Tausende Kilometer legen Wale jedes Jahr zurück, sei es um zum Fressen, für die Paarung oder Geburt und Aufzucht ihres Nachwuchses. Die Tiere nur in gewissen Gebieten oder vor dem Walfang zu schützen, reicht also nicht aus: Ihre Wanderrouten – die «Blauen Korridore» – müssen ebenso unter Schutz gestellt werden, betont der WWF.

Ein tödlicher Hindernisparcours

Gemeinsam mit führenden Meereswissenschaftlern hat die Umweltschutzorganisation Daten aus den letzten 30 Jahren zu den Walreisen ausgewertet. Damit sei erstmals eine weltweite Übersicht entstanden, über die Routen wie auch die Gefahren, die den Tieren drohen:

  • Industrielle Fischerei reduziert ihre Nahrungsgrundlage.
  • Kollisionen mit Schiffen können tödlich enden.
  • Verschmutzungen des Wassers mit Chemikalien und Plastik führen zu Vergiftungen oder lassen Wale mit einem Magen voll Unverdaulichem verhungern.
  • Lärm, der mit dem Gehör ihren wichtigsten Sinn schädigen oder sie direkt töten kann.
  • Verlust von Lebensraum, z. B. durch den Abbau von Öl, Gas und Bergbau in der Tiefsee.
  • Der Klimawandel verändert beispielsweise die Verfügbarkeit von Nahrung.

Fischerei als grösste Gefahr

Am meisten Wale kommen nach Angaben des WWF ums Leben, weil sie sich in Fischereigeräten verfangen. Von der Arktis bis in die Antarktis würden so jedes Jahr rund 300'000 Wale, Delfine und Schweinswale als Beifang oder verfangen in Geisternetzen verenden. Sechs der 13 grossen Walarten seien als stark gefährdet oder gefährdet eingestuft. Dies, obwohl sie seit Jahrzehnten vor kommerziellem Walfang geschützt sind.

Die Hochsee muss geregelt werden

Um die «Blauen Korridore» sicherer zu machen, brauche es ein neues Schutzkonzept, heisst es weiter. Eines mit verstärkter Zusammenarbeit auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene.

Als besonders wichtig erachtet der WWF auch das weitere Vorgehen mit der Hochsee. Sie mache fast zwei Drittel des Ozeans aus und es gebe bisher kein internationales Abkommen, um diese Gewässer zu schützen. Die Vereinten Nationen wollen aber im März 2022 ihre Verhandlungen über einen Hochsee-Vertrag abschliessen. Bislang stünden nur knapp acht Prozent der Weltmeere unter Schutz.

Wichtig für Meer und KlimaWale gibt es in verschiedenen Grössen und einer grossen Artenvielfalt. Laut WWF liefern ihre Ausscheidungen die Grundlage für das Wachstum von Plankton und anderen wichtigen Mikroorganismen, die mehr als die Hälfte des Sauerstoffs auf der Erde produzieren sollen. Ausserdem sind die Meeressäuger wichtiger Teil der Nahrungsnetze in den Ozeanen.

Ein grosser Wal nehme während seines Lebens etwa 33 Tonnen CO2 auf, was der Menge des Treibhausgases entspreche, die 1'600 Bäume in einem Jahr speichern. Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds soll der Wert eines einzigen Grosswals für Mensch und Natur über zwei Millionen Dollar betragen.