Erkrankungen von Atmungsorganen bei Geflügel sind fast ausschliesslich die Folge von Infektionen und ungünstigem Stallklima. Laut Dieter Schobries, Autor von «Geflügelkrankheiten», werden Luftwegs­erkrankung durch einen Vitaminmangel begünstigt und münden so in einem Schnupfen. Es entzünden sich vor allem die vorderen Abschnitte des Atmungstraktes, was insbesondere bei erhöhtem Staub- oder Ammoniakgehalt in der Stallluft auftritt.

Letzterer intensiviert sich in der Hobbyhaltung insbesondere in den Wintermonaten, wenn die Tiere öfters im Stall sind und die Lüftung nicht ausreichend ist. Ein regelmäs­siges Ausmisten, auch wenn es nur dazu dient die feuchte Einstreu mit trockener zu ersetzen, hilft als Vorbeugemassnahme. 

Oft denken Hobbyhühnerhalter, sie müssten aufgrund der tieferen Temperaturen die Fenster im Hühnerstall schliessen, doch besser wäre es, sie zu öffnen. Bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit kommt es sonst zu einer spezifisch erregerbedingten Entzündung. In den Hühnerställen vieler Halter ist die Lüftung ungenügend oder nur sehr klein. Deshalb gilt: Lieber die Fenster offen oder zumindest in Kippstellung lassen als sie zu schlies­sen. Dieser Umstand sorgt für etwas kühlere, aber trocknere Luft. Um eine mögliche Erkrankung der Tiere zu verhindern, sollten die Fenster zudem nicht so positioniert sein, dass sie im Stall die Zugluft begünstigen.

Vorbeugen mittels Impfung in der Schweiz verboten
Die Infektiöse Laryngotracheitis (ILT) ist eine ansteckende Kehlkopf-Luftröhren-Entzündung und wird durch ein Herpesvirus verursacht. In der Schweiz ist sie meldepflichtig. Wer Tiere hält oder betreut, muss Verdachtsfälle umgehend melden. Die Übertragung erfolgt von Tier zu Tier, meist ausgehend von kontaminierten Personen (Kleidung) oder Gegenständen wie Eierkartons.

Die Inkubationszeit beträgt vier bis zwölf Tage. Die ILT tritt besonders bei Hühnern und Fasanen auf. Sie zeigt sich in einer blutigen, eitrigen Entzündung des Kehlkopfs und der Luftröhre. Im Extremfall verschliesst sich Letztere, was zum Tod durch Ersticken führt. Erkrankte Tiere zeigen Atemnot und deutliche Atemgeräusche. Zudem halbiert sich die Legetätigkeit.

Deutschland beugt durch eine Impfung vor. Die Schweiz dagegen verfolgt eine Nulltoleranz-Strategie und hat ein Impfverbot für die ILT verfügt. Der Erreger soll nicht in Schach gehalten, sondern ausgerottet werden. Daher lassen die Behörden alle Tiere eines infizierten Bestands notschlachten. Ausnahmen gibt es diesbezüglich nur, wenn der Bestand für die Erhaltung der Rassenvielfalt und Biodiversität von massgeblicher Bedeutung ist.

Die Infektiöse Bronchitis ist wohl eine der am meisten gefürchteten Krankheiten in der Schweizer Wirtschaftsgeflügelzucht. Weshalb die Legehennen dort fünfmal dagegen geimpft werden, wie die auf Geflügel spezialisierte Tierärztin Karin Kreyenbühl an einer Tagung gegenüber Rassegeflügelzüchtern sagte. Ursache für die Infektiöse Bronchitis ist ein Coronavirus, das von Tier zu Tier übertragen wird. Via Luft kann der Erreger sogar von einem Hof zu einem anderen transportiert werden.

Bei einem Befall von Küken oder Jungtieren verursacht die Krankheit schwerwiegende Störungen und Ausfälle. Bei älteren Tieren gibt es meist keine Todesfälle, allerdings geht die Legeleistung stark zurück, die Eier werden weich oder mit deformierten Schalen gelegt. Die Impfung erfolgt mehrmals, weil es verschiedene Stämme des Erregers gibt. Die erste Impfung erfolgt in der Brüterei mit einem Grobspray. In der zweiten, neunten, und vierzehnten Alterswoche erfolgt eine Impfung über das Trinkwasser. Beim Umstallen vom Aufzuchtstall in den Legehennenstall bekommen alle Tiere eine Impfung mittels Injektion. Die Nadel wird in der Regel in den Brustmuskel oder den Oberschenkel gestochen. Damit die darunterliegenden Knochen bei der Impfung nicht verletzt werden, ist das Verabreichen durch Fachleute empfohlen.

Eine andere Krankheit der Atemwege ist der Geflügelschnupfen, der durch ein Bakterium verursacht wird. Die Übertragung erfolgt auch hier primär von Tier zu Tier. Eine Verschleppung über kontaminierte Gerätschaften oder Personen von einer Herde zur anderen ist ebenfalls möglich. Symptome des Geflügelschnupfens sind eine Augenentzündung und das Anschwellen der Nasenhöhlen, verbunden mit einem eitrigen, süssfaulig riechenden Nasenfluss. 

Hygieneschleusen und Quarantäne
Ein Besuch von Aussenstehenden im Geflügelstall erhöht die Übertragung von Krankheiten. Deshalb wird in der Wirtschaftsgeflügelzucht mit Hygieneschleusen gearbeitet, bei denen die Kleidung und das Schuhwerk in jedem Fall vor dem Stallbesuch gewechselt werden. Eine genaue Kontrolle sollte ausserdem beim Austausch von Gerätschaften oder beim Tierwechsel erfolgen. Wird ein ganzer Geflügelbestand gewechselt, sollte gemäss dem Schweizer Geflügelkompetenzzentrum Aviforum eine gründliche Reinigung erfolgen. Dafür eignet sich die Nassreinigung am besten, weil dabei 95 Prozent der Keime weggespült werden. Um die übrig gebliebenen Keime wirkungslos zu machen, wird der Stall im Anschluss mit einem Desinfektionsmittel behandelt. 

Ein weiteres Infektionsrisiko bergen Rassegeflügelausstellungen, an denen zahlreiche Tiere aus unterschiedlichen Zuchten in aufgereihten Boxen Geflügelrichtern und Besuchern präsentiert werden. Damit werden Voraussetzungen geschaffen, die den Austausch von Mikroorganismen und die Übertragung von Krankheiten begünstigen. Organisatoren solcher Ausstellungen müssen daher darauf achten, erkrankte Tiere bereits bei der Einlieferung zurückzuweisen. Empfehlenswert ist auch eine gute Belüftung während der Ausstellung. Tiere, die ein Züchter an einer Schau präsentiert hat, sollte er danach für eine gewisse Zeit in Quarantäne halten, um ein Einschleppen von Keimen in seine gesunden Bestände zu verhindern.