Ein Federball, der auf dem Volierenboden herumwuselt. So wird die Chinesische Zwergwachtel oft wahrgenommen. Der Blick aber ist auf andere, bunte Volierengenossen gerichtet, die auf Äste fliegen, die singen oder herumklettern. Cynthia Nupnau räumt mit dem Schattendasein der Chinesischen Zwergwachteln auf. Sie widmet sich ihnen seit Jahren eingehend. «Ich mag alles, was klein ist», sagt die 26-Jährige. So kam sie auf Chinesische Zwergwachteln. Wer einmal mit ihnen beginne, könne gar nicht mehr aufhören. Nun hat sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen im Buch «Chinesische Zwergwachteln – Kleine Hühnervögel ganz gross» zusammengefasst. «Ich möchte, dass die Winzlinge als Persönlichkeiten mit Bedürfnissen und interessanten Verhaltensweisen wahrgenommen werden», sagt die Autorin.

Es sei nicht richtig, Wachteln einfach als Verwerter von heruntergefallenen Körnern auf einem kaum strukturierten Volierenboden zu halten. Die kleinen Hühnervögel würden leider oft unterschätzt und nicht artgerecht gehalten. Nupnau setzt neue Massstäbe in der Haltung Chinesischer Zwergwachteln und hat es innerhalb weniger Jahre geschafft, sie als eigenständige und interessante Heimtiere zu etablieren. Sie schreibt: «Zu meiner Freude werden Zwergwachteln heute immer öfter in der Wohnstube gehalten.»

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Hummelgrosse Junge
Ihre Begeisterung für die Winzlinge wirkt ansteckend, ihre Erfahrungen helfen, gute Haltungsformen umzusetzen. Obwohl Chinesische Zwergwachteln bereits 1794 nach Europa gebracht wurden, gab es bisher kaum ausführliche Literatur über diese Art. Sie wurde in Monografien über Hühnervögel zwar abgehandelt, doch so detaillierte, praxisbezogene Informationen, die für jede Halterin und jeden Züchter wichtig sind, gab es bisher nicht. Nupnaus Buch füllt diese Lücke. 

Dass die Autorin aus dem Vollen schöpfen kann, zeigt sich an ihrem Zuhause. Die junge Frau aus Schleswig-Holstein wohnt seit einigen Jahren im thurgauischen Biessenhofen. Dort hält sie in einem separaten Raum Chinesische Zwergwachteln in unterschiedlichen Haltungssystemen. An den Raum grenzen Aussenvolieren an, die extra für sie mit Grasbüscheln, Wurzeln, Rindenmulch und trockenen Sandstellen eingerichtet sind. Die Innenhaltung erfolgt in Landschaftsterrarien oder übereinander angeordneten Boxen mit der ungefähren Grösse von 1,5 × 0,80 × 0,50 Meter. Nupnau verwendet oft Pinienrinde als Einstreu, empfiehlt aber auch Hobelspäne, Hanfstreu oder Buchenholzgranulat. Vogelsand bietet sie in separaten Schalen an.

Wenn auch Chinesische Zwergwachteln immer wieder in Volieren anzutreffen sind, so kursieren doch oft ungenaue Auffassungen darüber, wie sie zu halten sind. Nupnau sagt ganz klar: «Sie leben paarweise.» Nupnau ortet viele Probleme in der Haltung eines Hahns mit mehreren Hennen. Er habe dann ein Lieblingsweibchen, die anderen seien frustriert, würden kämpfen oder sich gegenseitig die Federn auszupfen. Die Zwergwachtelkennerin weist darum darauf hin, dass, wenn man ein Paar brüten lässt, immer andere Gehege vorhanden sein müssten, um die Jungen zu halten, sobald sie selbstständig sind. Und dies geht schnell. Bereits im Alter von acht Wochen vertragen sich die Kleinen, die zu Beginn so gross wie Hummeln sind, nicht mehr. Es sei möglich, gleichgeschlechtliche Gruppen zu halten, aber nur, wenn sie das Gegengeschlecht nicht hören und sehen würden. 

