Wo leben Wellensittiche? Die Antwort auf diese Frage ist der Schlüssel zu einer guten Haltung. Auch wenn die Wellensittiche domestiziert sind, haben sie immer noch die gleichen Bedürfnisse wie ihre wild lebenden Verwandten, was die Ernährung betrifft. Wellensittiche leben in den Trockensavannen Australiens. Manchmal regnet es dort jahrelang nicht. Die kleinen Vögel ernähren sich dann von trockenen ­Sämereien, die sie am Boden finden. Darum ist eine kommerzielle Futtermischung für Wellensittiche sicher eine gute und natürliche Grundnahrung. Sie besteht meistens aus weisser Hirse.

Viele Wellensittichzüchter füttern ihren Vögeln eine Mischung aus Hirse und Kanarienvogelfutter. Letzteres hat einen höheren Proteingehalt. Der britische Wellensittichexperte Fred Wright rät zu einer Mischung aus 50 Prozent Kanarienfutter und 50 Prozent Wellensittichfutter. Besonders für die stark befiederten Schauwellensittiche empfiehlt sich ein Futter auf höherer Proteinbasis, ebenso für Zuchtpaare. Für Farbwellensittiche und Exemplare, die nicht zur Zucht angesetzt werden, reicht ein Anteil von 20 bis 25 Prozent Kanariensaat im Futter aus. Farbwellensittiche benötigen auch in der Zuchtzeit keinen höheren Anteil an proteinreichen Sämereien.

Als besondere Leckerbissen sollten in einem separaten Schälchen immer wieder andere Körner für Zeisige und kleine Sittiche angeboten werden. Jungvögel bevorzugen die Japanische Hirse, da sie weicher und süsser ist. Gequollener oder keimender Hafer ist ebenfalls ein gutes Futter, das grosse Schauwellensittichzüchter reichen. Es ist wichtig, dass das Keimfutter nach einigen Stunden wieder entfernt wird, damit keine Schimmelpilze entstehen. Gerade in der warmen Jahreszeit ist das essenziell.

Keimfutter simuliert Regenzeit
Wenn in Australien nach langer Trockenzeit Regengüsse niedergehen, verwandelt sich die wüstenartige Landschaft in ein grünes Meer voller Gräser und Blumen. Wellensittiche brüten während dieser Zeit mehrmals nacheinander und finden reichlich Sämereien, die in Milchreife stehen. Darum stimulieren Keimfutter und Gräser unsere Wellensittiche unter Menschenobhut zur Zucht und simulieren die Regenzeit, also ideale natürliche Bedingungen.

<drupal-entity data-embed-button="media" data-entity-embed-display="view_mode:media.teaser_big" data-entity-embed-display-settings="[]" data-entity-type="media" data-entity-uuid="863bd5c9-953d-4b46-8e33-e57611c64b6e" data-langcode="de"></drupal-entity>
Wellensittiche brauchen verschiedene Futtersorten.
Bild: Lars Lepperhoff

Zusätzlich zum Grundfutter reichen erfolgreiche Züchter auch Spirulina, eine Art Cyanobakterien oder Blaualgen für Vögel, die Proteine, Mineralstoffe und Kohlenhydrate enthalten, Futterkalk und ein Bierhefeprodukt, das für die Zufuhr natürlicher B-Vitamine sorgt, die beim Stoffwechsel eine wichtige Rolle spielen. Der bekannte Schauwellensittichzüchter Daniel Lütolf etwa stellt seinen Wellensittichen in den Volieren einen angekohlten Baumstumpf zur Verfügung, sodass die Vögel ihren Kohlebedarf selber decken können. Feinkörniger Grit sollte ebenfalls in separaten Schalen gereicht werden.

Gemüse und Früchte sind wichtige Zusatzgaben für Wellensittiche. Auch Eifutter darf nicht fehlen. Eine reichhaltige und verschiedenartige Ernährung erhält sie nicht nur langfristig gesund, sondern ist wichtig für ihre Beschäftigung. Optisch ansprechende Gräser, Früchte, Keimfutter und Kolbenhirse bereichern das Leben der Vögel. Eine Fütterung sollte wenn möglich immer zur gleichen Zeit erfolgen, sodass sich die Wellensittiche an den Rhythmus gewöhnen können. Als Futtergefässe eignen sich Plastikschalen, die einfach gereinigt werden können. Eine gute Auswahl an Futtermitteln bieten spezialisierte Vogelfutterhändler an, die auch in der «Tierwelt» inserieren.

Frische Luft und Vertrauen
Wellensittiche verbreiten natürlicherweise Gefiederstaub. Darum ist die Luftqualität im Zuchtraum wichtig. Ventilatoren und Ionisatoren sorgen für frische Luft. Noch besser sind von Frühling bis Herbst offene Fenster, sodass stetig ein Luftaustausch stattfindet und die Sonne in den Raum scheint. Wände sollten regelmässig abgewaschen werden, da sich auch dort Staub ablagert. Damit sich Wellensittiche früh an den Menschen gewöhnen, sollten sie schon als Jungvögel immer wieder in die Hände genommen werden. Es zahlt sich bei Ausstellungen aus, wenn die Tiere im Schaukäfig ruhig sind.