Kalzium ist in vieler Hinsicht wichtig für das Huhn. Der Mineralstoff trägt dazu bei, dass Nerven- und Muskelzellen ein geordnetes Ruhe- und Aktions­potenzial haben. Kalzium übernimmt die Aufgabe einer Art Schutzhülle, die sich um das Gewebe legt und so alle Zellen zusammenhält. Es sorgt aber auch dafür, dass die Zellen nach einer Verletzung wieder abgedichtet werden. Im Blut hat es Kalzium. Ist dessen Wert zu gering, führt das unweigerlich zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, beispielsweise Krämpfen in der Muskulatur. Ebenfalls wichtig ist Kalzium für den Knochenbau.

Eine Henne benötigt besonders in der Legephase sehr viel des Mineralstoffs. Denn ein Ei von 58 Gramm besteht aus 2026 Milligramm (also 2,026 Gramm) Kalzium. Davon befinden sich 2000 Milligramm in der Eierschale, vier Milligramm im Eiklar und weitere 22 Milligramm im Eidotter. Meist ist das erste Ei einer Legeserie mit der stabilsten Schale ausgestattet, danach nimmt deren Dicke kontinuierlich ab.

Kalziumreserven anzapfen
Während seiner Entstehung verbringt das Ei die längste Zeit im taschenförmigen Uterus. Während rund 20 Stunden entsteht hier die Eierschale und ihre Pigmentierung, deren Sekret aus den hochprismatischen Epithelzellen stammt. Das benötigte Kalzium für das Ei wird über das Blut zu den Drüsen im Eihalter transportiert. 

In der ehemaligen deutschen Bundesforschungsanstalt für Kleintierzucht in Celle (heute: Institut für Tierschutz und Tierhaltung) fand man unter der Leitung von Alfred Mehner heraus, dass die Blutmenge einer Zwei-Kilo-Henne rund 100 Kubikzentimeter respektive ein Deziliter ist. Um die Kalziummenge, die für ein Ei gebraucht wird, dorthin zu führen, muss die genannte Blutmenge mindestens 80 Mal den Eileiter passieren.

Das benötigte Kalzium kann nur von zwei Orten stammen: aus den Knochen und aus der Nahrung. Allerdings reicht der Anteil aus der Nahrung während der Legephase in der Regel nicht aus, um die Eierschalen zu bilden. Deshalb bleibt der Henne nichts anderes übrig, als Kalzium aus den Knochen freizusetzen. Den Knochen wird dabei unterschiedlich viel des Mineralstoffs entzogen. Aus Mittelfuss-, Zehen- und Schädelknochen sind es nur geringe Mengen. Aus Brustbein, Rippen und Beckenknochen dagegen grössere.

Dieser Vorgang läuft immer gleich ab. Während der Fortpflanzungszeit wird in den Markhöhlen eine sekundäre, sogenannte Mark-Knochensubstanz gebildet. Sie liefert das Kalzium bei Bedarf. Somit hat zumindest ein Teil davon in der Eierschale den Weg über die Knochen gemacht. Auch wenn Letztere als Spender herangezogen werden können, sollte mindestens die Hälfte des Kalziums aus der Nahrung aufgenommen werden, ansonsten können Fehlfunktionen entstehen. 

Grit oder Schalen vom eigenen Hof
Bei schwerem Kalziummangel sprechen Fachleute von einer Rachitis oder «Käfigmüdigkeit». Bei einem völligen Entzug über zwei Wochen legt eine Henne keine Eier mehr. Bis dahin hat sie ihren Knochen rund zehn Prozent des Kalziumgehalts entzogen, den sie normalerweise aufweisen. Daher ist es wichtig, dem Huhn zusätzlich zur üblichen Nahrung kalziumhaltiges Zusatzfutter zur Verfügung zu stellen – besonders in der Legephase, die von Frühjahr bis Herbst dauert. Dafür eignen sich Kalk- und Muschelgrit. Das sind gebrannte oder gemahlene Muschelschalen, die auch noch andere lebenswichtige Mineralstoffe enthalten. 

Ebenfalls können Eierschalen mit einem Mörser zerkleinert und so den Hühnern vorgesetzt werden. Dabei sollte man darauf bedacht sein, nur Eierschalen vom eigenen Hof, also von den eigenen Tieren, zu verwenden. Durch sie können Krankheiten freigesetzt werden. Daher ist es sinnvoll, die Herkunft und Qualität der Schalen zu kennen.

Egal für welchen Kalziumzusatz man sich entscheidet, er sollte immer in einem separaten Gefäss zur Verfügung stehen. Denn dank ihres natürlichen Empfindens für den Bedarf an Kalk nimmt die Henne nur so viel auf, wie sie braucht.

Ohne Vitamin D gehts nicht
Das Blut bringt den Kalk zu allen Organen. Der Kalkgehalt des Blutes schwankt dabei nur gering. Die Ablagerung, vor allem in den Knochen, wird von Vitaminen beeinflusst, insbesondere Vitamin D und Cholin. Untersuchungen zeigen, dass Küken, die ohne Vitamin D aufgezogen wurden, Verkrümmungen des Brustbeins und gehemmte Verkalkungen der Lauf- und Unterschenkelknochen aufweisen. Was darauf hinweist, dass es ihnen ohne genügend Vitamin D an der Fähigkeit mangelt, Kalzium in die Knochen einzubauen. 

Wie viel Kalzium das Blut aufnimmt und befördert, ist teilweise auch von den Geschlechtsdrüsen und ihren Hormonen abhängig. Legende Hennen können dem Futter mehr Kalzium entnehmen und halten als solche, die sich gerade in keiner Legephase befinden. Dabei beginnt die Fähigkeit zur besseren Speicherung rund zehn Tage vor dem Legebeginn.

Laut Carl-Heinrich Engelmann, einst Abteilungsleiter am deutschen Institut für landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen in Jena, nimmt eine Henne an einem Legetag die Hälfte des zur Schalenbildung erforderlichen Kalziums über das Futter auf, während sie die andere Hälfte den Knochen entzieht. An Tagen, an denen sie keine Eier legt, speichert die Henne ungefähr ein Gramm Kalzium. Daher ist der Gehalt im Blut bei legenden Hennen höher als bei nicht legenden. Heute geht man davon aus, dass diese Stoffwechselvorgänge vom Eierstock und den Nebenschilddrüsen gesteuert werden. Sobald im Eierstock eine Dotterkugel wächst, erhöht sich der Kalziumgehalt im Blut. Nimmt das Ei an Volumen zu, sinkt er wieder, ehe er nach der Eiablage erneut zunimmt.