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Die Henne brütet in einem Nest an geschützter Stelle ab dem vierten Ei und kann maximal zwölf Eier legen. Sie brütet 16 bis 18 Tage, manchmal ist auch der Hahn beim Nest, manchmal wacht er davor. Nupnau warnt: «Die Jungen ertrinken in zu grossen Schalen.» Ein ganz flaches Gefäss sei geeignet als Tränke. Wenn es einen höheren Rand habe, sollte es mit Murmeln gefüllt werden. Es sei wichtig, dass sie mit Wachtelkükenfutter, das in einem flachen Topfuntersetzer angeboten würde, aufgezogen würden. Nupnau rät, in den ersten Tagen eine angeschnittene Gurke, berieselt mit Blaumohn, anzubieten. Die Jungen picken nach dem Mohn, werden so angeregt, selber zu fressen, und nehmen damit auch Feuchtigkeit auf.

Familienübernachtung in Sternform
Chinesische Zwergwachteln seien im Alter von zwei bis drei Wochen mit Vier-Millimeter-Ringen zu beringen. Nupnau ist Mitglied im Verein Kolibri Wil, der zu Ziervögel Schweiz gehört, sowie in der Exotis und somit organisierte Vogelzüchterin. Es sei ein Problem, dass manche Chinesische Zwergwachtel-Weibchen bei einer ganzjährigen Warmhaltung zu Dauerlegern würden. Um das zu unterbinden, rät Nupnau, die Weibchen unbefruchtete oder abgekochte Eier bebrüten zu lassen. So können sie den Bruttrieb ausleben. Entnimmt man die Eier immer wieder, wird das Weibchen stets wieder legen und dabei auslaugen.

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Ihren erwachsenen Zwergwachteln füttert Nupnau ein Ziergeflügelfutter, eine Exotenkörnermischung, getrocknete Karottenraspeln und Bachflohkrebse. Getrocknete Petersilie und Oregano gehören ebenso zum Speiseplan wie klein geschnittenes Gras oder ganze Grasstubben, wovon die Zwerge abpicken können, was ihnen behagt. Nupnau weist auf die Wichtigkeit von Kalzium und Eiweiss bei der Wachtelfütterung hin und erwähnt Mehlwürmer als Leckerbissen. So könne man die Zwergwachteln auch bis zu einem gewissen Grad zähmen, wenn man ihnen Mehlwürmer aus der Hand anbiete. 

Auch über den Wachtelstern gibt Nupnau Auskunft. Die Zwergwachtelfamilie würde an einer freien Stelle eng aneinandergeschmiegt übernachten, alle blickten nach aussen und von oben sähe es aus wie ein Stern, schreibt sie. Bei Gefahr flögen die Wachteln auf. 

Da sich Chinesische Zwergwachteln schon so lange in Menschenobhut befinden – die kleinen Federbälle sollen sogar im alten China als Handwärmer in Rocktaschen mitgeführt worden sein –, gibt es auch zahlreiche Mutationsformen. Bei der Wildform sind die Geschlechter äusserlich einwandfrei zu unterscheiden. Das Männchen ist dunkler gefärbt und hat eine schwarz-weisse Gefiederfärbung am Kopf und an der Kehle, das Weibchen ist braun gesprenkelt.

Nupnau beschreibt alle Mutationsformen und ihre Kombinationen. Klar, dass sie auch gleich Tipps zu Verpaarungen geben kann und Farbbilder aller Mutationen zeigt. Zudem werden andere kleine Wachtelarten vorgestellt. Ihr Buch ist aussergewöhnlich und sehr empfehlenswert. Sie hat ihre Erfahrungen und eingehenden Beobachtungen schriftlich festgehalten, sodass viele profitieren können. 

www.zwergwachteln-cynthia.ch

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Cynthia Nupnau: «Chinesische Zwergwachteln –
Kleine Hühnervögel ganz
gross»,
Taschenbuch, 118 Seiten,

Eigenverlag, ca. Fr. 28.–.
Zu beziehen bei: Cynthia Nupnau, Waldstrasse 1, 8580 Biessenhofen,
thurgauerzwergwachteln(at)gmail.com