Es gibt kaum ein Taubenbuch der letzten 100 Jahre, in dem die Huhnschecken nicht beschrieben werden. Das können nur wenige Taubenrassen von sich behaupten und zeugt vom hohen Ansehen, das die Huhnschecken über einen ungemein langen Zeitraum geniessen. Dennoch sind sie nie «Massenware» geworden. Das ging und geht sogar so weit, dass sie in manchen Regionen gar nicht existieren. In anderen, wie zum Beispiel in Teilen Bayerns und Sachsens, haben sich richtige Hochburgen entwickelt. Leider haben sie auch noch nicht den Sprung in die Schweiz geschafft. Das ist ein Umstand, der zu bedauern ist. Huhnschecken sind nämlich höchst interessante Tauben, auf die man einmal einen Blick werfen sollte. Wie so oft sind es nämlich die Erlebnisse mit und um eine Taubenrasse, die das Feuer zum Lodern bringen.

In der Umgangssprache wird die Rasse häufig als «Linzer» bezeichnet, was auf eine österreichische Herkunft schliessen lässt. Das hat sich auch im Standard niedergeschlagen, in dem Oberösterreich als Ursprungsregion angegeben wird. In der englischsprachigen Literatur sind sie als «Hungarian», also «Ungarische» bekannt. Der Rassenname «Huhnschecke» oder auch «Hühnerschecke» hat sich aber durchgesetzt.

Die Grösse und Wuchtigkeit sind wichtige Merkmale
Der Name gibt unmissverständlich an, zu welcher Rassetaubengruppe sie gehören, und zwar zu den Huhntauben. Dort sind sie klassische Vertreter und zeigen auch in ihrem Äusseren die Attribute, die zu einer Huhntaube gehören. Huhnschecken sind dabei recht grosse und kräftige Tauben. Gerade die Grösse und Wuchtigkeit müssen stimmen, um als richtige Huhnschecke anerkannt zu werden. Nur die Verbindung von Grösse und korrekter Zeichnung, macht die Huhnschecke aus. Die Züchtererfahrung zeigt nämlich, dass die Zeichnung auf einer kleineren Taube leichter zu erreichen ist.

Zur Grösse kommt die waagerechte Körperhaltung, die nicht immer gegeben ist. Da tun sich andere Rassen wesentlich leichter. Oder fällt der Betrachter hier auf eine optische Täuschung rein? Denn die durchgehende Unterlinie, sonst ein unzweifelhaftes Kriterium von Huhntaubenrassen, ist bei den Huhnschecken in den seltensten Fällen vorhanden. Das geht sogar so weit, dass der Standard eine leicht absetzende Unterlinie eindeutig duldet. Man muss also genau hinsehen, um die Haltung einwandfrei beurteilen zu können. Schon allein deshalb, weil sie eben für eine sehr gute Huhnschecke unverzichtbar ist.

Der Körper selber muss dabei breit sein, und die Brustpartie wölbt sich deutlich nach vorne. Das straffe Gefieder sorgt aber dafür, dass die Brust nie so ausgerundet erscheint, wie man das zum Beispiel von einer Kingtaube kennt. Diese Besonderheit trägt dazu bei, dass der Flügelbug etwas vorsteht. Das ist normal für eine Huhnschecke, für eine Huhntaubenrasse aber bestimmt nicht die Regel.

Der Schwanz darf nicht zu breit sein
Die Körperbreite beeinflusst auch den Rücken, der nach hinten ansteigt, sich aber nur wenig verjüngt. Der Anstieg ist entscheidend für die richtige Schwanzlage, die immer angezogen sein muss. Mindestens so wichtig ist zudem, dass der Schwanz nicht zu breit ist und auch in der Länge kurz erscheint. Das ist einfacher gefordert, als züchterisch umgesetzt – zumal der Hals lang zu sein hat. Die Schwingen liegen auf dem Schwanz auf und sollen den Rücken möglichst decken. Die Zusammenhänge zwischen dem Übergang von Schildende und Schwingenaustritt zur Rückendeckung sind bekannt und müssen bei der Bewertung berücksichtigt werden. Nur wer das tut, kann hier zu einem sachbezogenen Urteil kommen.

Um die nötige Körpergrösse zu erreichen, ist der Standhöhe ein grosses Augenmerk zu schenken. Lang und gestreckt wünscht man sich den Stand. Das bedeutet, dass sowohl die Unterschenkel als auch der Bereich vom Fersengelenk zur Standzehe lang sein müssen. Die Länge allein reicht dabei aber nicht aus. Eine gewisse Knochenstärke ist unverzichtbar und sorgt dafür, dass die Huhnschecke auch kräftig wirkt.

