Die ursprünglich aus dem Schwarzmeergebiet stammende Quaggamuschel hat nach dem Bodensee auch den Bielersee erreicht. Die Muschel verändert das Ökosystem in den Seen und beeinflusst die Fischerei. Zudem sorgt sie bei den Trinkwasserversorgern für Probleme.

Markus Zeh, Fachbereichsleiter Gewässerökologie beim bernischen Amt für Wasser und Abfall, bestätigte am Freitag auf Anfrage eine Meldung der Berner Zeitung «Der Bund»: Der Trinkwasserversorger Energie Service Biel (ESB) und sein Amt hätten die Muschel im Bielersee nachgewiesen.

Die Trinkwasserversorger am Bielersee müssten nun dafür sorgen, dass die stark wachsenden Muscheln die Leitungen nicht verstopften, sagte Zeh weiter. Es geht um die Leitungen, mit denen die Trinkwasserversorger Seewasser zu ihren Aufbereitungsanlagen befördern.

Die Fischer am Bielersee müssten sich auf andere Fangzahlen gefasst machen. Dies, weil die Quaggamuschel viel Wasser filtert und so die Verhältnisse im Wasser verändert. Die Fischer fingen in Zukunft nicht unbedingt weniger Fische als bisher, aber die Zusammensetzung des Fangs könne sich ändern, so Zeh.

Massenhaft im Bodensee
Am Bodensee breitet sich die Quaggamuschel seit rund drei Jahren massenhaft aus – und richtet teils erheblichen Schaden an («Tierwelt online» berichtete). Das bis zu 40 Millimeter grosse Tier setzt sich zum Beispiel in den technischen Anlagen des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung fest.

Um diese noch intensiver zu reinigen, seien vier Mitarbeiter zusätzlich eingestellt worden, erklärte im vergangenen Dezember eine Sprecherin dieses Verbands. Ausserdem will der Zweckverband seine Aufbereitungsanlagen anpassen und Seeleitungen einsetzen, die ebenfalls gereinigt werden können.

Ziel sei zudem, die Ausbreitung der Muschel ins Trinkwassernetz zu verhindern. Das geschehe unter anderem mit Hilfe von Ozon, das die Larven der Quagga-Muschel abtötet. Sandfilter entfernten sie dann aus dem Wasser. «Wir gehen nach dem heutigen, noch sehr frühen Stand der Planung von Investitionen in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrages aus», sagte die Sprecherin.

Boote trocknen lassen
Die ETH-Wasserforschungsanstalt Eawag hat die Quaggamuschel auch in Basel nachgewiesen. Sie verbreitet sich zum Beispiel durch den Transport von Schiffen – laut Markus Zeh von der Berner Kantonsverwaltung nicht nur durch Segelboote, sondern durch Boote aller Art.

Um die Weiterverbreitung zu unterbinden, sollten Boote vor einem Transport gründlich gereinigt oder mehrere Tage lang getrocknet werden: So lautete 2015 das Fazit einer Studie zur Verschleppung von invasiven Muscheln. In Nordamerika werde das so gemacht, heisst es bei der Eawag.

Linda Haltiner von der Abteilung Aquatische Ökologie der Eawag sagte am Freitag auf Anfrage, auch im Genfer- sowie im Neuenburgersee sei die Quaggamuschel schon nachgewiesen worden. Noch keinen Nachweis gebe es ihres Wissens für den dritten der Jurarandseen, den Murtensee.

Es sei aber voraussichtlich nur eine Frage der Zeit, bis die Quaggamuschel in weiteren Schweizer Seen zu finden sei. Auch die mit der Quaggamuschel verwandte Zebramuschel, welche vor 30 Jahren in die Schweiz eingeschleppt wurde, sei inzwischen fast überall zu finden.