Wer Tauben züchten und deren Rassenmerkmale entwickeln will, wird dabei planmässig vorgehen. Er wird diejenigen Partner zusammenbringen, die ihm den besten Zuchterfolg versprechen. In den nächsten Tagen und Wochen steht diese Planung an. Wenn einen das Wetter an die Wärme treibt, findet man auch die Musse, sich dieser kniffligen Aufgabe zu widmen. Es ist der gesamte Taubenbestand auf seine Vorfahren und auf die bereits geplanten Paarungen zu überprüfen. Es lohnt sich dabei, auf einige Tipps und Trick zu achten. Denn wer die Verpaarung nicht allein der Natur und dem Gusto der Tauben überlassen will, könnte vor einigen Schwierigkeiten stehen.

Es ist keine Frage, dass der Zuchterfolg deutlich höher ist, wenn die Partner einander zugeneigt sind. Dem sollte ein Züchter Rechnung tragen und die Paare entsprechend zusammenstellen. Der grössere Zeitaufwand in der Vorbereitung zahlt sich später in der Zuchtsaison aus. Stehen die Zuchtpaare bereits fest, müssen die Partner aneinander gewöhnt werden. Das ist manchmal leichter gesagt als getan. Wer seine Tauben aufmerksam beobachtet, merkt schnell, dass es auch unter Tauben Sympathie und Antipathie gibt. Manchmal zeigen sie dabei fast menschliche Züge. Hat man auf dem Papier ein Paar zusammengestellt, das sich nicht leiden kann, kann dies erhebliche Probleme bringen und mit der Ruhe im Taubenschlag kann es schnell vorbei sein.  

Kuckuckskinder im Taubennest
Auch wenn Tauben gemeinhin als Symbole des Friedens und der Treue gelten, nehmen sie es in Wirklichkeit damit nicht so genau, unabhängig davon, ob es sich um Täuber oder Täubinnen handelt. Vor allem bei Paaren, die sich von Beginn an nicht riechen können, sind Seitensprünge häufig, und der Züchter wundert sich, weshalb die Jungtiere so gar nicht nach den Eltern kommen. Paare, die sich nicht mögen, leben dann zwar zusammen und ziehen auch Jungtiere auf. Der Vater der Jungtiere ist aber meist ein anderer Täuber. Umgekehrt ist der verschmähte Täuber ständig auf Freiersfüssen unterwegs, um seine Erbanlagen eben an anderer Stelle weiterzugeben. Man kann sich unschwer vorstellen, dass dies zu einer grossen Unruhe im Taubenschlag führen kann.

Funktioniert in einem Taubenschlag die Zucht nicht so richtig, kann der Grund also auch ein einziges Paar sein, das sich nicht ausstehen kann. Es ist daher einfacher und zielführender, von vornherein für eine friedliche Atmosphäre im Schlag zu sorgen. Die beste Basis für eine harmonische Taubenehe ist, den Tieren ausreichend Gelegenheit zu geben, sich kennenzulernen. Je früher man damit beginnt, umso grösser ist die Chance, dass es gelingt.

Da die Täuber am Anfang recht stürmisch sind und die Täubinnen sogar verletzen können, müssen die Paare zuerst voneinander getrennt sein. Sinnvoll ist es, wenn das künftige Paar durch Gitterstäbe getrennt ist. Dies hält die beiden zwar auf Abstand, Zärtlichkeiten sind aber zwischen den Stäben hindurch möglich. Liebkosungen sind ein untrügliches Zeichen, dass die beiden sich gefunden haben. Mit etwas Erfahrung braucht man aber kaum je so lange zu warten. Stimmen die Bedingungen, fangen die meisten Täuber bald mit der Balz an. Nickt die Täubin ebenfalls mehrmals mit dem Kopf, zeigt dies, dass es zwischen den beiden gefunkt hat.

<drupal-entity data-embed-button="media" data-entity-embed-display="view_mode:media.teaser_big" data-entity-embed-display-settings="[]" data-entity-type="media" data-entity-uuid="562b168b-62ac-478d-898b-0cb1bcce3127" data-langcode="de"></drupal-entity>
Bei so viel liebevoller Zuneigung kann bei der Zucht fast
nichts mehr schiefgehen.

