Soziale Medien
Büsis mit Handicap sind die Stars
Dass Katzen das Internet regieren, ist bekannt. Und wer genauer hinschaut, dem fällt auf, wer die wahren Könige sind. Die meisten Fans und Follower haben oft Katzen, die ein Handicap irgendeiner Art haben.
Die berühmteste Katze des Internets ist zweifelsohne Grumpy Cat. Auf Facebook, Instagram und Twitter folgen ihr insgesamt 11,1 Millionen Fans. Tardar Sauce (Tartarsauce), wie die weibliche Katze mit richtigem Namen heisst, war sogar schon der Star in ihrem eigenen Film und hat seit September 2015 eine Wachsfigur bei Madame Tussauds («Tierwelt Online» berichtete). Grumpy Cat kam mit felinem Kleinwuchs auf die Welt, was auch ihren namensgebenden, permanent mürrischen Gesichtsausdruck verursache, wie es auf Grumpy Cats Webseite heisst.
Grumpy Cat stellt auf Twitter keine guten Prognosen für das neue Jahr.
— Grumpy Cat (@RealGrumpyCat) 1 January 2017
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Und Grumpy Cat ist nicht die einzige Katze mit einem «Defekt», die es im Internet zu Ruhm gebracht hat. Da gibt es beispielsweise die schielende Katze Nala, die auf Instagram 3,2 Millionen Follower hat. Damit ist sie die schnurrende Instagram-Königin – die Katze mit den meisten Followern auf dieser Plattform. Wir konnten auf jeden Fall kein anderes Katzenprofil finden, dem mehr Leute folgen.
Nala, die schielende Katze, mit ihrem «schockierten» Gesichtsausdruck, der sie berühmt gemacht hat:
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Ein weiteres Beispiel ist Lil Bub. Dieses Büsi kam gleich mit einer ganzen Reihe von Gebrechen auf die Welt, über die seine Webseite informiert. Da Lil Bub wie Grumpy Cat kleinwüchsig ist, wird sie immer die Grösse eines jungen Kätzchens behalten, ihre Beine seien überdies zu kurz, weshalb sich die Fortbewegung manchmal schwierig gestalte. Ihr Unterkiefer ist zu klein und sie hat keine Zähne, weshalb ihre Zunge ständig heraushängt. Ausserdem hat sie zusätzliche Zehen und leidet sie an der bei Katzen (und Menschen) sehr seltenen Erbkrankheit Osteopetrose, bei der die Knochen mit der Zeit dichter und härter werden, was die Bewegungsfreiheit massiv einschränkt. Lil Bub sei aber erfolgreich in Behandlung, um ihre Leiden zu lindern. Überhaupt, betont ihr Besitzer Mike Bridavsky auf der Webseite, sei Lil Bub eine sehr glückliche Katze.
Lil Bub mit Besitzer Mike Bridavsky auf Facebook, wo sie fast zwei Millionen Fans hat. Weitere 1,4 Millionen kommen auf Instagram dazu, auf Twitter folgen ihr jedoch «nur» 105'000.
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Gute Absicht oder Voyeurismus?
Es gibt natürlich auch viele berühmte «normale» Internet-Katzen (lesen Sie hier mehr dazu). Doch ist auffällig, wie übermässig Katzen mit grösseren oder kleineren Behinderungen in den sozialen Medien vertreten sind. Dies kann auf der einen Seite einen positiven Effekt auf andere solche Katzen haben. Viele der heutigen Internet-Stars wurden einst aus Tierheimen adoptiert. Das mag anderen Katzen, die nicht ganz der Norm entsprechen, eine Chance geben, auch ein Plätzchen zu finden.
Andererseits ist aber auch zu beobachten, dass die Nutzer der sozialen Medien keinen Unterschied zu machen scheinen zwischen Katzen, die mit Behinderungen zur Welt gekommen sind und solchen, denen Merkmale, die bei uns teilweise unter Qualzucht laufen und verboten sind, angezüchtet wurden. Dazu gehören die verkürzten Beine der Munchkin-Katzen und die heruntergefalteten Ohren der Scottish Fold. Egal welchen Ursprung das ulkige oder besonders herzge Aussehen einer Katze hat, ein «Like» gibt es immer.
