Gesunde Elterntiere sind das Herzstück einer erfolgreichen Nachzucht. Zu den weiteren Schlüsselfaktoren zählen die Fütterung, das Lichtregime und das Stallklima, schreibt Armin Six in seinem Fachbuch «Hühnerzucht heute». Im Winter haben die Hühner ab und an einen Tag im Stall zu verbringen, und im Auslauf wächst das Grünfutter nicht nach. Deshalb ist es ratsam, zur konventionellen Futtermischung noch zusätzlich Leckerbissen zu verfüttern. Nichtsdestotrotz: Können die Hühner bei Sonnenschein zwischendurch nach draussen, ist dies für die Vitamin-D-Entwicklung gut.

Ein Zusatzfutter für Zuchttiere im Winter sollte Mineralien enthalten und vitaminreich sein. Besonders bei frühen Brutterminen lohnt sich diese Zusatzfütterung, die auch aus tierischem Eiweiss bestehen kann. Entscheidend ist dabei der Beginn dieser Zusatzfütterung, der einige Wochen vor dem Sammeln der Bruteier liegen sollte. Als Grünfutterersatz eignen sich besonders Kohl, Karotten und Rüben. Engagierte Züchter stellen für ihre Zuchttiere sogar Spezialmischungen aus Knoblauch, Öl und anderen Zutaten her. 

In der Wirtschaftsgeflügelzucht wird bei den Legehennen der Tag mithilfe eines Lichtprogramms automatisch verlängert. Dadurch ist die Zeit der möglichen Futteraufnahme im Winter um einige Stunden länger und führt so zu mehr Bruteiern. Die schweizerische Tierschutzverordnung schreibt vor, dass die Lichtdauer 16 Stunden nicht überschreiten darf. Am besten werden die Hühner mit dem Licht früher geweckt und am Abend mit der üblichen Dämmerung wieder zu Bett geschickt. Der längere Tag wirkt sich massiv auf die Hormonproduktion aus und erhöht gemäss Armin Six die Fruchtbarkeit. 

Bei älteren Hähnen findet die Hormonumstellung etwas später statt, weshalb diese eher im März und April für eine gute Befruchtungsrate sorgen. Deshalb sollten Althähne in ihrem dritten oder vierten Lebensjahr nicht sofort aus der Zucht genommen werden, wenn sie zu Jahresbeginn eine weniger gute Befruchtungsrate zeigen, denn meist tritt die Fruchtbarkeit dann erst im April oder Mai ein.  Ausreichend Frischluft und ein trockenes Stallklima sind eben- falls wichtige Voraussetzungen für gesunde Tiere. Oft wird angenommen, dass Kälte den Tieren schadet, weshalb manche Halter sämtliche Fenster im Stall geschlossen halten. Die Feuchtigkeit kann dann aber nicht mehr entweichen. Sie kondensiert und gefriert später an den Kehllappen und Kämmen der Tiere, was zu Erfrierungen führen kann.

Wie viele Hennen pro Hahn?
Ist die Zusammenstellung von Hahn und Hennen erfolgt, so besagt eine Faustregel, dass die Eier nach zehn Tagen befruchtet sind. Laut Autor Six haben Untersuchungen gezeigt, dass auch 17 Tage nachdem der Hahn von den Hennen getrennt wurde, diese noch immer von ihm befruchtete Eier legen. Doch im Allgemeinen sind die frischen Spermien eines neu dazugesetzten Hahnes schneller und haben daher eine höhere Befruchtungschance. 

Die Anzahl der Hennen pro Hahn wird in der Praxis sehr unterschiedlich umgesetzt. Einzelne Züchter lassen die Tiere sozusagen in einer monogamen Partnerschaft leben, während andere den Hahn mit vier bis fünf Hennen laufen lassen. Hat der Hahn zu viele Hennen, erhöht sich das Risiko, dass er sich nur mit seinen Lieblingshennen verpaart und einzelne Tiere seines Harems folglich keine befruchteten Eier legen. 

Welche Henne mit welchem Hahn verpaart wird, ist die grosse Entscheidung des Züchters. Das Ziel ist, möglichst viele der gewünschten Erbanlagen auf die Nachkommen zu übertragen. Dazu gibt es verschiedene Zuchtmethoden. In einer wird mehr Inzucht betrieben. Werden jedoch enge Verwandte, beispielsweise Halbgeschwister, untereinander verpaart, so kann dies bereits nach wenigen Generationen zu Schäden führen. Deshalb ist der Austausch von Zuchttieren unter den Züchtern nötig.

Eine andere Variante ist die Rotationszucht, ausgehend von mehreren Zuchteinheiten, die jeweils aus einem Hahn und mehreren Hennen bestehen. Aus der Nachzucht jeder Einheit wird ein Hahn für die Weiterzucht ausgewählt und im Zuchtring an die nächste Zuchteinheit weitergegeben. Dadurch kommt es zum Austausch von Zuchthähnen innerhalb dieser Gemeinschaft und eine zu starke Inzucht wird vermieden. 

Kenntnis der Vererbungslehre nötig
Viele Züchter führen kein Zuchtbuch und können sich bei der Nachzucht oft nur noch vage an die Abstammung erinnern. Andere dagegen führen sehr genau Buch. Sie kontrollieren bereits bei der Eiablage im Fallnest, welches Ei von welcher Henne gelegt wurde. Dadurch ist es diesen Züchtern jederzeit möglich, den Stammbaum ihrer Tiere aufzuschlagen und so den Verwandtschaftsgrad von einzelnen Hühnern festzustellen. Besonders bei spalterbigen Rassen verlangt die Wahl der Zuchttiere Kenntnis der Vererbungslehre. Diese Grundsätze sind in Büchern niedergeschrieben und zeigen auf, welche Merkmale sich wie auf die Nachkommen und insbesondere auf die Farbgebung des Federkleides auswirken. 

Bei der Eiablage legen die Junghennen zu Legebeginn meist noch kleinere Eier. Für eine gesunde Nachzucht empfiehlt es sich, das im Rassegeflügel-Standard aufgeführte Bruteier-Mindestgewicht zu berücksichtigen. Ebenso sollten keine verkrusteten oder verschmutzen Eier eingelegt verwendet werden, weil sie zu schlechten Schlupfresultaten führen oder für Keime im Brutapparat sorgen.