Im Idealfall sind die Augenränder feurig
Was wäre aber eine Huhnschecke ohne die charakteristische Hals- und Kopfpartie?! Diese Merkmale schaffen es nämlich, der Rasse zusätzlich zu Grös­se zu verhelfen und prägen den Gesamteindruck nachhaltig. Steht eine Huhnschecke dann im Affekt, muss der Hals lang sein und unbedingt aufrecht getragen werden. Aus der breiten Schulterpartie kommend, verjüngt er sich zum Kopf hin merklich. Eine Vorwölbung der Halswirbel, also ein sogenannter Bagdettenknoten, darf sich aber nicht zeigen. Um dies zu erreichen, muss man eine Huhnschecke unter Umständen also ansprechen, bevor man sie beurteilt.

Der Kopf weicht ebenfalls etwas vom Huhntauben-Üblichen ab. Von der Schnabelspitze verläuft er in einer lang gezogenen Bogenlinie zum Hinterkopf. Die Warzen, die recht kräftig sind, dürfen dabei das Kopfprofil nicht negativ beeinflussen. Ganz so verschliffen wie bei Formentaubenrassen sind sie nicht, was vor allem auf die Alttiere zutrifft. Ausgeprägter Druck und Kniff darf sich auf keinen Fall zeigen. Damit ist gemeint, dass das Kopfprofil nach den Warzen von oben oder seitlich nicht eingedrückt erscheinen darf. Das würde den Kopfzug nachhaltig stören. Das gilt auch für die Kehle, die voll ausgeschnitten ist. Nur dann kommt der charakteristische Kopfzug zum Tragen.

Das ganze Vorgesicht passt aber nicht, wenn der Schnabel zu lang und dünn ist. Hier muss unbedingt auf eine kräftige Ausprägung geachtet werden. Bei besonders rassigen Tieren ist der Schnabel an der Basis kräftig rot gefärbt – ein Blutschnabel also. Während der Oberschnabel farblich immer rein sein muss, duldet man bei den Jungtieren einen etwas angelaufenen Unterschnabel. Obwohl der ganze Kopf von der Seite betrachtet gezogen erscheint, muss man aufpassen, dass das Vorgesicht weder zu steif noch gezogen ist.

Feurig rot wünscht man sich die stark entwickelten Augenränder, die aus mehreren Ringen gebildet werden. Trotz einer gewissen Breite dürfen sie aber von der Struktur her nicht grob werden. Sie müssen möglichst glatt anliegen und nicht zu stark auftragen. Durch die breiten Augenringe erscheinen die Augen tiefer liegend. Die Iriden sind dabei orange bis rot. Nur den braunen Farbenschlägen gestattet man aufgrund genetischer Grundlagen eine hellere Augenfarbe. Sonst kämen diese Farbenschläge nie zum Zug.

Keine andere Taubenrasse zeigt das Zeichnungsbild der Huhnschecke – sie ist also wirklich einzigartig und das will etwas heissen, bei fast 1000 bekannten Taubenrassen. Farbig sind die Flügelschilder mit Ausnahme von beiderseits sechs bis elf weissen Schwingen und das gesamte Schwanzgefieder.

Dazu kommen farbige Kopfseiten und ein grosser Latz, der bis zum Brustbein gehen soll. Zwischen Flügelbug und Latz muss aber noch ein weisser Streifen sein, um die Zeichnungsareale getrennt erscheinen zu lassen. Der Standard gibt hier zwar die Zahl von etwa einem Zentimeter an, doch wird bestimmt niemand auf den Gedanken kommen, nachzumessen. Das gilt auch für das weisse Scheitelband, das nach den Warzen ansetzt und zum weissen Hinterhals durchlaufen muss. Etwa drei bis fünf Millimeter breit soll es sein. Dabei fällt schnell auf, dass die Breite des Bandstreifs den Ausdruck einer Huhnschecke massgeblich beeinflussen kann.

Man ist aufgrund der komplizierten und einzigartigen Zeichnung versucht, sie in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen. Hier muss man aber unbedingt beachten, dass die Zeichnung an vorletzter Stelle der Bewertungsreihenfolge steht. Dennoch schaffen es die Züchter immer wieder, nahezu perfekt gezeichnete Huhnschecken bei entsprechender Grösse vorzustellen. Das geht natürlich nur mit einem grossen Putzaufwand. Doch nicht nur der allein gehört dazu, sondern auch die Bereitschaft, diese Zeit zu investieren. Eine ruhige Hand und ein scharfes Auge sind zudem unverzichtbar.

