In einer Plastikbox krabbelt ein schwarzer Käfer über feuchten Humus. Der Vogelzüchter Urs Schild befeuchtet das Substrat mit einer Pflanzenspritze, die feinen Wassernebel verbreitet. Das aktiviert den Käfer, der nun glänzt wie Lack und unter einem Rindenstück Unterschlupf sucht. Der Grosse Schwarzkäfer (Zophobas morio) ist etwa
3 cm gross und stammt aus Mittelamerika. Die gemeinhin als Zophobas bezeichneten «Würmer» sind die Larven des Schwarzkäfers. Er legt die Eier bei Schild direkt auf Substrat wie welke Salatblätter oder Rindenstücke. Aus den Eiern schlüpfen die Larven, deren Verpuppung gehemmt wird, wenn sie zusammen gehalten werden.

Der Züchter füttert die Larven mit Salat, Früchten und Getreideflocken. Die gute, vitaminreiche Fütterung von Futtertieren ist ausschlaggebend für einen Zuchterfolg bei Vögeln, denn werden die Larven nicht gut ernährt, sind sie auch als Vogelfutter wertlos. Schild hat Zophobas nach unterschiedlichen Grössen getrennt, denn kleinere Vögel benötigen entsprechend kleine Larven. Damit seine Zophobazucht aber weiterhin läuft, isoliert er grosse Larven in einzelnen, kleinen Plastikbecherchen. Das begünstigt die Verpuppung. Aus der Puppe schlüpfen (nach zwei bis drei Wochen) neue Schwarzkäfer, die sich auch in der Natur von organischem Abfall oder Guano ernähren. Die Entwicklung von der Eizelle bis zum geschlechtsreifen Zustand – die Ontogenese – dauert um die neun Monate. Um Zophobas zu halten, ist eine Temperatur um die 28 Grad notwendig. Urs Schild hat Kühlschränke zu Wärmezellen umgebaut. In Schubladen im Dunkeln gedeihen die Zophobas.

Sogar Taubenkot dient als Nahrung
Auch Mehlwürmer, die Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor), sind wertvoll in der Ernährung von insektenfressenden Vögeln. Urs Schild hält seine Zuchtansätze bei gleicher Temperatur wie die Zophobas in einer Schicht aus Sägespänen und Getreideschrot. Er füttert seine Mehlkäfer und -würmer mit Getreideflocken, Salat und verschiedenen Gemüsesorten. Auch Brot kann ihnen gereicht werden. Würmer, die er nicht erntet, verpuppen sich und werden zu Käfern, die ihrerseits wieder Eier legen. Das funktioniert alles in der gleichen Plastikwanne, die Urs Schild nach einigen Wochen vollständig reinigt. Mehlwürmer haben sich ursprünglich auch von Taubenkot ernährt, der zu 40 Prozent nahrungsmässig noch verwertbar ist.

In einem selbst gefertigten Schranksystem gegenüber der Innenvolierenreihe zirpen und hüpfen Heimchen (Acheta domestica) in unterschiedlicher Grösse. Heimchen sind hervorragende Futterinsekten. Alttiere leben in hochformatigen Schränken, in welchen senkrecht Eierkartons wie Lamellen angebracht sind. Die Alttiere legen ihre Eier in extra Behälter mit feuchtem Substrat. Diese Behälter kommen in die Schränke. Schlüpfen die Jungen und hüpfen sie herum, fallen sie in die darunterliegende Plastikwanne. Dort stellt sie Urs Schild sicher und gibt sie in extra Behälter, damit sie nicht von den Alttieren gefressen werden. Die Heimchen wachsen nach Grössen getrennt heran und werden mit Karotten, Gras und Heupellets ernährt, ganz junge Exemplare erhalten Flockenfutter für Fische. In einer Wasserschale liegt ein Schwamm. Darauf können die Insekten Wasser aufnehmen.

Weiter züchtet Schild Madagaskar-Fauchschaben (Gromphadorhina portentosa). Sie sind Allesfresser und pflanzen sich bei über 25 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent ab einem Alter von fünf Monaten fort. Die Weibchen tragen ein Eipaket in ihrem Brutsack mit sich. Die Larven verlassen ihn nach ungefähr 50 Tagen. Urs Schild pflegt Fauchschaben unterschiedlicher Grösse in Plastikbehältern, die mit Eierkartons gefüllt sind. 

Vielfalt und gute Ernährung
Wichtig ist, dass insektenfressenden Vögeln verschiedene Futterinsekten gereicht werden und dass diese gut ernährt wurden. Mehlwürmer sind Allesfresser. Gerade auf dem Transportweg von Futterinsektenfirmen zum Vogelzüch-ter machen sie sich oft über die Kartonverpackung her. Darum sollten sie vom Züchter immer noch selber einige Tage ausgewogen mit Getreide und Gemüse ernährt werden, bevor sie verfüttert werden.