Hühner zeigen ganz verschiedene Verhaltensweisen, wenn sie frieren. Laut dem ehemaligen deutschen Veterinärrat Harry Dieter Schobries drängen sich frierende Hühner in einer Gruppe eng aneinander und plustern ihr Gefieder auf. Dabei helfen die Pelzdunen unter den Deckfedern, Wärme zu erzeugen. Dank ihnen entsteht eine schützende Luftschicht als Isolation. Eine weitere Möglichkeit, sich etwas Wärme zu verschaffen, geschieht durch Zittern. Wobei die Muskelkontraktionen die gewünschte Wärme erzeugen.

Oftmals kann man auch beobachten, wie Hühner ihren Kopf unter die Flügel stecken, um damit die Wärmeabgabe zu verringern. Ein weiterer Vorteil dieser Stellung ist der Schutz der Kopfanhängsel. Diese sind nämlich am ehesten von einer Erfrierung betroffen. Färbt sich beispielsweise der Kamm violett, deutet dies auf eine schlechte Durchblutung aufgrund grosser Kälte hin. 

Eine Massage mit Vaseline kann hier eine definitive Erfrierung verhindern. Ist der Kamm allerdings bereits schwarz, kommt jede Hilfe zu spät. Dann ist er abgestorben und wird abfallen. Durch Einreiben einer antibiotischen Salbe kann immerhin noch versucht werden, das damit einhergehende Infektionsrisiko abzuwenden oder zumindest zu minimieren.

Ungeschlüpfte Küken haben allein keine Möglichkeiten, sich gegen Minustemperaturen zu schützen. Carl-Heinrich Engelmann, der einst Abteilungsleiter am deutschen Institut für landwirtschaftliches Versuchs- und Untersuchungswesen in Jena war, wagte den Versuch, befruchtete Eier in verschiedenen Stadien kalten Temperaturen auszusetzen. Dabei fand die Kühlung nicht schlagartig statt, sondern wurde langsam und stetig eingeleitet.

Bei Eiern, die 125 Minuten einer Temperatur von minus 23,4 Grad ausgesetzt waren, kam es in jedem Fall zu einer Eisbildung, was folglich zum Tode der Embryonen führte. Wurde das Ei nach einem Bebrütungstag etwa für drei Stunden einer Temperatur von null Grad ausgesetzt, schlüpften 96 Prozent der Küken. Fand der Kälteschock am zwölften Bebrütungstag statt, schlüpften lediglich noch 50 Prozent der Küken. Ab dem 14. Bebrütungstag sank die Überlebensrate auf null Prozent. Fazit: Je weiter die Bebrütung fortgeschritten ist, desto kälteempfindlicher sind die Embryonen.

Frieren Küken, sind sie rücksichtslos
Sind die Küken einmal geschlüpft, benötigen sie anfänglich eine Temperatur von 32 Grad, die dann wöchentlich um zwei Grad gesenkt werden darf. Jungtiere sind deutlich wärmebedürftiger als ausgewachsene Hühner. Ihr Wärmeregulierungsvermögen – also die Fähigkeit, die eigene Körpertemperatur konstant zu halten, während die Aussentemperatur variiert – ist noch nicht so stark ausgeprägt. Bei Küken ist dies erst etwa ab dem zehnten Tag der Fall.

Können sich Küken in verschiedenen Wärmebereichen aufhalten, so wird ihr Wärmeregulierungsvermögen trainiert. Bei verschiedenen Versuchen stellte Engelmann fest, dass eine kurzfristig herbeigeführte Unterkühlung in den ersten beiden Lebenswochen zwar vorübergehend zu Wachstumsschwankungen führen kann, sich aber spätestens ab der achten Lebenswoche keine Folgeschäden mehr bemerkbar machen. Haben Küken zu kalt, drängen sie sich in eine Ecke des Stalls oder bewegen sich so dicht wie möglich an die vorhandene Wärmequelle. Dabei kann es auch vorkommen, dass einige der Tiere auf andere draufsteigen und sie erdrücken.

An der Temperaturregulierung beim Huhn ist die sogenannte Zirbeldrüse beteiligt. Es handelt sich dabei um ein zapfenartiges Organ, das beim Huhn 3,5 Millimeter lang und zwei Millimeter breit ist. Es liegt im Dreieck zwischen den Grosshirnhemisphären und dem Kleinhirn. Durch zwei Bänder ist sie mit dem Zwischenhirn verbunden. Engelmann untersuchte den Zusammenhang von Zirbeldrüse und Kälteempfindlichkeit bei Hühnern. Dabei stellte er fest, dass die Körpertemperatur von Küken sank, wenn man ihnen die Zirbeldrüse entfernte. Die Störung des Wärmehaushaltes hängt demnach mit der Einbus­se an Noradrenalin und Serotonin zusammen. Zwei Hormone, die von der Zirbeldrüse erzeugt werden und die sich für die Regulierung der Temperatur verantwortlich zeigen. 

Ob im Sommer oder Winter, das Stallklima ist für die Gesundheit der Hühner enorm wichtig. Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen. Bei einer Temperatur von 17 Grad beläuft sich die Menge auf ein Dreifaches gegenüber einer Temperatur von null Grad. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60 bis 70 Prozent entwickelt sich ein Huhn am besten, egal welchen Alters oder Geschlechts es ist. 

Die relative Luftfeuchtigkeit wird vom Tier und seiner Umgebung beeinflusst. Eine Legehenne gibt im Schnitt rund 100 Gramm Wasser pro Tag über die Atemluft ab. Auch das Wasser, das mit dem Kot ausgeschieden wird, verdunstet und trägt somit zur relativen Luftfeuchtigkeit bei. Ebenfalls entscheidend sind Temperatur, Isolation und Feuchtigkeitsgehalt der Einstreu. 

Die Abwehrkräfte (ver)schwinden
Frieren Hühner, stecken sie ihre gesamte Energie in das Aufwärmen des Körpers und haben dadurch keine Abwehrkräfte mehr gegen Krankheiten. Auch erhöht sich die Futteraufnahme bei frierenden Hühnern. Gleichzeitig verringert sich in den meisten Fällen die Legetätigkeit. Bei noch nicht ausgewachsenen Tieren kann sich zudem ein verzögertes Wachstum einstellen. Lang anhaltende Kälte kann bei Jung- wie auch bei Alttieren sogar zum Tod führen. 

Laut einem Fachartikel der US-amerikanischen «Agricultural Research Service» beträgt die beste Legetemperatur 13 Grad. Versuche hatten gezeigt, dass Hennen bei dieser Temperatur am meisten Eier bei geringstem Futteraufwand liefern. Die Legeleistung sank dagegen um bis zu zehn Prozent ab bei anderen Umgebungstemperaturen zwischen vier und 24 Grad. Und bei minus fünf Grad sank die Legeleistung rapide um bis zu 26 Prozent.