Der Nationalratspräsident liess es sich an diesem Montag nicht nehmen, persönlich ins Klettergestältli zu steigen und sich per Kran an der Fassade des Bundeshauses hochfahren zu lassen. Zusammen mit BirdLife-Geschäftsführer Raffael Ayé weihte Andreas Aebi vor den Medien zwölf Nistkästen für Alpen- und Mauersegler ein. 

Wer nicht ganz genau hinschaut, übersieht sie leicht, die hölzernen Kästen in den dekorativen Bögen unter dem Dach, die Ton in Ton mit dem Sandstein des Bundeshauses verschmelzen. Sechs davon, mit etwas kleineren Schlupflöchern für den Mauersegler, hängen auf der einen Seite des Gebäudes, sechs, mit etwas grösseren Öffnungen für den Alpensegler, auf der anderen.

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Es ist kaum ein Zufall, dass das Bundeshaus genau jetzt zum Vogelhotel werden soll, schliesslich ist SVP-Nationalrat Andreas Aebi ein langjähriger Hobby-Ornithologe; er hat sein Heimatdorf Alchenstorf BE längst in ein «Vogeldorf» verwandelt und seinen Stall mit mehr als hundert Schwalbennestern ausgerüstet (die «Tierwelt» berichtete). Pünktlich auf sein Präsidialjahr schaffte er es nun, zusammen mit BirdLife, den Denkmalschutz davon zu überzeugen, dass ein paar Nistkästen auch das Bundeshaus nicht verschandeln würden. 

Bisher hiess es immer wieder, die Vögel würden die heikle Sandsteinfassade verkoten. «Bei Schwalben wäre das durchaus ein Problem, die lassen ihren Kot einfach fallen», sagt Aebi. «Aber Segler nicht. Die tragen den Kot ihrer Jungtiere in Gallert-Kugeln gehüllt weg vom Nest und lassen ihn erst dann fallen.» 

Perfekter Zeitpunkt für Mauersegler
Das Bundeshaus ist besser für Segler geeignet als für die optisch ähnlichen, aber nicht näher verwandten Schwalben. «Schwalben mögen tiefe Holzgebäude wie meinen Stall», sagt der höchste Schweizer. «Die Segler, besonders die Alpensegler, wollen hohe Gebäude, die sie von weit oben anfliegen können.» In der Natur suchen sich die Vögel Nischen in Felswänden zum Brüten. Seit Jahrhunderten aber auch Gebäude, wo sie Hohlräume im Dachstock oder unter Ziegeln aufsuchen.

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Die bundesbernischen Nisthilfen für die beiden Segler-Arten sind nicht Dekoration oder Symbolpolitik, sie sind laut BirdLife dringend nötig: «In den letzten Jahrzehnten gingen aufgrund von Abbruch, Modernisierungen und Sanierungsprogrammen für Wärmedämmungen viele ihrer Brutplätze verloren», heisst es von Seiten des Vogelschutzes. Nun ist also wieder Platz für zwei Handvoll Brutpaare mehr. 

Zumindest für den Alpensegler kommen die Nistkästen dieses Jahr auf den letzten Drücker. Die ersten dieser Langstreckenzieher sind schon seit fast zwei Monaten wieder zurück aus ihrem Winterquartier im zentralen Afrika. «Für den Mauersegler ist der Zeitpunkt hingegen perfekt», sagt Andreas Aebi. «Bei ihm ist das Richtdatum, an dem er zurück in der Schweiz ist, der 1.  Mai.»

BirdLife schreibt zwar – vielleicht auch, um die Erwartungen zu dämpfen: «Bis die Nistkästen besiedelt werden, kann es mehrere Jahre dauern, eine Garantie gibt es nie.» Nationalratspräsident Aebi macht trotzdem keinen Hehl aus seiner Hoffnung, die Segler mögen schon heuer in ihre neuen Appartements einziehen: «Das wäre ein wunderbares Geschenk zu meinem Präsidialjahr.»