Bild: Wilhelm Bauer

Genauer beobachten
Haben sich die beiden künftigen Partner ausreichend kennengelernt, kann man sie zueinander lassen. Im Idealfall kommt es bald zur Paarung, von Fachleuten Tretakt genannt. Hat man das beobachtet, hat sich das Paar gefunden und der Züchter kann aufatmen. Dennoch ist es sinnvoll, seine Tauben in den ersten Tagen im Taubenschlag noch genau zu beobachten. Vor allem, wenn mehrere frischgebackene Paare in einem Schlag zusammenkommen, kommt es bisweilen zu Trennungen. Deshalb sollten immer nur wenige Flitterwochen-Paare in einen Schlag gesetzt werden. Besser ist es, wenn einige gestandene Altpaare dazugesetzt werden.

Bei einem grösseren Bestand sind mehrere kleine Taubenschläge einem grossen deshalb vorzuziehen. So kann die Zahl der Jungpaare pro Schlag klein gehalten werden. Auch mit dem Umpaaren, also wenn Altpaare getrennt und neuen Partnern zugeteilt werden, tut man sich dann leichter. Zudem kann es hilfreich sein, die einzelnen Paare in die vorgesehene Nistzelle einzugewöhnen. Tut man dies zu Beginn mit den Täubern, werden diese ihre Täubinnen bald auch dahin ziehen.

Züchtet man mehrere Rassen, kann es helfen, unterschiedliche Rassen in einem Schlag unterzubringen. Obwohl alle Taubenrassen von der Felsentaube abstammen, kommt es nur selten zu Paarungen zwischen den Rassen. Setzt man also Paare unterschiedlicher Rassen zusammen, kann das ebenfalls helfen, dass sich die Paare aneinander gewöhnen. Aufpassen muss man nur, dass die Tauben vom Temperament her zueinander passen. Trotz aller Vorkehrungen ist es möglich, dass vom Züchter vorgesehene Partner nicht zueinander finden. Es dürfte besser und einfacher sein, das zu akzeptieren und nach einem anderen geeigneten Partner Ausschau zu halten, als zwei Tauben, die sich nicht mögen, auf Biegen und Brechen aneinander gewöhnen zu wollen.

Wichtige Infos aus dem Zuchtbuch
Die Erfahrung zeigt nämlich, dass die Jungtiere eines solchen Paares selten die gewünschten Rassenmerkmale zeigen. Hat man zuchtfreudige Tauben, steht vielleicht eine Schwester oder ein Bruder zur Verfügung, mit dem die Chemie stimmt. Selbst wenn diese Taube etwas anders aussieht, trägt sie doch die gleichen Gene. In der Taubenzucht gilt: Weniger ist in den meisten Fällen mehr. Das heisst, dass man im Zweifelsfall lieber mit einem Paar weniger züchten sollte. Die Tiere haben im Taubenschlag mehr Platz, so kommt es zu weniger Auseinandersetzungen. Das sorgt für Ruhe im Schlag, was wiederum das Brutgeschäft in geordneteren Bahnen ablaufen lässt.

Die Auswahl der Zuchttiere erfolgt dabei in erster Linie nach den gültigen Standard-
richtlinien. Jede einzelne Taube wird auf Herz und Nieren geprüft, jedes Rassenmerkmal wird unter die Lupe genommen und aufgrund dessen entschieden. Da man nicht nach allen Mücken aufs Mal schlagen kann, hat es sich in der Praxis bewährt, sich jedes Jahr ein, zwei, maximal drei Merkmale auszuwählen, die man verbessern will.

Besonders wichtig ist aber ein Blick ins Zuchtbuch. Dort sind etwa die Nachzuchtleistungen einzelner Zuchtpaare festgehalten. Um diese auch weiterhin hoch zu halten, sind die künftigen Zuchttiere besonders aus solchen Paaren auszuwählen. Sonst kann es geschehen, dass man innerhalb weniger Jahre in einer Sackgasse landet. Denn ist die Aufzuchtleistung einmal im Keller, ist es schwer, wieder herauszukommen. Meistens gelingt dies nur noch durch den Einsatz von Tieren eines anderen Züchters. Dies bedeutet aber eine gewisse Unsicherheit bezüglich der Rassenmerkmale, die man sich damit einhandelt. Die Basis für dauerhaften Erfolg ist immer ein eigener, durchgezüchteter Bestand. So hat man meist Gewähr, dass auch in der Nachzucht ausreichend Jungtiere mit ausgeprägten Rassenmerkmalen aufgezogen werden.