Papageien leben in höchst unterschiedlichen Lebensräumen. Entsprechend verschiedenartig ist auch ihre Nahrung. Zudem gibt es von den Loris bis zu den Aras zahlreiche Gattungen und Arten. Während sich Aras mit ihren wuchtigen und starken Schnäbeln Nüsse als Nahrung erschlies­sen, haben sich die Loris mit ihren feinen Schnäbeln auf Blütenpollen und Nektar spezialisiert. Gerade solche Zuordnungen können, obwohl sie stimmen, auch zur Gefahr bei der Ernährung von Sittichen und Papageien unter Menschenobhut werden. Obwohl das Freileben verschiedener Papageienarten vermehrt untersucht wird, weiss man auch heute nur bruchstückhaft über ihre natürlichen Ernährungsweisen Bescheid. Reisende und Forscher haben Aras in Südamerika von Nüssen und Loris in Australien Nektar naschen gesehen. Schnell ist die Meinung über die Ernährungsweisen gemacht, entsprechend einseitig erfolgt die Fütterung unter Menschenobhut.

Dabei interessieren sich nicht nur Loris für Blüten und deren Inhalt, sondern nahezu alle Papageien. Pfirsichköpfchen fliegen im Februar in der Serengeti in Ostafrika in blühende Akazienbaumkronen ein und nesteln an den weissen Blüten. Vielleicht nehmen sie Nektar auf, eventuell Pollen, oder aber sie finden darin gar Insekten und knabbern an den Knospen und Blättern. Sittiche und Papageien freuen sich generell über Blüten, ob von Holunder, Löwenzahn oder Hibiscus. Obwohl Aras verschiedene Nusssorten knacken, nehmen sie auch Früchte auf, oft noch in halb reifem Zustand.

Auf Bedürfnisse abgestimmte Samen
Im zentralafrikanischen Gabun stolzieren Graupapageien im La-Lopé-Nationalpark am morgen früh auf dem offenen, sandigen Boden umher und knabbern an Gräsern, in der Kronenschicht des südamerikanischen Regenwaldes beissen Amazonen in Bromelien. Gemeinsam scheint allen Papageien zu sein, dass sie auch animalische Kost nicht verschmähen, ob Kerbtiere im morschen Holz oder Insektenlarven in Nüssen oder Früchten. So machen sich etliche Arten in den Volieren begeistert über die gereichten Mehlwürmer her. Der Mensch kann den fliegenden Papageien nicht folgen und weiss nicht abschlies­send, was sie alles zu sich nehmen. 

Seit über 100 Jahren werden Papageien allerlei Sämereien als Nahrung gereicht. Während dies früher hauptsächlich ein aus Sonnenblumenkernen bestehendes Körnerfutter war, so diversifizierte die Futtermittelindustrie in den letzten Jahrzehnten ihr Angebot und stimmte es auf gewisse Gattungen ab. Mittlerweile gibt es Körnermischungen für Aras, Graupapageien und Edelpapageien, die reich an fetthaltigen Samen wie Sonnenblumensamen sind. Die Angehörigen dieser Gattungen haben einen erhöhten Energiebedarf.

Amazonen hingegen verfetten, wenn sie zu viele Sonnenblumenkerne erhalten. Darum besteht ihre Körnermischung aus magereren Sämereien. Doch bereits bei den Kakadus wird es schwierig. Meist wird ein Kakadufutter angeboten, doch ob man Kakadus aus dem australischen Savannengebiet hält oder solche der Cape-York-Halbinsel Australiens, Neuguineas und der indonesischen Inseln, ist ein grosser Unterschied. Während die Savannenbewohner unbedingt ein mageres Samengemisch praktisch ohne Sonnenblumenkerne erhalten sollten, benötigen jene aus dem tropischen Regenwald ein Futter mit erhöhtem Energiebedarf. Halter von australischen Sittichen finden entsprechende
Mischungen, doch wer die Sittiche Lateinamerikas pflegt, muss improvisieren.

Den Mittelweg gehen
Weil das Körnerangebot nicht so sehr auf die Bedürfnisse der Papageien abgestimmt zu sein scheint, empfehlen Firmen und Veterinäre Pellets. Was ist nun besser? Bei pelletiertem Futter handelt es sich um Futterpresslinge aus verschiedenen zermahlenen Getreide-, Saaten- und Nuss-Sorten, die mit Nahrungsergänzungsmitteln vermengt werden. Extrudate sehen aus wie Pellets, ihre Herstellung ist aber unterschiedlich. Die Zutaten werden pulverisiert und bei hohen Temperaturen zu bunten Bröckchen zusammengebacken. Vitamine und Mineralstoffe werden anschliessend wieder zugefügt.

Wer zu viel Körnerfutter reicht, geht das Risiko ein, dass sich Papageien immer nur das herauspicken, was ihnen behagt, und sich somit einseitig ernähren. Bei Pellets und Extrudaten nehmen sie umfassende Nahrungsbestandteile zu sich. Tierärzte streichen heraus, dass damit eine ausreichende Versorgung des Papageis mit Vitaminen und Kalzium gewährleistet sei. Auch bei Pellets und Extrudaten ist das Spektrum an Mischungen für einzelne Gattungen kaum grösser als im herkömmlichen Futterhandel.

Vergleiche in Diskussionen, was besser ist, werden meist nur zwischen Körnern und Pellets angestellt. Dabei schneiden Körner immer schlechter ab, was die Vitamin- und Kalziumversorgung betrifft. Niemand reicht aber seinen Pfleglingen lediglich Körnerfutter, sondern versorgt sie täglich auch mit Früchten, Gemüse und Kräutern der Natur. So gefütterte Tiere erhalten sehr wohl ein breites Nahrungsspektrum, das an dasjenige der Pellets heranreicht und mit dem Papageien sehr alt werden können. Sittiche und Papageien grundsätzlich nur mit Pellets zu versorgen, wäre nicht richtig, auch wenn Hersteller ihre Produkte fatalerweise oft als Alleinfutter bezeichnen. Papageien sind Wildtiere und benötigen andere Anregungen als lediglich Futterpellets. Sie müssen an Früchten und an Gemüse nagen können.

Wie so oft liegt der Halter und Züchter auch in der Papageienfütterung nicht falsch, wenn er den Mittelweg geht. Nur auf Pellets zu bauen, ist einseitig, sie zu verteufeln, wäre das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Körner, Früchte, Gemüse, Kräuter und Pellets sind eine vielseitige Ernährung. Dabei sollte nie alles gleichzeitig gereicht werden. Zweimalige Fütterungen täglich mit jeweils kleinen Portionen entsprechen dem natürlichen Tagesablauf der Papageien. So können ihnen beispielsweise morgens Körner und Früchte und abends Pellets und Gemüse gegeben werden. 

Gut sind Wechsel im Jahresverlauf. Körner müssen nicht immer nur trocken gefüttert werden. In gekeimtem Zustand entfalten sie besonders Vitamin E, das zuchtstimulierend wirkt. Das Futter sollte variieren, so wie auch das Angebot in der Natur verschiedenartig ist. Papageien im Regenwald und der Savanne bereiten sich oft in der Regenzeit auf die Brutsaison vor. Keimfutter und mehr Früchte und Gemüse simulieren das Ende der Regenzeit, wenn auch im Regenwald Junge bald ausfliegen.