Auch falsch gezeichnete Huhnschecken können für die Zucht wertvoll sein
Wer etwas vom Putzen versteht, kann nachvollziehen, was die Züchter mit dieser Arbeit vollbringen. Denn die Zeichnung der Huhnschecken wird keineswegs so konstant vererbt, wie man vielleicht auf den ersten Blick denkt. Eine gehörige Portion Erfahrung gehört also dazu, um einschätzen zu können, was durch geschicktes Putzen zu einem Ausstellungstier werden kann.

Um es den Züchtern ein wenig zu erleichtern, darf am Kopf vom üblichen Putzen etwas abgewichen werden. Bis zu einer gedachten Waagerechten durch das Auge darf nämlich das Stirnband glatt beschnitten werden. Hier muss also nicht am Federgrund geschnitten werden. Dennoch gibt es aber immer noch genug zum Putzen, da die Huhnschecken zu den Rassen gehören, die den grössten Putzaufwand benötigen. Wahrscheinlich ist dies auch ein Grund, weshalb die Zahl ihrer Züchter immer begrenzt ist.

Gerade für die erfolgreiche Zucht braucht man aber nicht nur Ausstellungstiere. Fehlgezeichnete Huhnschecken, vor allem solche ohne weisses Scheitelband, können für die Zucht sehr wertvoll sein. Auch Abweichungen in der Schwingenzahl sind hier zu tolerieren, wenn es darum geht, ein Zuchttier zu rekrutieren.

Huhnschecken sind Individualisten, die Raufereien nicht aus dem Weg gehen
ie Farbenschlagpalette ist zwar überschaubar, doch reicht dies für das Betätigungsfeld der Züchter wahrscheinlich vollauf. Etwas erleichternd kommt dazu, dass sich viele Farbenschläge ideal ergänzen können, was die Züchter erkannt haben und dies auch in der täglichen Zuchtpraxis anwenden. Auffallend ist dabei, wie fein die einzelnen Farbenschläge ausgeprägt sind. Prima Bindenführung und auch Hämmerung sieht man immer wieder. Während die Lackfarbenschläge eine sehr satte Farbe zeigen, erscheinen die Blauen in einem helleren Farbton. Die sehr seltenen Fahlen tun sich noch etwas schwer in der Züchtergunst und bei den Braunen ist auf eine möglichst gleichmässige Farbe zu achten. Gerade sie können durch starke Sonneneinstrahlung leicht fleckig und ausgebleicht erscheinen.

Wer Huhnschecken beschreibt, muss etwas über das Wesen der Rasse sagen. Sie sind nämlich auch darin etwas Besonderes. Sie zeigen ein ungewöhnlich ausgeprägtes Revierverhalten und gehen einer Auseinandersetzung nicht aus dem Weg. Die Verteidigung ihrer Nistzelle wird deshalb teilweise sehr heftig geführt. Üppige Nistzellen mit Fluchtmöglichkeit sind hier auf jeden Fall zu empfehlen. Der Schlag eines erfolgreichen Züchters war wohl ideal auf die Bedürfnisse der Rasse abgestimmt, passt aber nicht in das übliche Schema: Die Sitzplätze waren so angebracht, dass die Huhnschecken sich aus dem Weg gehen können. Das geht am besten, wenn sie sich nicht sehen. Überall waren deshalb grössere Holzbretter angebracht und auch in den Nistzellen waren die brütenden Tauben hinter geschlossenen Holztafeln «gesichert».

Wer seinen Huhnschecken ihre individuellen Wünsche also erfüllen kann, hat sehr vitale und zuchtfreudige Rassetauben, die ihre Jungen fürsorglich aufziehen. Dazu kommt auch die Chance, die Huhnschecken noch im Freiflug zu halten. Grosse Rundflüge wird man von ihnen nicht sehen. Das Hausdach und die nähere Umgebung werden aber intensiv angeflogen. Es ist dabei ein vielleicht zunächst ungewöhnliches Bild, solch grosse Tauben fliegen zu sehen. Es bietet aber die Chance, die Rasse in kontrolliertem Freiflug halten zu können. Gerade auch in dicht besiedelten Regionen. Huhnschecken sind also alles andere als gewöhnliche Rassetauben. Und genau das macht sie besonders interessant.

Farbenschläge
Huhnschecken sind in 13 Farbenschlägen anerkannt: schwarz, braun, rot, gelb, blau mit schwarzen Binden, hellblau mit weissen Binden, blaugehämmert, blau-dunkelgehämmert, rotfahl, gelbfahl, braunfahl, braunfahl-gehämmert und braunfahl-dunkelgehämmert.