So konnten die vegetarischen Tiere in karger werdenden Zeiten nicht mehr genug Fettreserven aufbauen, um die langen Winter zu überleben. Ihre Sturheit war gleichsam ihr Verhängnis: Einerseits, weil sie beim Vegetarismus verharrten, statt auf kalorienreichere Kost umzusatteln; andererseits, weil sie sesshaft blieben, statt in nahrhaftere Biotope auszuwandern.

Der Höhlenbär (Ursus spelaeus) war Teil der eiszeitlichen Megafauna, der etwa auch das Mammut oder das Wollnashorn angehörten, und die vor allem das Leben auf der Nordhalbkugel sehr lange Zeit mitprägte. Sehr viele dieser grossen Säugetiere starben um das Ende der letzten Eiszeit vor rund 24'000 Jahren aus. Ob daran vor allem eiszeitliche Jäger- und Sammlergesellschaften oder die klimatischen Veränderungen schuld waren – darüber gibt es eine lange wissenschaftliche Debatte.

Neuere Untersuchungen legen nahe, dass sich die Bären ausschliesslich pflanzlich ernährt haben und auch nicht auf Allesfresser umgesattelt haben, als die Vegetation während des letzten glazialen Maximums zurückging. Die durch die Vergrösserung der Nebenhöhlen verursachte Verringerung der Kraft beim Kauen führte in kargen Zeiten letztlich zu Unterernährung.

Verhängnisvolle Heimatverbundenheit
Überdies vermutet man heute, dass die Tiere stark an eine Region gebunden und aufgrund des langen Winterschlafes ebenso stark auf ihre Höhlen angewiesen waren. Ihre unflexible Ernährung und möglicherweise verstärkte Konkurrenz um Höhlen durch eiszeitliche Menschen dürfte das Ende der Höhlenbären besiegelt haben.

Das Forschungsteam um Alejandro Perez-Ramos von der Universität Malaga (Spanien) hat die Schädelform der Tiere analysiert. Auffallend waren die grossen Nebenhöhlen. Diese sind wichtig für die Ausschüttung und Aktivierung von Enzymen, die es erlauben, den Stoffwechsel der Tiere weitestgehend hinunterzufahren, wie man bei heute lebenden Bären herausgefunden hat.

Zu wenig Kraft für fleischliche Nahrung
Anhand von Simulationen, die auf computertomografischen Daten der Schädel von ausgestorbenen Arten und heute lebenden Bären basieren, analysierten die Wissenschaftler die mechanische Kraftverteilung im Schädel. Dabei zeigte sich, dass die Schädel der Höhlenbären und der amerikanischen Schwarzbären – einer Spezies, die sich auch grossteils vegetarisch ernährt – die beim Kauen wirkenden Kräfte aufgrund ihrer grossen Nebenhöhlen am schlechtesten ableiten.

Überdies wurde klar, dass die Höhlenbären aufgrund ihrer Schädelform nicht alle Zähne zum Kauen einsetzen konnten. Sie waren demnach auf das Zerkleinern von pflanzlicher Nahrung mit den hinteren Zähnen spezialisiert, schreiben die Forscher in ihrer Arbeit im Fachblatt «Science Advances». Das habe es ihnen vermutlich auch verunmöglicht, ihre Ernährungspalette in der letzten extremen Kaltzeit zu erweitern.