Das Hühnerei ist ein Wunderwerk der Natur. Legt man es während drei Wochen in den Brutkasten, schlüpft daraus, sofern es befruchtet ist, ein fertiges Lebewesen, das vom ersten Lebenstag an selber frisst und zum Überleben nur noch etwas Wärme braucht. Wird das Hühnerei nicht bebrütet, ist es eines der gesündesten Lebensmittel überhaupt, das vielfältig genutzt werden kann. Wer Rassegeflügel züchten will, der sammelt jedoch nicht einfach Eier und legt sie alle in die Brutmaschine. Denn Bruteier sollen einige wichtige Kriterien erfüllen.

Im Standard ist für alle Rassen das Brutei­mindestgewicht aufgeführt. Die Eier müssen also mindestens dieses Gewicht erreichen, um ausgebrütet zu werden. Andernfalls können sie in der Küche gute Verwendung finden. Auch bei Zwerghühnern sollte darauf geachtet werden, dass sie eine gewisse Leistung erbringen. Brütet man immer zu leichte Eier, läuft man Gefahr, dass man die genetischen Anlagen für zu kleine Eier festigt, und das darf nicht das Ziel sein. 

Form und Farbe müssen stimmen
Etwas anders verhält es sich mit Eiern, die über 10 Prozent mehr als das im Standard festgeschriebene Mindestgewicht auf die Waage bringen. Das sollten sie, so heisst es, nicht tun. Bei einjährigen Hennen kann das noch stimmen, mehrjährige Hennen legen jedoch fast immer Eier, die viel schwerer sind als die im Standard erlaubten maximalen 10 Prozent. Dürfte man solche Eier nicht in die Brutmaschine legen, wäre die Empfehlung, vor allem mit älteren und erprobten Hennen zu züchten, eine Mär. Auch zeigt die Erfahrung, dass sich Küken aus zu schweren Eiern nicht zu überschweren Tieren entwickeln.

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Gross ist die Freude, wenn eine Henne ein Doppeldotter-Ei legt. Das ist bei jungen Hühnern gar nicht so selten. Daraus würden wohl eineiige Zwillinge entstehen, denkt man. Solche Eier sind jedoch in aller Regel unbefruchtet, weshalb man sie besser als Spiegelei isst – das ist allein fürs Auge sehr schön.

Jedes Huhn legt meistens Eier, die sich in Form und Farbe sehr ähnlich sind. Runde, spitze und deformierte Eier gehören in die Küche und nicht in die Brutmaschine. Vor allem bei deformierten Eiern muss damit gerechnet werden, dass sie zwar befruchtet sind und sich darin ein Küken entwickelt, das sich dann aber meistens nicht daraus befreien kann. Da ist die Enttäuschung gross – auf dem Teller hätte das aber Freude bereitet. 

Die Qualität der Schale ist wichtig
Auch auf die Schalenfarbe sollte geachtet werden, denn auch diese ist im Standard formuliert. Wenn dort «dunkelbraun mit wenig Glanz» verlangt wird und das Ei zwar dunkelbraun, aber glänzend ist, dürfte man dieses Ei nicht bebrüten. Hierzu gehen die Meinungen allerdings auseinander. Und bisher konnte auch noch niemand erklären, welchen Einfluss die Schalenfarbe auf das spätere Tier hat. Das Ziel müsste deshalb sein, Tiere zu züchten, die standardgemässe Eier legen. Die Farbe der Eischale dürfte aber als letztes aller Kriterien gelten. Im Zweifelsfalle, oder wenn es sich um eine besonders schöne Henne handelt, die das Ei gelegt hat, oder wenn ohnehin zu wenig Eier gelegt wurden und alle anderen Kriterien erfüllt sind, kann auch ein solches Ei in die Brutmaschine gelegt werden.

Wichtig ist aber die Schalenbeschaffenheit. Aus Eiern mit zu dünner oder zu poröser Schale werden kaum gesunde Küken schlüpfen. Es empfiehlt sich deshalb, die Eier zu schieren, also zu durchleuchten, bevor man sie in die Maschine legt. Da erkennt man zu poröse Schalen sehr gut, und auch allfällige kleine Risse sind erkennbar. Selbst wenn solche Eier befruchtet sind und sich darin Föten entwickeln, werden diese noch vor dem Schlupftermin absterben. 

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Nicht sehr selten liegen auch Eier im Nest, auf denen Kalkablagerungen in Form von kleinen Höckern zu sehen sind. Da ist Vorsicht und gute Beobachtung der Tiere geboten. Die Henne könnte an infektiöser Bronchitis oder Mycoplasmose, zwei weitverbreiteten Atemwegserkrankungen, leiden. Auch Eier, deren Schale Strukturen und Erhöhungen aufweisen, lassen dieselbe Krankheit vermuten. Wenn die Befruchtung zu wünschen übrig lässt und der Schlupf auch bei erfahrenen Brütern schlecht ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Tiere an infektiöser Bronchitis leiden.

Schonende Lagerung und Transport
Dass stark verschmutze Eier nicht in die Brutmaschine gehören, müsste selbstverständlich sein. Im Kot können sich allerlei Krankheitserreger aufhalten, die auch die anderen Eier infizieren könnten. Es gibt gleich mehrere Krankheiten, die über das Brutei übertragen werden. Deshalb sollten Eier aus fremden Beständen auch zuerst desinfiziert werden, bevor sie ausgebrütet werden. Nicht zu empfehlen ist das Waschen solcher Eier. Dadurch werden oft die Poren verstopft und das Ei luftundurchlässig, wodurch sich kein Küken mehr darin entwickeln kann.

Die Lagerung der Bruteier erfolgt an einem kühlen Ort, wo die Luftfeuchtigkeit genügend gross ist. Sie sollten jedoch nicht im Kühlschrank gelagert werden. Man stellt sie auf dem Spitz in einen neuen Eierhöcker, am besten einen aus Plastik, den man nach dem Eiersammeln waschen und desinfizieren kann. Gebrauchte Höcker sind zu meiden. Denn auch daran können noch Krankheitskeime haften. Die Eier sollten dann täglich, am besten mehrmals, gewendet werden, damit die Keimscheibe durch den Feuchtigkeitsverlust beim Lagern nicht an der Schale kleben bleibt. Man kann die Eierhöcker auch schräg stellen und dann den ganzen Höcker wenden, auch das erfüllt den Zweck.

Werden die Eier in eine Brüterei gebracht, muss der Transport schonend erfolgen. Zu starke Erschütterung lassen die Hagelschnur abreissen, wodurch eine erfolgreiche Brut verunmöglicht wird. Bevor sie nach einem Transport in den Brüter gelegt werden, sollten die Eier einen Tag ruhig liegen bleiben, damit sich das Innere wieder stabilisieren kann. Und wenn sie sofort in die Maschine gelegt werden sollen, dann dürfen sie einen Tag lang nicht gewendet werden. Bevor die ersten Eier eingelegt werden, muss unbedingt eine Funktionskontrolle erfolgen. Stimmt die Temperatur? Entspricht die Luftfeuchtigkeit den Vorgaben? Laufen Ventilator und automatische Wendung? Nach monatelangem Stillstehen des Brüters ist eine solche Kontrolle unerlässlich. Es gilt bei der Auswahl der Bruteier also vieles zu beachten, will man nach drei Wochen Brutdauer nicht enttäuscht sein.