Es ist eine grosse Herausforderung für den Sittich- und Papageienhalter, den Vögeln stets neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten. In der Natur suchen sie Futter oder einen Partner, verteidigen Nisthöhlen, gehen dem Brutgeschäft nach, fliegen zur Mineralaufnahme auf den Boden oder an Lehmwände, erleben Gewitter und Winde und müssen stets auf der Hut sein vor Feinden wie Raubvögeln oder Schlangen. Unter Menschenobhut wird ihnen Futter vorgesetzt, die Feindvermeidung entfällt. Was nun mit der freien Zeit? Wenn Papageien in reizarmer Umgebung gehalten werden, können sich Stereotypien entwickeln.

Essenziell ist, dass die Vögel ausreichend Platz zur Verfügung haben. Ein Graupapageienpaar kann zum Beispiel langfristig gut in einer Zimmervoliere mit den ungefähren Massen von zwei mal zwei Metern mal Zimmerhöhe gehalten werden. Ein Wellensittichpaar fühlt sich in einem Käfig von einem Meter mal 60 Zentimeter mal 60 Zentimeter wohl. Doch alleine mit ausreichendem Platz hat man noch keine gute Papageienhaltung. Auch die Qualität des Raums spielt eine Rolle. Sittiche und Papageien fliegen sehr gut. Die Flugmöglichkeiten sind in Volieren aber eingeschränkt. Umso wichtiger also, dass die Behausungen gut mit Ästen ausgestattet sind. Grundsitzstangen aus Hartholz wie etwa Buche halten länger.

Schnabel-Schredder am Werk
Zusätzlich sollten aber wöchentlich frische Äste aus dem Wald gereicht werden. Wenn sie, entweder am Boden oder etwas erhöht, in eine flache Wasserschale gestellt werden, bleiben sie länger frisch, und die Papageien oder Sittiche benagen sie oft. Das abgenagte Rindenholz reichert das Wasser mit Huminsäuren an. So wird es gerne getrunken. Auch frische Blätter zupfen die Vögel mit Wonne ab. Die Beschäftigung mit Rinde und Blättern stellt für sie einerseits eine willkommene Abwechslung dar. Andererseits nehmen sie durch das Nagen von Rinde auch Mineralien auf.

Natürliche Materialien sollten immer den Vorzug erhalten, doch es gibt auch ganz simple Möglichkeiten, das Leben der Papageien zu bereichern: Kartonschachteln. Anstatt sie zu zerlegen und mit dem Altpapier abzuführen, kann man sie von den Papageien zernagen lassen. Holz zu benagen braucht Ausdauer, bei Kartonschachteln hingegen stellt sich sofort Erfolg ein. Das stimuliert! In Kartonschachteln werden Löcher genagt, die Papageien verstecken sich als Höhlenbrüter gerne darin, nagen weiter, und schon in wenigen Stunden ist fast alles zerschnipselt – als wäre der Karton durch einen Schredder gelassen worden.

Was neu ist, ist spannend
Gerade für Papageien in Zimmervolieren im Wohnbereich sind solche Beschäftigungsmöglichkeiten ideal. Dicke Kataloge oder Zeitschriften als Bodenunterlagen werden ebenfalls gerne angenommen und von den Krummschnäbeln auf ihre eigene Art gelesen – oder besser gesagt: zernagt. Die meisten Papageien halten sich gerne am Boden auf, besonders, wenn dieser Bereich der Voliere auch Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Dazu zählen eben Karton und Papier.

Natürlich ersetzen sie frische Äste aus dem Wald nicht; sie sind aber eine zusätzliche Bereicherung. Wie in der Natur haben auch die Sittiche und Papageien unter menschlicher Obhut ihre Rhythmen. Aktivitätsphasen werden von Ruhezeiten abgelöst. 

Wichtig ist, dass immer etwas in der Voliere vorhanden ist, das die Vögel interessiert und an dem sie werkeln können. Wie beim Menschen gilt auch bei Sittichen und Papageien: Neuem wird grössere Aufmerksamkeit geschenkt. Was zuerst skeptisch beäugt wird, findet schon bald grössten Zuspruch. Die Aufgabe des Halters besteht darin, die Vögel immer wieder zu unterhalten. So bleiben sie langfristig agil und gesund.