«Es ist das erste Mal, dass solche Bilder aufgenommen wurden», sagt der Wolfsexperte Jean Marc Landry im Interview mit dem Westschweizer Fernsehsender «RTS». Auf dem Video, das mit einer Nachtsichtkamera und einer Fotofalle aufgenommen wurde, ist eine ruhende Mutterkuhherde zu sehen, in die plötzlich Bewegung kommt. 

Ein Rudel aus vier Wölfen nähert sich der Herde und greift zwei Kälber an. Für Landry sind diese Aufnahmen sehr wichtig. «Wir sehen hier zum ersten Mal, dass die Wölfe auch grosse Kälber, mit mehr als 200 Kilogramm, attackieren. Das konnten wir bis anhin nicht beobachten.»

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Ausserdem sei es interessant zu sehen, dass die Mutterkühe die Kälber beschützen und die Wölfe tatsächlich zurückdrängen, so Landry weiter. Er erklärt auch, warum das Marchairuz-Rudel mittlerweile auch die grösseren Tiere jagt. «Im vergangenen Jahr haben sich zwei weitere erwachsene Wölfe dem Rudel angeschlossen. Darum hatten wir in diesem Jahr mehr Angriffe. Im Ganzen vierzig auf Kühe und Schafe.»

Im Waadtländer Jura leben Kuhherden und Wolfsrudel im selben Gebiet, darum kommt es dort auch vermehrt dazu, dass die Nutztiere gerissen werden, erklärt Landry. Dieser Angriff ging für die Kälber glimpflich aus. Die vier Wölfe ziehen ab, ohne eines erlegt zu haben. Für die Landwirte im Kanton Waadt sind diese Aufnahmen aber Öl ins Feuer. Der Bund gab auf Drängen des Kantons im Sommer zwei der Tiere des Marchairuz-Rudels zum Abschuss frei.