Da will man seinen Vögeln etwas Gutes tun, stellt ein reichhaltiges Futterangebot zusammen und dann dies! Die neuen, teuren Pellets liegen unangetastet im Napf, saftige Orangenstücke wurden kurzerhand auf den Boden geworfen. Nur die Sonnenblumenkerne wurden alle herausgepickt und verzehrt. Nun sitzt das Paar Graupapageien satt und selbstzufrieden im oberen Bereich der Voliere und putzt sich gegenseitig das Gefieder. Vielseitige Ernährung war zwar im Napf, kam aber nicht bis in den Muskelmagen des Vogels.

Papageien sind besonders wählerisch und oft sehr konservativ. Darum ist es wichtig, bereits jungen Tieren ein breites Nahrungsspektrum zur Verfügung zu stellen. Ein Graupapagei, der nur mit Sonnenblumenkernen und Banane aufwächst, wird später anderes ignorieren. Es kann so weit gehen, dass solche Vögel gar nicht erst zum Futternapf gehen, wenn darin plötzlich eine Kirsche liegt.

Zeit und Futterneid helfen
Es kommt bei der Akzeptanz des Futters auch auf die Menge und auf die Darreichungsform an. Wer von allem immer ausreichend füttert, muss sich nicht wundern, wenn die Papageien einfach ihre Lieblingsnahrung herausgreifen. Ein Papagei, der immer Körnernahrung zu sich nahm, wird selten die im gleichen Napf dargereichten Pellets fressen, wenn er mehr als genug Körner erhält. Doch wenn er morgens eine bescheidene Portion Körner mit Früchten vorfindet, sodass er am Nachmittag wieder hungrig ist, knabbert er die am Abend gereichten Pellets an und stellt dabei fest, dass sie auch schmackhaft sind.

Etwas Hunger hilft, Papageien an verschiedenartige Nahrung zu gewöhnen! Geduld ebenfalls, denn auch wenn ein Papagei eine Woche lang Pellets verweigert hat, heisst das noch nicht, dass er sie generell nicht akzeptieren wird. Vielleicht versucht man es mit anderen Pellets, doch man sollte sie beharrlich weiter offerieren. Die meisten Papageien werden sie plötzlich als Nahrungsbestandteile akzeptieren. Das hat sich auch in Gemeinschaftsvolieren von Zoos gezeigt. Dort wird zwar immer eine breite Palette gereicht. Doch die Zeit, Neugierde und der Futterneid helfen. Die Papageien sehen andere von Pellets naschen. Da sie immer vorhanden sind, probieren sie dieses Futter dann auch. 

Wenn Papageien gewisse Gemüse- oder Früchtesorten aus einem Cocktail nicht fressen, dann sollte ihnen beispielsweise am Morgen mit dem Körnerfutter lediglich eine Sorte gereicht werden, beispielsweise Fenchel, abends mit den Pellets eine andere, etwa Granatapfel. Wenn das Angebot täglich gewechselt wird, haben die Vögel während einer Woche 14 verschiedene Gemüsearten und Früchtesorten angeboten erhalten. Wenn sie nur eine Art oder Sorte in der Futterschale vorfinden, ist die Chance grösser, dass sie davon probieren – und plötzlich merken, dass es gar nicht so schlecht schmeckt.

Oder aber, man schneidet die Früchte nur leicht an und reicht sie ganz, sodass die Papageien Stücke herausnagen können. Wenn Papageien während einigen Wochen Karotten links liegen lassen, heisst das nicht, dass sie dieses Gemüse nicht mögen. Plötzlich wird es wieder das Erste sein, das gierig aufgenommen wird. Entweder sind Papageien auf eine bestimmte Qualität aus, oder aber – was wahrscheinlicher ist – sie wissen genau, wann sie welche Komponente für ihren Organismus benötigen.

Auch die Futtermenge variiert im Jahresverlauf. Dabei kommt es stark darauf an, bei welchen Temperaturen Vögel gehalten werden. Es ist eine Kunst, immer so viel zu reichen, dass nur ganz wenig übrig bleibt. Dabei ist Geduld gefragt. Doch sie zahlt sich meistens aus, ob bei Pellets oder gewissen Früchten und Gemüsesorten. Ernähren sich die Pfleglinge vielseitig, bleiben sie langfristig gesund.