Weniger Versuchstiere
Berner Forscher fordern Paradigmenwechsel bei Tierversuchen
Um robustere Ergebnisse bei Tierversuchen zu erzielen, sollte die Forschung von standardisierten Tieren und einheitlichen Haltungsbedingungen wegkommen. So würde die Zahl an benötigten Versuchstieren sinken, teilte die Universität Bern am Dienstag mit.
Die Reproduzierbarkeit von Tierversuchen funktioniert in der Realität erstaunlich schlecht. Das verursache einerseits ökonomische Kosten und wissenschaftliche Unsicherheit. Andererseits sei es ethisch bedenklich, wenn dadurch medizinischer Fortschritt behindert werde und Tiere in nicht aussagekräftigen Versuchen verwendet würden, sagte Hanno Würbel, Professor für Tierschutz an der Universität Bern, in der Mitteilung.
Er forderte gemeinsam mit einem Team von internationalen Fachleuten in der Zeitschrift «Natur Reviews Neuroscience» einen Paradigmenwechsel in der Versuchsplanung. Bislang ging man nämlich davon aus, dass eine möglichst umfassende Standardisierung aller Tiermerkmale und Umweltfaktoren die Reproduzierbarkeit von Ergebnissen garantiert. Nun aber empfiehlt das Forscherteam eine «Heterogenisierung» in Tierversuchen.
Erkenntnisgewinn pro Tier maximieren
Laut den Forschenden gibt es viele Möglichkeiten, um sogenannte biologische Variationen in die Experimente einzubringen. Zum Beispiel können unterschiedliche Zuchtlinien und Altersgruppen, Männchen und Weibchen sowie verschiedene Haltungsbedingungen verwendet werden. Auch lassen sich Versuche in mehreren Teilversuchen oder in unterschiedlichen Laboren durchführen.
Die Autorinnen und Autoren sind überzeugt, dass durch Einplanung biologischer Variation der Gesamtverbrauch an Tieren abnehmen wird. «Wir schlagen einen Paradigmenwechsel vor, um den Nutzen von Tierversuchen zu erhöhen und damit den Tierverbrauch zu vermindern», sagte Würbel. Und: «Statt die Anzahl Tiere pro Tierversuch zu minimieren, sollten wir den Erkenntnisgewinn pro Tier oder Versuch maximieren.»
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