Bei wohliger Wärme von über dreissig Grad beginnt das Leben der Küken. Dank Infrarotlampen und Wärmeplatten wachsen die herzigen Tiere schnell und schon bald wird der flauschige Flaum von kleinen Federchen verdrängt. Mit jeder Lebenswoche kann die Raumtemperatur um ein bis zwei Grad abgesenkt werden. Bei vollendetem Federkleid darf man schliesslich auf die zusätzliche Wärmequelle verzichten, denn meist sind zu dieser Jahreszeit auch die Nächte nicht mehr so kalt. Doch aufgepasst: Bei den Küken ist es wie bei empfindlichen Pflanzen. Ein Frühjahresfrost kann tödlich sein, eine zu tiefe Raumtemperatur die Entwicklung negativ beeinträchtigen – daher ist mit einem zu frühen Abschalten der Wärmequellen Vorsicht geboten.

Die Körperhöhe der Tiere nimmt durch das Wachstum logischerweise zu. Wurde also ein Wärmestrahler zu Beginn rund 25 Zentimeter ab Boden positioniert, muss die Höhe schrittweise angepasst werden. Dies bewerkstelligt man am besten mithilfe einer Aufhängevorrichtung in Form einer Kette, die Glied für Glied verkürzt werden kann.

Flexibilität in der Aufzucht
Das Schweizer Geflügelkompetenzzentrum Aviforum empfiehlt Geflügelhaltern, frisch geschlüpften Küken am ersten Lebenstag 24 Stunden Licht zu geben, am zweiten und dritten Tag zwischen 20 und 23 Stunden. Dies, damit die Küken genügend fressen und trinken. Spätestens ab dem dritten Lebenstag ist die Beleuchtungsdauer jedoch gemäss Tierschutzverordnung auf maximal 16 Stunden zu reduzieren. Deshalb sind ab diesem Moment als Wärmequelle nur noch Dunkelstrahler oder Wärmeplatten geeignet. Die früher oft eingesetzten rot leuchtenden Wärmelampen entsprechen heute nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben. 

Die Höhe des Futterautomaten und der Wassertränke muss ebenfalls mit den Küken wachsen. In den ersten Tagen wird oft das Futter in einer Eierschachtel verabreicht, doch schon wenige Tage später scharren die jungen Piepser tüchtig und ein richtiges Futtergeschirr muss her. Wird ein Futtertrog verwendet, sollte jedem Küken bis zum Alter von zehn Wochen ein drei Zentimeter breiter Fressplatz zur Verfügung stehen. Ab der 11. bis zur 18. Woche sind laut Gesetz bereits 10 Zentimeter pro Tier vorgegeben. Bei einer Rundtränke reicht zunächst ein Zentimeter Platz pro Tier, gefolgt von 1,5 Zentimeter für die 11. bis 18. Woche.

Wie werden Hühner gekennzeichnet 
Beim Flächenbedarf zeigt sich ein ähnliches Bild, denn dieser verdoppelt sich vom frisch geschlüpften Küken bis zum erwachsenen Huhn. Auf einem Quadratmeter dürfen in den ersten zehn Wochen 14 Tiere gehalten werden. Bis zur 18. Woche sind es noch neun Tiere. Bei ausgewachsenen mit mehr als zwei Kilo sind es noch sechs Tiere. Bei diesen Angaben handelt es sich nur um die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmasse. Je mehr Platz, desto besser. 

In der wirtschaftlich orientierten Geflügelzucht hat ein Huhn nicht mal eine Nummer; und der Halter ist nicht an einer Unterscheidung von Henne 1001 und Henne 1002 interessiert. Der Hühnerliebhaber mit wenigen Tieren im Garten kann seine schwarzen und weissen Hennen einfach auseinanderhalten. Doch was macht ein Rassegeflügelzüchter, der zwanzig Hennen im gleichen Farbenschlag hat? Damit er also die «Claudette» von der «Chantal» unterscheiden kann, bekommen die Tiere einen Kunststoffring an den Fuss. Er gibt Auskunft über das Herkunftsland, den Jahrgang und die «Identität» des Huhns anhand einer eigenständigen Identifikationsnummer. Dadurch ist es dem Rassegeflügelzüchter jederzeit möglich, seine Tiere voneinander zu unterscheiden und deren Abstammung zu verfolgen. 

Der Fussring ist eine Kennzeichnung auf Lebzeit und muss je nach Rasse in der achten bis zehnten Lebenswoche angebracht werden. Er ist so konzipiert, dass er auch im Erwachsenenalter noch locker sitzt und das Tier nicht behindert, jedoch nicht mehr abgestreift werden kann. Für jede Hühnerrasse gibt es die passende Grösse an Fussringen. Die Durchmesser reichen von 4 bis 32 Millimeter. Der Fussring ist vergleichbar mit der Ohrmarke bei Rindern und Schweinen oder dem Chip bei Hunden und Katzen. 

In der Welt der Gesetze gibt es keine Vorschriften darüber, ob Hennen nach draussen dürfen und wie viel Platz sie dort brauchen. Zu Letzterem rät das Aviforum in seinen Lehrmitteln für Geflügelhalter: «Bei kleineren Hennenbeständen ist mehr Auslauffläche pro Huhn vorzusehen als bei grossen.» Der Grund für diese paradox klingende Aussage liegt darin, dass die gesamte verfügbare Fläche bei vielen Tieren einen grösseren Aktionsradius zulässt. 

Das erste Mal draussen
Für Legehennen mit einem Bestand von weniger als 100 Tieren werden fünf bis zehn Quadratmeter Weidefläche pro Henne empfohlen. Küken brauchen selbstverständlich nicht so viel Platz. Wann sie zum ersten Mal hinausdürfen, hängt zudem von den Aussentemperaturen und der Zugluft ab. Für den ersten Weidegang ist trockenes Wetter gefragt, besonders wenn die Küken noch kein vollständiges Federkleid haben. 

Des Weiteren sollten die Küken idealerweise die Möglichkeit haben, jederzeit selbstständig wieder in den geschützten Stall zurückzukehren. Ein überdeckter Auslauf(bereich)geht auch. Zumindest aber brauchen sie eine Rückzugsmöglichkeit oder sollten vom Halter «bewacht» werden. Schliesslich gilt es, die Kleinen vor Fressfeinden aus der Luft zu schützen. Denn schon manches wenige Tage alte Küken ist einem Greifvogel oder einer Krähe zum Opfer gefallen.