Um die blitzschnellen Augenbewegungen der Ratten zu untersuchen, befestigten Wissenschaftler des Max Planck Instituts für biologische Kybernetik in Tübingen winzige Hochgeschwindigkeitskameras auf den Köpfen der Tiere. So erkannten sie, dass die Ratten ihre Augen nicht immer parallel zueinander bewegen.

«Wenn sich bei uns Menschen beispielsweise ein Auge nach links bewegt, wandert auch das andere Auge nach links und umgekehrt. Bei Ratten bewegen sich die Augen jedoch auch in entgegengesetzter Richtung», wird Studienleiter Jason Kerr in einer Mitteilung des Instituts zitiert.

Ein Auge blickt stets in die Luft
Die Augenbewegungen hängen überwiegend von der Kopfposition ab: Zeigt der Kopf der Ratte nach unten, blicken die Augen nach vorne – sie schielen sozusagen. Dreht das Tier den Kopf auf eine Seite, wandert das tiefere Auge nach oben, das andere nach unten.

Diese Sehstrategie verhindert, dass die Sehinformationen bei der Ratte zu einem einzigen Bild verschmelzen – wie bei uns Menschen. Darum können die Tiere Objekte schlechter fixieren und Entfernungen nicht so gut abschätzen wie wir.

Trotzdem ist das Schielen für sie ein Vorteil: Die Forscher gehen davon aus, dass die permanente Sicht in verschiedene Richtungen die Überlebenschancen der Tiere stark erhöht, weil sie immer auch Greifvögel in der Luft im Auge behalten können.