Weshalb sich so viele Menschen für Katzen mit beispielsweise Kleinwuchs wie Grumpy Cat und Lil Bub begeistern lassen, könne sie nicht abschliessend sagen, meint die Tierärztin Martina Schybli, die beim Schweizer Tierschutz (STS) die Fachstelle Heimtiere und die tierärztliche Beratungsstelle leitet. «Ich vermute, dass es sich um eine Mischung aus Faszination gegenüber ungewöhnlichem Aussehen bis hin zu Voyeurismus –, Identifikation mit den Andersartigen und – bei nicht angezüchteten, sondern zufällig aufgetretenen genetischen Defekten oder Erkrankungen – Mitleid gegenüber dem Tier handelt.»
Fragwürdig: Munchkin-Katze Albert hat auf Instagram fast eine halbe Million Follower.
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Der Scottish-Fold-Katze Milla folgen fast 400'000 Nutzer.
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Keine vermehrte Nachfrage
Ebenfalls häufig zu sehen in den sozialen Medien sind Katzen mit Brachycephalie oder Kurznasigkeit. «Bei brachycephalen Katzenrassen liegt der Grund für die Faszination sicherlich darin begründet, dass solche Tiere dem Kindchenschema entsprechen, welches bei uns unbewusst fürsorgliche Gefühle entstehen lässt», erklärt Schybli. Dieses Merkmal gilt gemeinhin nicht als Qualzucht, extreme Formen können aber darunter fallen, denn die seit 2015 geltende Verordnung über den Tierschutz beim Züchten führt auf, dass «Schädeldeformationen mit behindernden Auswirkungen, wie Auswirkungen auf Zahnstellung, Lage der Augen, Atemfähigkeit, Geburtsvorgang» zu einer mittleren oder starken Belastung führen kann. Zucht von und mit Tieren mit starker Belastung ist verboten.
Alfred Wittich, Präsident des Helvetischen Katzenverbandes (FFH), der dem internationalen Dachverband FIFe angehört, relativiert. Er züchtet die kurznasige Rasse Exotic Shorthair und sagte gegenüber der «Tierwelt» in einem früheren Artikel über Qualzucht, dass, wenn man verantwortungsvoll und mit gesunden Tieren züchte, die Brachycephalie keine Belastung und nicht per se problematisch sei (lesen Sie den ganzen Artikel hier). Zu den Munchkin- und Scottish-Fold-Katzen, die auch von der FIFe nicht anerkannt und zur Zucht nicht zugelassen sind, hat er eine klare Meinung: «Es ist wirklich schlimm, dass diese Rassen in den sozialen Medien präsentiert werden und ich verstehe nicht, wie jemand an sowas Gefallen finden kann. Glücklicherweise sind unsere Schweizer Katzenfreunde so vernünftig, dass es äusserst selten vorkommt, dass jemand nach diesen Rassen fragt.»
Ähnlich tönt es auch bei Martina Schybli: «Ich schliesse nicht aus, dass in den sozialen Medien verbreitete und gehypte Fotos von Extremzuchten beim einen oder anderen vielleicht den Wunsch nach einem solchen Tier aufkommen lassen. Eine gesteigerte Nachfrage nach Extremzuchten bei Katzen wäre mir indessen nicht bekannt.» Sie geht davon aus, dass die Nachfrage an solchen Zuchten sogar eher noch abnehmen wird, wegen der nun seit einem Jahr geltenden Verordnung, die das seit 2008 geltende gesetzliche Verbot von Qualzuchten konkretisiert.
Snoopybabe ist eine brachycephale Exotic Shorthair aus China und wurde von diversen Medien und News-Webseiten als «süsseste Katze des Internets» bezeichnet. Die Besitzerin kleidet das Büsi oft mit menschlichen Accessoires wie Schals oder Mützen ein. Auf Instagram folgen ihm 360'000 Nutzer, auf dem chinesischen Netzwerk Weibo sind es 480'000.
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Eine weitere Exotic Shorthair ist Pudge, der 655'000 Follower hat.
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Die Japanerin «12catlady», der auf Facebook und Instagram zusammen fast 300'000 Leute folgen, lebt mit zwölf Perserkatzen zusammen.
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