Es war das Schicksal, das Susanne Karrer dazu brachte, einen Verein zu gründen, der sich für behinderte Hunde einsetzt. Im Februar 2014 hatte die 51-Jährige aus Isenthal im Kanton Uri Rosa bei sich aufgenommen, eine Mischlingshündin, die verletzt auf einer Strasse in Rumänien gefunden worden war. Die Tierschutzorganisation, die Rosa vermittelt hatte, ging davon aus, dass die Hinterläufe der Hündin gebrochen waren und das Tier mit der entsprechenden Pflege wieder gesund würde.

Doch es kam anders: In der Schweiz stellte ein Tierarzt fest, dass Rosa gebrochene Rückenwirbel hatte, also querschnittgelähmt ist und ihre Hinterläufe wohl nie mehr wird bewegen können. Darauf war Karrer nicht vorbereitet. «Ich war am Anschlag», erzählt sie. Rosa habe zum Beispiel ins Haus gemacht, weil sie wegen der Lähmung ihre Ausscheidungen nicht im Griff hatte.

Rasch merkte Karrer, dass sie nicht alleine war. Viele Halter stehen vor Fragen, weil auch sie einen Hund mit Handicap haben. Wo, zum Beispiel, findet man ein Rollwägelchen, das einem Hund die Hinterläufe ersetzt? Braucht es einen Therapeuten und wenn ja, wo gibt es einen? Karrer beschloss zu handeln und gründete im März 2015 mit Gleichgesinnten den Verein für behinderte Hunde. Er sollte eine Anlaufstelle sein für Halter von Hunden mit einer Behinderung irgendwelcher Art.

Häufige Behinderungen bei Hunden seien Blindheit und Taubheit, erklärt Karrer. Auch dreibeinige oder gar zweibeinige Hunde sehe man erstaunlich oft. Daneben gibt es aber auch eine Reihe von neurologischen Erkrankungen, die zu einer Behinderung führen können. Jedes Handicap hat seine Besonderheiten, bei dem spezielle Fragen und Probleme auftauchen können.

Behinderte Hunde sollen leben dürfen
Neben der Beratung ist die Aufklärung ein wichtiges Ziel des jungen Vereins – auch jene der Öffentlichkeit. «Das grösste Problem für viele Halterinnen und Halter von behinderten Hunden ist, dass sie schief angeschaut werden», sagt Karrer. Spaziere man mit einem zweibeinigen Hund, der einen Rolli hinter sich her ziehe, komme es gar vor, dass einem Tierquälerei vorgeworfen werde. «Doch», fragt Karrer, «warum soll ein solcher Hund nicht leben dürfen, wenn er zu zufrieden und zwäg ist?»

Weil behinderte Hunde anspruchsvoll in der Haltung sind, ist auch ihre Vermittlung oft nicht ganz einfach. Vielfach gehe es darum, mögliche Neuhalter auf Schwierigkeiten hinzuweisen, die auftauchen könnten, sagt Karrer. «Bei einem zweibeinigen Hund muss man sich bewusst sein, dass man ihn vielfach wird tragen müssen – ist es ein grosser Hund und wohnt man in einer Wohnung, die nur über eine Treppe zugänglich ist, wird es schwierig.» Was der Verein nicht tut, ist behinderte Hunde aus dem Ausland zu vermitteln. «Hier können wir nicht beurteilen, in welchem Zustand die Tiere sind», sagt Karrer. Jeden Schweizer Hund nehme der Verein in Augenschein, bevor er bei der Vermittlung zu helfen versuche.

Ein weiteres Ziel des Vereins ist die Vernetzung von Menschen mit behinderten Hunden. Dazu dient unter anderem der sogenannte Handicap-Day, bei dem nicht nur die Öffentlichkeit informiert werden soll, sondern Hundehalterinnen und -halter gemütlich zusammensitzen können. Dieses Jahr findet der Anlass am 28. August in Zürich Affoltern statt.
Und was würde der Verein mit den 5000 Franken Preisgeld des «Tierwelt»-Förderpreises tun? Gerade auf Menschen mit behinderten Hunden kämen oft hohe Auslagen zu, zum Beispiel beim Tierarzt, sagt Karrer. «Hier würden wir gerne helfen und Bedürftige unterstützen.» Das Preisgeld wäre ein willkommenes Startkapital für einen solchen Fonds.

www.behinderte-hunde.ch

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