Sie ist kaum 90 Gramm schwer, 20 bis 25 Zentimeter gross und wird zwei bis vier Jahre alt – die Mongolische Rennmaus. Da sie sehr pflegeleicht ist, gehört sie zu den beliebtesten Haustieren unter den Nagern. Dies spürt auch Christoph Müller, Präsident der Interessengemeinschaft (IG) Rennmaus Schweiz und Liechtenstein. Seit 2009 züchten seine Frau Fabienne und er Rennmäuse. Und die Nachfrage nach Jungtieren ist gross. In Müllers Einfamilienhaus in Aarwangen BE geht es tierisch zu und her: Hier leben fünf Katzen, fünf Ratten sowie verschiedene Fische und Garnelen – und das in einer Harmonie. Seine Leidenschaft gefunden hat das Ehepaar jedoch in der Aufzucht von Persischen und Mongolischen Rennmäusen.

«Rennmäuse sind immer noch Wildtiere, das darf man nie vergessen», sagt Müller. Die kleinen Nager sehen zwar putzig aus, können sich jedoch gegenseitig so stark angreifen, beissen und kratzen, dass schon manch ein Tier einen Kampf nicht überlebt hat. Ausserdem sind die Tiere sehr nachtragend. Haben sie sich einmal zerstritten, werden sie sich selten wieder versöhnen. Das Problem ist, dass solche Streitereien häufig bei Rennmäusen auftreten, die zu dritt oder in grösseren Gruppen gehalten werden. Müllers raten besonders von einer Dreier-Konstellation ab. Grössere Gruppen seien nur für erfahrene Halter geeignet.

Die IG nimmt zerstrittene Nager auf und versucht, neue Gesellschaft zu finden
Diese Aggressivität unter den Mäusen kann plötzlich auftreten. Viele Halter seien dann überfordert. Aus diesem Grund haben die rund zwei Dutzend Mitglieder der IG Rennmaus ein Notfall-Telefon eingerichtet, das von den Vorstandsmitgliedern betreut wird. Die IG nimmt die kleinen zerstrittenen Nager auf und versucht sie mit anderen Mäusen neu zu vergesellschaften, mit dem Ziel, sie später wieder zu vermitteln.

Neben seriösen Zuchtstätten gibt es immer wieder unseriöse Züchter – vor allem im Internet. Ein Merkmal ist, dass diese Tiere oft kostenlos oder sehr günstig verkauft werden.

«Wir investieren viel Zeit in unsere Zucht», sagen Christoph und Fabienne Müller, die ihre Tiere für 30 Franken verkaufen. Viele ihrer Kunden seien bereit, diesen Preis zu bezahlen, weil sie wüssten, dass die Rennmäuse aus einer seriösen Zucht stammten. Alle Zuchtlinien werden von Müllers während Jahren getestet und nach Erbkrankheiten beobachtet. Ihre Freude und Faszination an den Tieren an die neuen Halter weiterzugeben – das sei das Schönste am Züchten.

In der Heimat der Rennmaus gibt es weder Salat noch frische Fruchtstücke
Christoph Müller rät, das Gehege nur alle ein bis zwei Monate sauber zu machen. Denn die Rennmaus schätzt es nicht, wenn zu oft ausgemistet wird. Ganz wichtig ist, dass die Tiere genügend Einstreu aus Hobelspänen, Heu oder Stroh erhalten. Sie sollte mindestens eine Höhe von 25 Zentimeter betragen in einem Gehege von einer Grösse von 1 m × 50 cm × 50 cm. Auch mit dem Essen ist die Rennmaus unkompliziert: Zwei Teelöffel Körnermischung reichen pro Maus und Tag. Die Mitglieder der IG erhalten viele Anfragen betreffend Nahrung. Wichtig sei, dass man sich überlege, wie die Maus in der Natur lebe, sagt Müller.

Die Mongolische Rennmaus stammt aus Steppen- und Halbwüstengebieten in der Mongolei. Frische Früchte und Salat gibt es dort nicht. Neben der Einstreu brauchen die Tiere auch einen Unterschlupf, eine Trinkflasche und Nagematerial. Müllers empfehlen zudem ein Laufrad, da die Rennmaus in der Natur viele Kilometer zurücklegt. Das Rad sollte aus Holz sein und einen Mindestdurchmesser von 27 Zentimeter aufweisen.

Christoph Müller ist seit März als Präsident der IG Rennmaus im Amt. Sein Ziel ist es, die IG weiterzubringen. «Die Leute sollen wissen, dass es uns gibt», sagt er. Aus diesem Grund nimmt die IG zum dritten Mal an der  Heimtiermesse Animalia in St. Gallen teil. «Für uns ist die Messe ein grosses Highlight im Vereinsjahr», sagt er. Zumal noch viel Aufklärungsarbeit nötig sei: Zu oft werden Halter vor dem Kauf schlecht beraten. Viele neue Besitzer geraten regelrecht in einen Kaufrausch und besorgen Utensilien, welche die Rennmaus nicht braucht. Auch hier will die IG Rennmaus mit Flyern und Informationsstellwänden an der Animalia ansetzen.

Website der IG Rennmaus