Für manche Menschen ist der Sommer die schönste Jahreszeit. Sie geniessen jede Minute, die sie an der Sonne verbringen können, zu heiss kann es ihnen nicht sein. Andere dagegen stöhnen schon, wenn die Wetterprognose Temperaturen über 25 Grad voraussagt. An heissen Sommertagen verkriechen sie sich am liebsten in ihrer klimatisierten Wohnung und freuen sich auf den Herbst.

Ob es auch unter den Katzen Sonnenanbeter und Schattengewächse gibt, ist nicht bekannt. Grundsätzlich aber hätten Hauskatzen keine Probleme mit dem Sommer und würden hohe Temperaturen gut ertragen, sagt Marie Müller, Tierärztin in der Tierarztpraxis Emmevet in Hasle-Rüegsau BE und Vizepräsidentin der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin. Dass Katzen wegen einer Art Sonnenstich, einer Überhitzung, zum Tierarzt gebracht werden, sei – wenn überhaupt – höchst selten. «Ich habe einen solchen Fall noch nie gesehen», sagt Müller, «das ist in Tierarztpraxen kein Thema.»

Der Grund dafür liegt in der Herkunft der Hauskatze. Ihre Stammmutter ist die Falbkatze, die man in vielen afrikanischen Staaten, aber auch in Israel, der Osttürkei und dem Iran antrifft. Die Lebensräume der Falbkatze sind Savannen und vielfach gar wüstenartige Gebiete – unseren Hauskatzen wurde also so etwas wie ein Flair für hohe Temperaturen in die Wiege gelegt. 

Trotzdem: Auch Katzen ertragen nicht beliebig hohe Temperaturen. Wird ein Büsi im Sommer von seinem Besitzer in einem geschlossenen Auto zurückgelassen, kann dies für es genauso tödlich enden wie für einen Hund. Das aufgeheizte Auto als Todesfalle sei für Katzen zwar nicht ein derart akutes Problem wie für Hunde, sagt Marie Müller. «Aber nur, weil Katzen normalerweise nicht im Auto mitgenommen werden.»

Wärmetauscher in der Nase
Falls man seinen Stubentiger doch mal mitnimmt, zum Beispiel in die Ferienwohnung in die Berge, rät Müller zu folgenden Transport-Vorkehrungen: Die Katze immer in einem Käfig transportieren, ihr einen Wassernapf zur Verfügung stellen – und eben, sie niemals alleine im Auto zurücklassen.

Achtung Sonnebrand!Obwohl Katzen Hitzetage gut vertragen: Ungefährlich ist die Sonne für sie nicht. Häufiger als eine Überhitzung ist, wie bei uns Menschen, ein Sonnenbrand. Zwar bietet das Katzenfell einen effizienten Sonnenschutz, aber die wenig behaarten Stellen an Ohren, Nase und Mund sind der gefährlichen UV-Strahlung ausgeliefert. Am meisten Schutz brauchen Katzen mit hellem Fell oder Nacktkatzen wie die Sphynx-Katze. Ist die Haut durch einen Sonnenbrand gerötet und warm oder schuppend, sollte die Katze rasch in den Schatten gebracht werden. Kühlende Umschläge oder Hautsalben können erste Symptome lindern. Handelt es sich um eine sehr schwere Verbrennung, sollte der Tierarzt oder die Tierärztin kontaktiert werden. Wiederkehrende Sonnenbrände machen die Haut anfälliger für Hautkrebs, eine nicht seltene Krankheit bei der Katze.

Ist das Büsi aber nicht gerade im Auto eingesperrt, kann es sehr gut selbst für die korrekte Regulierung seiner Körpertemperatur sorgen. Die vielleicht wichtigste Strategie gegen eine Überhitzung im Sommer kann jede Katzenhalterin und jeder Katzenhalter problemlos selber beobachten: Zwar genies­sen es Katzen, sich von der Sonne aufwärmen zu lassen – und sie legen sich an lauen Sommerabenden auch gerne auf Steinplatten, die noch etwas Wärme speichern. Aber in der Mittagshitze verziehen sie sich zum Dösen meist in den Schatten – ins Gebüsch, unter einen Baum oder ins hohe Gras. Und sie machen keinen Schritt zu viel, auch das verhindert Hitzewallungen.

