Am Bahnhof bevor der Zug einfährt, aus dem Autofenster oder lässig im Gespräch – im Alltag sieht man zig Leute ihre mehr oder weniger fertig gerauchte Zigarette wegschnippen. In Schweden sollen es pro Jahr über eine Milliarde Stück sein. In der Schweiz geht man laut Ökotoxzentrum von 340 bis 680 Millionen Kilogramm Tabakabfällen aus, die jährlich in der Umwelt landen und nur zum Teil wieder eingesammelt werden. Nun kommen im schwedischen Södertälje gefiederte Helfer zum Einsatz.

«Wildvögel machen freiwillig mit»

Wie der Guardian berichtet, steht hinter der Idee das Unternehmen «Corvid Cleaning». Namensgetreu – Corvid ist englisch für Rabenvogel – tragen die wichtigsten Mitarbeiter ein schwarzes Gefieder. «Es sind wilde Vögel, die freiwillig mitmachen», sagt einer der Gründer gegenüber dem Guardian. Motiviert werden die Tiere mit einer Belohnung: Für jeden Stummel, den sie in einer speziellen Maschine abliefern, erhalten sie etwas Futter.

Aktuell laufe ein Pilotprojekt, das bei erfolgreicher Umsetzung möglicherweise auf das ganze Stadtgebiet ausgedehnt werden soll. Die Verantwortlichen versprechen sich eine Kostenreduktion um mindestens 75 Prozent für die Entsorgung von Kippen.

Gesundheit der Tiere im Fokus

Wie im Guardian betont wird, ist bei der Ausweitung der Stummel-Sammlung durch Vögel die Gesundheit der Tiere eine Kernfrage. Sie dürfen sich nicht bei der Arbeit vergiften. Auch die Finanzierung des Projekts sei wichtig. Ein Verantwortlicher für die städtische Entsorgung fügt zum Schluss einen sehr berechtigten Gedanken hinzu: Es sei schon interessant, dass man zwar Vögeln das Aufheben von Zigarettenstummeln beibringen kann, Menschen aber scheinbar nicht lernen, sie gar nicht erst wegzuwerfen.

1 Stummel verschmutzt 1'000 Liter WasserNach Angaben des Schweizerischen Ökotoxzentrums sind Zigarettenstummel eigentlich als Giftmüll zu bezeichnen. So enthalten Sie über 4'000 Chemikalien, von Pflanzenschutz- und Düngemittel aus der Tabakproduktion bis zu Substanzen, die bei der Verbrennung entstehen. Wahrscheinlich seien organische Stoffe wie Nikotin primär für die Giftigkeit der Kippen verantwortlich. Durch Auswaschung kann laut Ökotoxzentrum ein einzelner Stummel 1'000 Liter Wasser so verunreinigen, dass Wasserorganismen Schaden nehmen können. Die Konzentration von einem Stummel pro Liter reiche aus, um etwa die Hälfte der Fische in einem Gewässer zu töten. Die Filter selbst sind kaum besser als die Schadstoffe, die darin hängen bleiben: Sie bestehen auf Kunststoff und sind daher in der Umwelt nicht abbaubar.

Neben Fauna und Flora können durch Kippen in der Umwelt auch Trinkwasserquellen verschmutzt werden.