O b für einen wachmachenden Kaffee, weil der Magen knurrt oder die Blase drückt oder um sich einfach ein wenig die Füsse zu vertreten: Auf einer langen Fahrt gibt es viele Gründe für einen Zwischenhalt an einer Autobahn-Raststätte. Ist ein Hund mit an Bord, kommt ein weiterer dazu. Schliesslich braucht auf Reisen auch der vierbeinige Passagier regelmässig Auslauf und muss seine Geschäfte erledigen. 

Hundehalter wissen jedoch, dass sich das leider oft nicht sehr gut verbinden lässt. Während auf Herrchen und Frauchen Toiletten, ein Shop und ein Restaurant warten, muss sich der Hund mit ein wenig Grünfläche zwischen den Parkplätzen zufriedengeben. Und weil ihm der Zutritt zu den Infrastrukturen verwehrt bleibt, muss der Vierbeiner draus­sen oder im Auto auf Herrchen und Frauchen warten – ein Umstand, der an warmen Tagen sogar lebensbedrohlich werden kann. 

Die Gotthard Raststätte an der Autobahn A2 in Erstfeld UR bildet hier eine Ausnahme, wie ein Augenschein vor Ort zeigt. Seit dem Neubau 2018 wartet in Fahrtrichtung Süd gleich im Anschluss an den Parkplatz ein Robidog sowie ein eingezäunter Bereich auf vierbeinige Gäste. Auf der 50 Quadratmeter gros­sen Wiese können Hunde ohne Leine springen und am extra für sie installierten Brunnen trinken. Wollen Herrchen oder Frauchen ihren Durst oder Hunger ebenfalls stillen, darf der Hund sie sogar in die Raststätte begleiten. Mit Ausnahme der Selbstbedienungstheke sind Hunde im Sitzbereich und auf der grossen Gartenterasse ebenfalls willkommen. 

Das nutzen auch Claire und Vasco Simoni aus Reinach BL regelmässig. Das Ehepaar reist mit Labradoodle Pico mehrmals pro Jahr für ein paar Tage in sein Ferienhaus am Lago Maggiore. «Seit dem Neubau legen wir auf der Fahrt immer hier einen Halt ein», sagt Vasco Simoni. Bei schönem Wetter folgt nach dem Kaffee jeweils ein Spaziergang auf dem Reussdamm, der an die Raststätte grenzt. «Und im Hochsommer kühlt sich Pico gerne in der Reuss ab», fügt Claire Simoni an. Seit der Fertigstellung einer Hängebrücke über den Fluss im vergangenen Jahr besteht aus­serdem die Möglichkeit, direkt von der Gartenterrasse der Raststätte einen rund einstündigen Rundweg entlang der Reuss zu unternehmen. 

Viele Hunde in der Nebensaison 

Die Lage direkt am Wanderweg an der Reuss und dass der Vierbeiner mit ins Gebäude darf, sei schon speziell hier, sagt Claire Simoni. Gerade im Sommer sei es für Hundehalter nämlich meistens unmöglich, eine Raststätte aufzusuchen, ohne um den Hund im Auto bangen zu müssen. «Also nimmt man dann lieber eine lange Fahrt auf sich und legt höchstens kleine Pinkelpausen ein.» So hätten sie früher auch die dreistündige Fahrt nach Locarno jeweils ohne Stopp durchgezogen. «Jetzt lohnt sich ein Halt auch für Pico.» 

Dass die Gotthard Raststätte auch an die vierbeinigen Besucher denkt, kommt nicht von ungefähr, wie Stephan Rohrer, Leiter Retail und Marketing, sagt. Eine gross angelegte Umfrage vor dem Neubau in Fahrtrichtung Süd habe ergeben, dass viele Gäste neben einer sauberen Infrastruktur, gutem Kaffee und Spielmöglichkeiten für die Kinder auch Wert auf Hundefreundlichkeit legen. «Ausserdem zeigte sich, dass gerade in der Vor- und Nebensaison vermehrt Gäste mit Hunden die Gotthard Raststätte besuchten», sagt Rohrer. Sodass es naheliegend gewesen sei, mit dem Neubau der Infrastrukturen auch eine eingezäunte Hundezone zu realisieren.  

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120 Quadratmeter nur für Vierbeiner 

Damit schien die Gotthard Raststätte den richtigen Riecher gehabt zu haben, wie Rohrer ausführt.Neben Rückmeldungen von Hundehaltern direkt vor Ort falle das Feedback auch bei Bewertungen auf Google, in Facebook- oder Instagram-Einträgen, die Hundehalter nach einem Besuch der Raststätte machen, durchweg gut aus. So positiv sogar, dass man sich entschlossen hat, auf dem Gelände der Raststätte in Fahrtrichtung Nord ebenfalls eine eingezäunte Hundezone zu bauen. Kostenpunkt: rund 17 000 Franken. Mit 120 Quadratmetern fällt die Hundezone in Fahrtrichtung Nord gar mehr als doppelt so gross aus wie jene in Fahrtrichtung Süd. Sie hat einen schattenspendenden Baum in der Mitte, eine Doppelschleuse, damit kein Hund entwischen kann, sowie demnächst auch einen eigenen Trinkwasseranschluss. Aktuell steht die Hundebar noch vor der Terrasse. 

Beim Bau der beiden Hundezonen setzte man auf den Rat und die Erfahrung von Tierrettung Schweiz. Die erste Berufstierrettung der Schweiz mit Firmensitz in Erstfeld patrouilliert seit Jahren bei gutem Wetter mindestens dreimal täglich auf dem Gelände der Raststätte, um etwa Hundehalter dafür zu sensibilisieren, ihre Tiere nicht im viel zu heis­sen Auto zurückzulassen. «Bei uneinsichtigen Haltern mussten wir auch schon die Polizei kommen lassen», erzählt Harris Dinger, der stellvertretende Geschäftsführer von Tierrettung Schweiz.  

Dieses Engagement für das Wohl der Vierbeiner stiess bei den Verantwortlichen der Gotthard Raststätte auf offene Ohren. Mit einem gemeinsamen Parcours zum Thema «Erste Hilfe beim Hund» auf dem Gelände der Raststätte und dem gemeinsamen Verteilen von Flyern zur Sicherheit von Hunden im Auto wurde die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren weiter verstärkt.  

Hundefreundlichkeit bescheinigt 

Um Hundehalter darauf aufmerksam zu machen, ob und wo ihre Vierbeiner ebenso willkommen sind, hat Tierrettung Schweiz kürzlich das Label «Dog Friends» ins Leben gerufen. Mithilfe von verschiedenen Hundehaltern und -vereinen wurde ein Bewertungsbogen entwickelt, den Hundehalter vor Ort oder online auf der Homepage ausfüllen können. Die so zusammengetragenen Bewertungen werden dann auf der Website aufgeschaltet, sodass sich jeder Halter informieren kann, welche Raststätte, welcher Campingplatz, welches Restaurant oder welches Hotel für ihn geeignet ist. 

Ausserdem können sich hundefreundliche Betriebe auch von Dog Friends zertifizieren lassen. Dass das erste von Tierrettung Schweiz ausgestellte Zertifikat an die Gotthard Raststätte geht und fünf von fünf möglichen Pfoten, also die Note «Sehr gut», enthält, ist laut Harris Dinger nicht nur hochverdient, sondern für ihn auch «eine Herzensangelegenheit». Schliesslich sei es auch dem Engagement der Gotthard Raststätte zu verdanken, dass Hundefreundlichkeit als Kriterium, in einer Raststätte einzukehren, erkannt wurde.