Mit 108 zu 80 Stimmen sagte die grosse Kammer Nein zum Vorstoss. Über zwei Dutzend Ratsmitglieder hatten die Motion mitunterzeichnet. Auch der Bundesrat hatte die Motion im Februar zur Annahme beantragt. Durchgesetzt hat sich aber eine von der SVP angeführte Minderheit. 

Minderheitssprecher Sylvain Freymond (SVP/VD) sagte, viele Halterinnen und Halter liessen ihre Katze heute schon freiwillig chippen, zum Wohl ihres Tieres. Die Pflicht schaffe keinen Mehrwert. Problematisch seien insbesondere die vielen herrenlosen Streunerkatzen. Diese zu chippen, sei unrealistisch und teuer. Weiter verwies die Gegnerschaft auf die bestehende freiwillige Möglichkeit, Katzen zu chippen und zu registrieren.

STS: «Kurzsichtige Milchbüchli-Rechnung»

Anderer Ansicht ist der Schweizer Tierschutz STS. In einem Newsletter bezeichnete die Organisation die Ablehnung der Motion als «kurzsichtige Milchbüchli-Rechnung». Die Freiwilligkeit führe dazu, dass eine grosse Mehrheit der Katzenhalter ihre Tiere nicht registrieren lasse, schreiben die Verantwortlichen. «Dies hat zur Folge, dass bei Verlust, Krankheit oder Verletzungen sowie beim Aussetzen der Katzen, diese nicht den Tierhaltenden zugewiesen werden können.» Die Kosten würden Gemeinden, Tierschutzvereine, Tierheime sowie die Tierärzteschaft tragen. Das komme unter dem Strich der Allgemeinheit teurer und verursache grosses Tierleid. 

Auch hätte eine verpflichtende Registrierung dem unkontrollierten Handel mit Rassekatzen (Stichworte: Extremzucht, Einschleppung von Krankheiten) sowie der unkontrollierten Vermehrung von streunenden Katzen entgegenwirken können, schreibt der STS. 

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Im Februar schätzte Manuela Gutermann, Präsidentin des Tierschutz-Vereins «Katzenfreunde Schweiz», die Anzahl der hierzulande lebenden Katzen auf rund 1,5 Millionen. Laut Zahlen von Identitas waren im April rund 786'000 Fellnasen registriert. Die Mikrochips, etwa so gross wie ein Reiskorn, enthalten eine eindeutige Identifikationsnummer, die der Halterin oder dem Halter zugewiesen werden kann. Sie werden der Katze unter die Haut gespritzt.

Auch 2019 verzichteten Nationalrat und Bundesrat auf eine Chip-Pflicht. Damals hiess es, die Abwägung von Nutzen und Aufwand liesse keine Notwendigkeit für eine verbindliche Einführung erkennen.