Viele Vögel ernähren sich in der Natur von Samen von Wildgräsern, Disteln und Blumen. Sie nagen Rinde ab oder knabbern an Knospen und Blättern. Das sollten sie auch in der Voliere machen können. Gaben aus der Natur ergänzen den Speiseplan und werden gierig angenommen. Jetzt ist die Zeit, Wildgräser zu sammeln. Entlang von Bachläufen wird nicht mit Pestiziden gespritzt, sodass man sie dort gefahrlos ernten kann.

Der Züchter Heinz Kripahle aus Bern stellt die Gräser in Kübel mit Wasser, damit sie länger frisch bleiben. Er nimmt kleine Portionen davon und befestigt täglich Bündel mit Klammern an Sitzästen in seinen Volieren. Alle Finkenartige machen sich begeistert über die frischen Gräser her. Sie haben nicht nur wertvolle Inhaltsstoffe, sondern stimulieren auch zur Fortpflanzung. Für die meisten Vögel, die gehalten werden, ist in ihrem natürlichen Habitat die Regenzeit der Auftakt zur Brut, denn dann spriesst frisches Gras, Blumen blühen, Samen bilden sich – ausreichend Nahrung für die Jungschar.

Auch die Vögel bei uns ziehen die Brut im Frühling auf, wenn die Vegetation üppig ist und Nahrung bietet. So suchen Distelfinken Löwenzahnköpfe, die Samenstände von Karden oder Kratzdisteln, Goldruten und verblühte Sonnenblumenköpfe ab. Es ist einfach: Man kann sammeln, wovon die wilden Vögel auch gerne picken. Verblühte Sonnenblumenköpfe sind denn auch in den Volieren begehrte Nahrungsquellen. Und es hält die Vögel agil und beschäftigt, wenn sie sich ihre Nahrung selber erarbeiten können.

Ein Standardwerk, das beim Sammeln behilflich sein kann, ist «Vogelfutterpflanzen» von Hermann Schnabel. Grundsätzlich können Finkenartigen aber alle Gräser mit Samenständen gereicht werden. Viele bevorzugen die Samen, wenn sie in Milchreife stehen. Gängige Arten sind beispielsweise das Wald-Rispengras, das Einjährige Rispengras, das Englische Weidelgras, der Acker-Fuchsschwanz  oder die Blut-Fingerhirse. Hirtentäschel oder Hühnerdarm ist allseits bekannt und begehrt. Das Kraut wächst auch in Pflanzentöpfen auf Balkonen, ohne dass man es extra pflanzt, sodass es immer frisch für die Vögel abgeerntet werden kann.

Brennnesseln und Buchnüsschen
Gimpel lieben Ampfer, um damit ihre Jungen aufzuziehen. Ebenso beliebt ist das Kraut bei Kanarien. Wiesenbocksbart hat grosse Samenstände, auf die Distelfinken und Gimpelartige versessen sind. Wegwarten stehen bei allen Finkenvögeln hoch im Kurs. Nachtkerzen blühen erst im zweiten Jahr und gedeihen in ehemaligen Gruben besonders gut. Die Blütenstände sind ein Fest für die Vögel. Nicht schwer zu finden ist die Brennnessel. Junge Triebe sollte man mit heissem Wasser abbrühen, sodass sie ihre Nesselwirkung verlieren und man sie klein geschnitten ins Eifutter mischen kann. Brennnesseln sind reich an Eisen und Vitamin C. Kanarien, einheimische Wildvögel und Sittiche fressen sie gerne. 

Bald werden Hagebutten, Vogelbeeren, Sanddorn und Ebereschenbeeren reif. Wenn man Papageien Buchenäste reicht, die voller Buchnüsschen sind, werden sie sie begeistert lange danach absuchen. Die Äste alter Buchen am Waldrand reichen oft bis tief hinunter. Sie sind mit Nüsschen besetzt und vom Boden aus erreichbar. Die Natur bietet jetzt einen gedeckten Tisch an Gaben für die Vögel.