In den letzten Jahren hat die Nachfrage nach Rassehühnern stetig zugenommen. Die Meldungen über Skandale um Antibiotika und Massentierhaltung, aber auch der Wunsch, einige Hennen zu halten, die manchmal auch ein Ei legen, haben deutlich zugenommen. Die Corona-Krise trug ebenso dazu bei, dass viele Zeit hatten, einen eigenen Hühnerstall zu bauen, und diesen jetzt bevölkern möchten.

Viele dieser Leute haben noch nie Hühner gehalten. Ihnen fehlen oft die Kenntnisse über die gesetzlichen Anforderungen an die Unterbringung, Haltung und Fütterung. Dass es auch Krankheiten gibt und die Tiere von Ektoparasiten – vor allem Milben – befallen werden können, daran wird gar nicht erst gedacht. Und dass man die Hühnerhaltung beim Kanton registrieren lassen muss – davon haben viele noch nie etwas gehört. Eine umfassende Aufklärung und Beratung durch die Verkäufer ist deshalb nicht nur unerlässlich, sie kann auch viel Tierleid und Enttäuschungen verhindern.

Leider werden im Internet immer noch Ställe angeboten, die den gesetzlichen Bestimmungen nicht entsprechen, und auch die gesetzliche Pflicht der Stallbauer, die Käufer schriftlich zu informieren, wird von vielen nicht wahrgenommen. So kaufen die Leute dann möglichst billige Ställe, die viel zu klein sind, nur über eine Sitzgelegenheit verfügen und aus kaum wetterfestem Material bestehen. Durch Tipps des Züchters können die meisten dann selber durch eine zweite Sitzgelegenheit oder durch verschieben der Sitzstangen auf die gesetzlichen Mindestanforderungen umgebaut werden. 

Leuten, die noch keinen Stall gekauft haben, empfiehlt man die Stallbauer, die vom Verband kontrolliert worden sind und tierschutzkonforme Ställe anbieten. Die Liste ist auf der Website von Kleintiere Schweiz zu finden. Neuhaltern muss auch erklärt werden, dass sie dafür besorgt sein müssen, dass die Tiere nicht entweichen können. Unlängst hat eine Hühnerhalterin deshalb sogar eine Busse von 100 Franken bezahlen müssen, weil ein Huhn seinen Hof verlassen hat, um auf dem Trottoir spazieren zu gehen.

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Liebe geht nicht durch den Magen
Die Tiere müssen auch vor Raubtieren geschützt sein. Fuchs und Marder sind zwar vor allem nachtaktiv, und da sind die Hühner meist im geschlossenen Stall. Wenn der Fuchs aber in den Monaten Mai und Juni Junge hat, ist er auch tagsüber unterwegs und überwindet einen festen Zaun von 1,5 Metern mit Leichtigkeit. Manchmal hält ihn selbst ein Zaun von zwei Metern Höhe nicht davon ab, Beute für seine Jungen zu machen.

Ist der Wunsch nach einigen eigenen Hühnern erfüllt, wollen ihnen die ungeübten Halter möglichst viel Gutes tun. Sie reichen ihnen viele Leckereien, vor allem Körner, die dann zur Verfettung der Tiere führen. Andere wiederum wollen möglichst viele Reste wie Teigwaren, Reis und eingeweichtes Brot verfüttern, deren Salzgehalt der Gesundheit der Hühner schadet. Der Züchter hat auch hier eine grosse Verantwortung, indem er den neuen Besitzern erklärt, dass in einem Alleinfutter alles drin ist, was ein Huhn braucht, und die Tiere die erwähnten Speisen zwar sehr mögen, sie für deren Gesundheit jedoch nicht förderlich sind. Wer seinen Hühnern Gutes tun will, sorgt dafür, dass sie stets einen grünen Auslauf haben, wo sie sich viel Futter suchen können. Dass die Hühner Quarzgrit und Muschelschalen für die Verdauung brauchen, weiss jeder Züchter. Für Neulinge ist dies jedoch nicht selbstverständlich. 

Die zukünftigen Geflügelhalter müssen ausserdem darauf hingewiesen werden, dass auch Hühner nicht nur gefüttert, sondern auch gepflegt werden müssen. Sie sind von Zeit zu Zeit in die Hände zu nehmen und auf Parasiten wie die Rote und die Nordische Vogelmilbe hin zu untersuchen. Es ist also auch wichtig, den Leuten die Möglichkeiten zur Vorbeugung und Bekämpfung aufzuzeigen. Verkrustete Beine zum Beispiel rühren von Kalkbeinmilben her und müssen einige Tage mit Öl oder Melchfett eingerieben werden, damit die Milben ersticken.

Die Registrierung ist Pflicht
Ob zwei oder zweihundert Tiere: Hühnerhalter müssen ihre Hühner beim Kanton registrieren lassen. Dies ist eine gesetzliche Pflicht, die Neuhalter meistens nicht kennen, sondern darüber staunen, wenn sie das hören. Züchter, welche Tiere verkaufen, die in der Verordnung über den Tierschutz beim Züchten in eine Belastungskategorie eingeteilt sind, müssen die künftigen Besitzer zudem aufklären, wie diese Tiere gehalten und allenfalls verpaart werden sollen.

Seit diesem Jahr werden die offiziellen Fussringe des Verbandes im Tierwelt-Shop auf den Namen des Bestellers registriert. Man sollte es deshalb nicht unterlassen, die Ringnummern der verkäuflichen Tiere und die Adresse des Käufers zu notieren. Wenn nämlich der Ring eines verkaufen Tieres irgendwo gefunden wird, wird der Verkäufer belangt. Nur so kann er beweisen, dass die Tiere nicht mehr in seinem Besitze waren. Rassegeflügel Schweiz hat eigens dafür ein Formular entworfen, das auf der Website runtergeladen werden kann. 

Kaum jemand wird aber so viele Informationen aufnehmen können. Deshalb empfiehlt es sich, diese schriftlich abzugeben. Kleintiere Schweiz bietet auf seiner Website ein Merkblatt an, auf dem alle gesetzlichen Minimalanforderungen zusammengefasst sind. Das kann man verwenden und mit eigenen Angabe zur Fütterung, Haltung sowie Ungezieferbekämpfung ergänzen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Neuhalter sehr froh sind, etwas Schriftliches in den Händen zu haben, woran sie sich orientieren können. Denn ihr wichtigstes Ziel ist das Wohlergehen der Tiere. Und sie sind sehr dankbar dafür und gerne bereit, auch einen guten Preis für ihre neuen Mitbewohner zu bezahlen.

Weitere Informationen gibt es bei Kleintiere Schweiz. Das Merkblatt gibt es hier zum Herunterladen.