Auch der Katzenkörper selbst hilft bei der Thermoregulation mit. Allerdings auf eine etwas andere Weise, als es der menschliche Körper tut. «Katzen haben zum Beispiel nur sehr wenige Schweissdrüsen», erklärt Müller, «hauptsächlich an den Pfoten.» Konzipiert sind diese Pfotendrüsen eigentlich nicht für die Abgabe von überflüssiger Körperwärme, sondern hauptsächlich zur Kommunikation mit Artgenossen: Die Schweissabdrücke, die die Pfotenballen einer Katze hinterlassen, sagen Artgenossen: Achtung, dieses Revier beansprucht bereits jemand!

Was Katzen laut Marie Müller aber haben, ist eine Art Wärmetauscher in der Nase: «Wenn sie heiss bekommen, beginnen sie rascher zu atmen», erklärt die Spezialistin. «Die Luft gelangt in die Nasenhöhlen, wo sie auf Blutgefässe trifft und diese abkühlt.» So sorgt die Katze dafür, dass ihr Blut – und damit ihre Körpertemperatur – nicht zu sehr ansteigt.

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Hechelt das Büsi, stimmt etwas nicht
Eine längerfristigere Massnahme gegen die Hitze (und die Kälte) ist der Fellwechsel. Wie bei vielen anderen Säugetieren fällt der lange, dichte Winterpelz der Hauskatzen im Frühling aus und macht Platz für ein kürzeres Sommerfell mit weniger Unterwolle. Das hilft mit, die Hitze für das Tier erträglicher zu machen. Allerdings heisst das noch nicht, dass ein langes, dichtes Fell automatisch bedeutet, dass die Katze im Sommer leidet. Sie habe noch keine Studie gesehen, wonach Langhaarkatzen im Sommer mehr leiden würden als Kurzhaarkatzen, sagt Marie Müller. Das Katzenfell ist nämlich nicht nur eine mögliche Hitzequelle – es kann auch Hitze abhalten, also vielleicht sogar zu einem gewissen Grad als Wärmeschutz dienen.

Als Halterin oder Halter muss man sich also um die körperliche Verfassung seines Stubentigers auch an heissen Hochsommertagen keine Sorgen machen. Auf sein Tier achtgeben sollte man aber schon. Wichtig ist laut Marie Müller, dass die Katze stets genügend Wasser zur Verfügung hat. Wie bei uns Menschen ist ihr Trinkbedarf im Sommer erhöht. Eine zweite, empfehlenswerte Massnahme ist es, ihr ein bisschen mehr Nassfutter und etwas weniger Trockenfutter zu geben (siehe Text Seite 16). 

Und selbstverständlich sollten nicht nur Freigänger, sondern auch Wohnungskatzen stets die Möglichkeit haben, sich ein kühleres Plätzchen zu suchen. Gut möglich, dass sich an heissen Tagen ihre täglichen Routinen ändern: Vielleicht wird das bisher kaum beachtete dunkle Badezimmer mit seinen kühlen Bodenplatten plötzlich zum Lieblingsort. Die Tür zu solchen Räumen sollte dem Büsi deshalb gerade im Sommer immer geöffnet bleiben.

Sollte das Büsi trotzdem einmal an einer Überhitzung leiden, gibt es laut Müller einige Anzeichen, die jede Katzenhalterin und jeder Katzenhalter kennen sollte: Überhitzte Katzen wirken apathisch und sie hecheln – etwas, das gesunde Samtpfoten im Gegensatz zu Hunden nicht machen. Und wer sichergehen will, greift zum Fiebermesser. Zeigt der eine Temperatur von über 39,5 Grad an, stimmt etwas nicht mit dem Büsi.