns das in unseren Köpfen gerne vorstellen: Und zwar nicht nur, weil reine Kuhmilch keinesfalls für junge Kaninchen geeignet ist. 

Ein Beispiel: Bei einem zu grossen Wurf stellt der Tierhalter fest, dass einige Jungtiere nicht genügend Milch erhalten. Er will fürsorglich eingreifen. In der Literatur wird darauf hingewiesen, Babykatzenmilch – nicht einfach Katzenmilch oder Kuhmilch – zu verwenden. Im Angebot der Petshops lässt sich eine solche Packung erwerben; mit dabei sind ein Massbecher und eine Trinkflasche. Die Dosierungen der Mischung sind aber für junge Kätzchen angegeben, was den Kaninchenhalter ein weiteres Mal vor Probleme stellt. Angaben auf der Verpackung über mehrmaliges Verabreichen der Milch pro Tag an die jungen Kaninchen entsprechen nicht dem Verhalten der Zibben, von denen man weiss, dass 80 Prozent nur einmal pro Tag säugen. 

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Eine handliche Trinkflasche erleichtert die schwierige
Aufgabe des Säugens.

Bild: Heinz Schmid

Festfutter stösst schon früh auf Anklang
Die Temperatur beim Verabreichen der Milch sollte der Körpertemperatur entsprechen; doch aufgerührt mit heissem Wasser ist die Idealtemperatur nicht einfach sicherzustellen. Spätestens beim nächsten Problem gibt der warmherzige Kaninchenzüchter aber auf. Nachdem er versucht hat, den Jungtieren das Saugen vom Plastiknippel beizubringen und es einfach nicht gelingen will, denkt der «Pflegetierhalter» darüber nach und sagt, dass es doch besser sei, diese fürsorgliche Ernährungsmassnahme der Natur, sprich den säugenden Häsinnen zu überlassen.

Legen mehrere Zibben ihre Jungen gleichzeitig ab, so können diese andern Häsinnen unterlegt werden. Rassekaninchenzüchter registrieren dann genau die Herkunft, damit sie auch später noch wissen, mit welcher Genetik sie allenfalls weiterzüchten. 

Von einem Versuch, der letztes Jahr in Frankreich präsentiert wurde, gibt es interessante Aspekte. Man weiss, dass der Darm der Kleinen bei der Geburt steril ist und allmählich von Mikroorganismen besiedelt wird. Entscheidend ist, dass diese ersten Mikroorganismen eine «Barriere» für pathogen wirkende Bakterien legen können. Die Forscher überlegten nun, wie sie am einfachsten die Immunität dieser Jungtiere gleich nach der Geburt stimulieren könnten. Die Forschergruppe stellte die Hypothese auf, dass eine mikrobielle Stimulation unmittelbar nach der Geburt die Immunität der Nestlinge fördern könnte. So legten die Forscher feste Kotballen der Mutter ins Nest, damit sich eine gute Mikroflora aufbauen und die Gesundheit der Jungtiere verbessert werden kann. Man weiss auch, dass die Darmflora immer auf die Futterzusammensetzung abgestimmt ist.

In den Versuchsgruppen, bei denen entweder fünf bis sieben Kotballen der Mutter, zehn Futterpellets oder beides ins Nest der Jungen während der ersten 21 Tage zugesetzt wurden, wurde die Aufnahme täglich festgehalten. Während der ersten drei bis fünf Tage war der Konsum schwach, steigerte sich aber kontinuierlich: Ab dem 16. Tag wurde ein Drittel der zugesetzten Pellets verzehrt, ab dem 19. Tag gar zwei Drittel. Bei der Gruppe, bei der sowohl Kotballen der Mutter wie auch Futterballen zugesetzt wurden, konnte ein leicht höherer Tageszuwachs festgestellt werden.

Kaninchen sind also fähig, wirklich kleine Mengen Kraftfutter unmittelbar nach der Geburt aufzunehmen. Doch, was nun folgen muss, ist herauszufinden, wie der Appetit stimuliert werden kann, um die Futteraufnahme sicherzustellen. In einem nächsten und wahrscheinlich umfassenderen Schritt geht es dann darum, die Beeinflussung der Darmflora zu gewährleisten. Auf diese Frage konnte dieser Versuch noch keine Antwort geben.

Rezepte für Ersatzmilch
HundKatzeKaninchenMeerschweinchen
Magerquark40156538
Rinderhack, fettarm-8-
-
Eigelb1043
4
Magermilch4368.2
--
Rahm (30% Fett)--257
Vollmilch---48
Milchzucker (Laktose)*
 0.8
-
Speiseöl
6351
Mineralfutter
1121
(Anteile in Prozent)
*in Apotheken erhältlich