Mit Schimpansen und Bonobos teilt sich der Mensch 99 Prozent seiner DNA. Gleich dahinter folgt der Gorilla mit 98 Prozent, danach der Orang-Utan mit 97 Prozent. Angesichts einer solch riesigen Übereinstimmung erstaunt es nicht, dass wir Menschen uns mit unseren nächsten Verwandten auch viele Krankheiten teilen.

Dies ist für die Krankheitsökologen Thomas Gillespie von der Emery-Universität in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia und Fabian Leendertz von Robert-Koch-Institut in Berlin ein Anlass zu grosser Sorge. Wie Gillespie in einem Blogpost seiner Universität sagt, stehe für die vom Aussterben bedrohten Menschenaffen «viel auf dem Spiel».

Viele Viren, die bei Menschen nur milde Symptome auslösen, können bei Menschenaffen schwere Erkrankungen hervorrufen. Dazu gehören gehören verschiedene Erkältungsviren und solche, die leichte Atemwegsinfektionen auslösen, darunter auch das menschliche Coronavirus HCoV OC43. Wie sich SARS-CoV-2 auf Menschenaffen auswirkt, ist noch nicht bekannt. Weil das Virus aber auch bei Menschen zu schweren Verläufen führen kann, fürchten Gillespie und Leendertz für Menschenaffen nun das Schlimmste.

In einem Leserbrief an das Fachblatt «Nature» fordern sie Regierungen, Naturschützer, Forscher und Reiseveranstalter auf, sofort das Risiko einer Übertragung des Virus auf Menschaffen zu minimieren. Zum Beispiel, indem man die Distanz zwischen Menschen und Menschenaffen von sieben auf zehn Meter erhöht und kranke Personen gar nicht zu ihnen lässt. Oder indem man Nationalpärke schliesst, wie dies Ruanda und Kongo laut dem englischen «Guardian» bereits getan haben.

Dies könnte für die Affen allerdings andere, schwerwiegende Konsequenzen haben. Ohne die Anwesenheit von Touristen werden die Pärke für Wilderer attraktiver. Ausserdem verlieren ohne den Tourismus viele Menschen in der Region ihre Existenzgrundlage, weshalb es Spenden brauche. Die Park-Ranger müssen weiterarbeiten, verlangt Gillespie. «Aber sie müssen sich selbst und die Affen vor COVID-19 schützen.»

Wie die Tierschutzorganisation Vier Pfoten mitteilt, habe man zum Schutz der Orang-Utans auch in Südostasien Sicherheitsvorkehrungen getroffen. In einer von der Organisation betreuten Auffangstation in Indonesien wechseln die Tierpfleger die Kleidung, bevor sie ihre Arbeit antreten, tragen Schutzmasken und waschen das Futter zweimal. Zuhause sollen sie sich an die Hygieneregeln halten und sich möglichst isolieren.